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Jellybooks weiß, was Leser wollen

In welchem Titel schlummert der nächste Bestseller? Welches Buch wird von den Lesern verschlungen und welches verstaubt auf dem Nachttisch? Welches Cover fasziniert die Zielgruppe? Das Reader Analytics-Werkzeug des Londoner Unternehmens Jellybooks verspricht Antworten. Bisher waren die Leseranalysen vor allem für Großverlage erschwinglich. Eine strategische Partnerschaft mit der Holtzbrinck-Rezensionsplattform Lovelybooks soll Leseranalytik jetzt auch dem Mittelstand zugänglich machen. 

Im IT-Channel von buchreport.de erklären die Architekten der Partnerschaft, Andrew Rhomberg (Gründer Jellybooks) und Markus Wölflick (Geschäftsführer Lovelybooks), wie Leseranalytik Verlage vor teuren Fehlern bewahren könnte.

Andrew Rhomberg, Gründer Jellybooks. Foto: Jellybooks.

Andrew Rhomberg, Gründer Jellybooks. Foto: Jellybooks.

Was Leseranalytik den Verlagen und Autoren bringt

Die Partner haben gemeinsam eine Gesamtlösung entwickelt, um Bücher noch vor dem Erscheinungstermin mit Lesern zu testen und von Lesern bewerten zu lassen. Dadurch sollen Autor und Verlag besser verstehen können, wie Bücher bei Lesern wirklich ankommen.

Teilnehmende Leser bekommen die Möglichkeit, Leseexemplare kostenlos zu lesen, und übermitteln im Gegenzug ihre Lesedaten an Jellybooks. 

Rezensionen und Leserstimmen, aber auch Verleger-, Vertreter- oder Buchhändlermeinungen haben immer etwas Subjektives. Leseranalytik objektiviert solche Meinungen, indem sie zu Kennzahlen aggregierte Datenpunkte auswertet. So können Autor und Verlage das Leseverhalten und die Eindrücke einer repräsentativen Anzahl von Lesern intensiv analysieren und daraus Rückschlüsse ziehen. Solche Analysemethoden sind schon seit Langem in der Film- und Musikbranche Routine und gehören zur DNA von E-Commerce-Giganten wie Amazon. Mit der neuen Partnerschaft sollen sie auch im Verlagswesen praktikabel und erschwinglich werden.

So funktioniert die Partnerschaft zwischen Jellybooks und Lovelybooks

Bisher waren die Verlage für die Rekrutierung von Testlesern verantwortlich. Dabei ist es besonders aufwändig, eine kritische Masse an Lesern zu gewinnen. Auf 100 Testergebnisse lassen sich keine weitreichenden Programm- und Marketingentscheidungen stützen, beschreibt Lovelybooks-Geschäftsführer Markus Wölflick das Problem. Deshalb übernimmt künftig Lovelybooks als größte Buchcommunity in Deutschland mit über 400.000 registrierten Lesern diese Aufgabe und bietet damit gemeinsam mit Jellybooks eine Komplettlösung für Testlesekampagnen an. Die erste Kampagne startet Ende April 2018. Wölflick peilt pro Titel 500 Testergebnisse an und verspricht mindestens 300. Das Risiko, aufwändig Testleser zu rekrutieren und am Ende trotz viel Aufwand keine belastbaren Auswertungen zu erhalten, soll damit entfallen.

Jellybooks bietet seit 2016 eine verbreitete „Reader Analytics“-Plattform an, die in Deutschland von Großverlagen wie Bastei Lübbe, Blanvalet, Droemer Knaur, dtv, Heyne, Rowohlt und Ullstein regelmäßig genutzt wird. Mehr als 5.000 Leser nehmen an solchen Testleseaktionen bei Jellybooks jeden Monat in Deutschland bereits teil. Im Ausland machen unter anderem Pan Macmillan, Penguin Random House und Simon & Schuster von der Lösung Gebrauch. Jellybooks kümmert sich in der Kooperation um die Erfassung und Auswertung der Lesedaten. Diese werden mittels einer von Jellybooks entwickelten und direkt in die E-Books integrierten Software erfasst. Leser können vertraute Leseapplikationen wie iBooks, Adobe Digital Editions, Bookshelf und andere ePub3-taugliche Apps einsetzen. Sie lesen die E-Books zum Beispiel auf ihrem Apple iPhone oder iPad, ihrem Android Smartphone oder Tablet oder auch ihrem Windows Laptop. Jellybooks führt die komplette Modifizierung und Distribution der E-Books sowie die Erfassung der Lesedaten durch.

Den Vertrieb der Lösung an die Verlage in der DACH-Region übernimmt das Verkaufsteam von Lovelybooks. Den Support teilen sich beide Unternehmen: Während Lovelybooks die Verlage bei der Interpretation der Zahlen unterstützt, erledigt Jellybooks den technischen Support.

»Wir wollen Sicherheit in der Entscheidung für einen Spitzentitel geben«

Lovelybooks-Geschäftsführer Markus Wölflick zur strategischen Partnerschaft mit Jellybooks

Als Geschäftsführer der größten Leser-Community im deutschsprachigen Raum und ehemalige Amazon-Führungskraft kennen Sie das datengetriebene Arbeiten und Management aus dem Effeff. Was verändert es für Sie, wenn Sie Ihre Entscheidungen nicht nur auf Erfahrungen, sondern auch auf Messergebnisse stützen können?

Markus Wölflick, Geschäftsführer Lovelybooks. Foto: Marion Vogel.

Markus Wölflick, Geschäftsführer Lovelybooks. Foto: Marion Vogel.

Datengetriebene Entscheidungen sind für uns immer dann besonders sinnvoll, wenn ein Testszenario zu verschiedenen Varianten gut vergleichbare Daten liefern kann. So entstanden schon vor über 15 Jahren bei Amazon viele neue Produktfeatures in tausenden A/B Tests oder wurden auch wieder verworfen, wenn die messbare Nutzerreaktion negativ war. Auch aktuell bei Lovelybooks arbeiten wir viel mit A/B Tests oder Multivariate-Tests, wenn es um neue Webseite-Elemente geht, etwa bei der Auswahl passender neuer Bücher für unsere Communitymitglieder.

Sind diese Tests statistisch sauber aufgesetzt und ausgewertet, schaffen darauf basierende Entscheidungen bei mir und im ganzen Team Vertrauen und Sicherheit, und wir können uns mit voller Konzentration den nächsten Entwicklungsschritten widmen. Genau diese Sicherheit in der Entscheidung für einen potenziellen Spitzentitel wollen wir den Verlagen mit Reader Analytics geben.

Zusammen mit Jellybooks werden Sie im April 2018 in den Markt der Reader Analytics einsteigen. Was machen Sie besser als Ihre Konkurrenten?

Ein klassischer Wettbewerber zur Reader Analytics existiert in Deutschland nicht. Wir treten also eher in Konkurrenz zu den etablierten Auswahlverfahren in den Verlagen mit Lektorat, Marketing oder Außendienst. Dieses Fachwissen in den Verlagen, aus der Vielzahl von Neuerscheinungen potenzielle Spitzentitel aufzuspüren, wollen wir nicht in Frage stellen, sondern gezielt unterstützen mit sauber erhobenen und übersichtlich ausgewerteten Testlesedaten. Die Verlage werden begeistert sein.

Welche Vorgehensweise empfehlen Sie konkret den Verlagen, die den maximalen Nutzen aus Reader Analytics ziehen wollen?

Ausprobieren! Durch die Kooperation Jellybooks/Lovelybooks ist es ab sofort für jeden Verlag möglich, auch mit nur einem zu testenden Buchtitel und geringem Budget anzufangen, Echtlesedaten zu sammeln und Schlüsse daraus zu ziehen. Und das sogar ohne große eigene Datenbank an potenziellen Testlesern.

Die Kampagnenplanung

Lovelybooks und Jellybooks werden in regelmäßigen Abständen Testlesekampagnen durchführen, an denen mehrere Verlage gleichzeitig teilnehmen können. Das heißt: Ein Verlag kann einen einzelnen Titel als Bestandteil einer größeren Kampagne testen. Dies ist von großem Vorteil gerade bei vergleichenden A/B-Tests, bei denen der Einfluss des Covers und der Beschreibung auf Leserentscheidungen und Leserengagement objektiv gemessen wird.

Interessierte Lovelybooks-Mitglieder können sich ab Anfang April bei Lovelybooks in einem „Testleser-Club“ für die erste Testlesekampagne anmelden und damit auch an zukünftigen Testlesekampagnen teilnehmen. Im Unterschied zu anderen Anbietern findet keine Verlosung von Gratisexemplaren statt. Stattdessen können bei jedem getesteten Titel die ersten 300 bis 1000 Leser sofort mitmachen (die genaue Anzahl hängt vom Verlag und Buch ab). Testleser müssen keine erfolgreichen Buchblogger oder „Booktuber“ sein, um teilnehmen zu können. Im Gegenteil, alle interessierten Leser sind nicht nur willkommen, sondern ausdrücklich zur Teilnahme eingeladen. Es geht darum, so weit als möglich die Reaktion „normaler“ Leser zu erfassen und nicht speziell die von „Influencern“.

Interessierte Verlage können ihre Teilnahme für die ersten Kampagnen bereits jetzt bei Lovelybooks buchen.

Welche Fragen beantwortet Leseranalytik den Verlagen?

  1. Welche Bücher in der Zielgruppe wirklich ankommen – und somit datenbasiert noch vor dem Erscheinungsdatum besser entscheiden können, auf welche Titel der Verlag sein Marketing-/PR-Budget sinnvollerweise setzt.
  2. Wie sie Cover, Inhaltsangabe und Klappentexte optimieren und für maximales Verlaufspotential sorgen. Mit Leseranalytik kann objektiv gemessen werden, welchen Einfluss der Buchumschlag auf den Leser bzw. seine Kaufentscheidung hat und was für Erwartungen Beschreibung und Cover beim Leser wecken. Im Nachhinein lässt sich ebenso messen, ob diese auch erfüllt werden.
  3. Mit Leseranalytik lässt sich auch das Weiterempfehlungspotential eines Buches testen und messen. Darauf basierend können Verlage Ihre Marketingkanäle besser auswählen.
  4. Die Leserdaten helfen die angepeilte Zielgruppe zu bestätigen oder neu zu definieren und damit Verkaufsstrategien treffsicher zu definieren.
Aufmerksamkeits-Diffusion: So schmilzt die Leserschaft eines Bestsellers von Kapitel zu Kapitel dahin. Grafik: Jellybooks.

Aufmerksamkeits-Diffusion: So schmilzt die Leserschaft eines Bestsellers von Kapitel zu Kapitel dahin. Grafik: Jellybooks.

Leseranalytik soll Verlage dabei unterstützen ihre limitierten Ressourcen besser einzusetzen und besser zu verstehen, welches Publikum sich für welches Buch interessiert. Sie lässt sich auch retrospektiv einsetzen, um nach einer Einführungskampagne besser zu verstehen, warum ein Buch die Erwartungen des Verlages erfüllt hat bzw. auch nicht erfüllt hat. Darüber hinaus gibt sie dem Verlag Aufschluss darüber, welche Faktoren zum Erfolge/Misserfolg maßgeblich beigetragen haben. Mögliche Kennzahlen und Fragestellungen:

  • Wie viele Leser, die ein Buch anfangen, lesen es auch zu Ende?
  • Wie schnell wird das Buch gelesen?
  • Können Leser das Buch kaum aus der Hand geben? Wird bis tief in die Nacht gelesen oder zieht sich das Lesen eher?
  • Wie zufrieden waren Leser mit dem Buch und empfehlen sie es anderen Lesern?
  • Welche Auswirkung hat ein geändertes Cover oder Beschreibung auf das Leserverhalten (A/B-Test).
  • Wo brechen Leser ab? Was sind die Gründe dafür, dass Leser abbrechen?

Die Antworten auf diese und weitere Fragen werden in einem Reporting mit eindeutigen Kennzahlen zusammengefasst. Diese Daten lassen auch einen Vergleich zum Gesamtmarkt und auch zu ähnlichen Büchern zu, basierend auf dem nationalen wie internationalen Erfahrungsschatz von Jellybooks.

Der Schutz der Leserdaten

Potentielle Testleser werden vor der Teilnahme im Detail zum Thema Datenschutz informiert und aufgeklärt, dass Lesedaten erfasst werden. Die Daten werden an Jellybooks aber nur übertragen, wenn der Leser die „Lesedaten senden” Taste drückt. Leser können jederzeit online ihre eigenen Lesedaten einsehen. „Wir haben beobachtet, dass viele Testleser sich für dieses Feature interessieren und offenbar großen Spaß daran haben, weil es Aufschluss über das eigene Leseverhalten gibt“, bemerkt Jellybooks-Gründer Andrew Rhomberg dazu.

Das Lovelybooks-Team ist auch auf der Leipziger Buchmesse vertreten: In Halle 5 D 406.

IT-Grundlagen und Technologien der Zukunft

Mehr zum Thema IT und Digitalisierung lesen Sie im IT-Channel von buchreport und den Channel-Partnern knk und Rhenus. Hier mehr…

Bilder: Jellybooks, Marion Vogel, Pixabay.

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