Dass Bob Woodwards Buch über US-Präsident Donald Trump ein Bestseller werden würde, war absehbar. Zu spektakulär waren die Enthüllungen über die Zustände im Weißen Haus, die bereits Tage vor der Auslieferung von „Fear“ nach und nach an die Öffentlichkeit gedrungen waren und von den Medien genüsslich seziert wurden. Doch der Run auf das Hardcover, als es Dienstag endlich lieferbar war, hat in den USA alle Erwartungen weit übertroffen. Die deutsche Ausgabe von „Fear“ erscheint mit dem Titel „Furcht. Trump im Weißen Haus“ am 16. Oktober bei Rowohlt.
Rund 750.000 Exemplare hat Simon & Schuster quer durch alle Formate am Erstverkaufstag verkauft, eine absolute Rekordmarke für die New Yorker Publikumsverlagsgruppe. Die Überraschung hielt sich im Haus jedoch in Grenzen, denn schon die Vorbestellungen hätten sich auf nie dagewesenem Niveau bewegt, sagte Verleger Jonathan Karp in einem Statement.
Das hat auch mit dem Namen des Autors zu tun. Der 75-Jährige Woodward ist in den USA eine journalistische Institution, seit er gemeinsam mit seinem „Washington Post“-Kollegen Carl Bernstein die Hintergründe der „Watergate“-Affäre aufdeckte, die 1974 letztlich zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon führte.
Bis zum Erstverkaufstag waren von „Fear“ 1 Mio Hardcover in acht Auflagen an den Handel ausgeliefert worden. Die Nachfrage ist weiterhin so groß, dass Mittwochabend kurzfristig noch einmal 150.000 Exemplare nachgedruckt wurden und die Druckerei für das Wochenende mit weiteren Aufträgen rechnet.
Lieferengpässe hat es trotzdem gegeben, wenn auch nicht in dem Umfang wie im Januar, als Michael Wolffs Trump-Enthüllungsbuch „Fire & Fury“ (in Übersetzung ebenfalls bei Rowohlt erschienen) tagelang nicht zu haben war. Bei Amazon und bei einigen unabhängigen Buchhändlern ist das Hardcover derzeit ausverkauft. Dafür punktet der Onliner mit der Kindle-Ausgabe, die für vergleichsweise teure 17,98 Dollar statt 30,00 Dollar angeboten wird.
Barnes & Noble meldet, dass seit Harper Lees Millionenseller „Go Set a Watchman“ im Juli 2015 kein Buch besser aus den Startlöchern gekommen ist als „Fear“. So viele Kunden wie nie zuvor hätten zudem die Möglichkeit genutzt, das Hardcover vorab online zu bestellen und nach Erscheinen in einer Filiale abzuholen.
Etliche Indie-Buchhändler im Großraum Washington hatten Montag bis über Mitternacht hinaus geöffnet, weil sich viele Kunden trotz der späten Stunde angemeldet hatten. Bei Politics & Prose, dem wohl bekanntesten Indie der Hauptstadt, wurden in zwei Stunden 60 Bücher verkauft, weitere 300 waren vorbestellt. Einer der größten Aufträge kam aus einer ungenannten Botschaft, die gleich 13 Exemplare geordert hatte.
Für Simon & Schuster erweist sich Präsident Trump mittlerweile als unerwartete Goldgrube. Denn mit „Unhinged“, dem Enthüllungsbuch der ehemaligen Trump-Beraterin Omarosa Manigault-Newman über den Alltag im Weißen Haus hatte der zu CBS gehörende Verlag vor einigen Wochen einen weiteren Bestseller. Von „Unhinged“ werden mittlerweile über 600.000 verkaufte Exemplare gemeldet.
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