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Besondere Kinderbücher im Buchstäbchen

Das Stuttgarter Buchstäbchen ist mehr als eine Buchhandlung. Neben Büchern spielen eine Galerie und Workshops bei Myriam Kunz eine Rolle. Damit sollen Kinder für das Thema Gestaltung sensibilisiert werden.

Vor der Buchhandlung: Inhaberin Myriam Kunz ist studierte Innenarchitektin und hat nach der Geburt ihrer zwei Töchter ein Interesse an Kinderbüchern gefunden. (Foto: Julia Sang Nguyen)

Das Buchstäbchen von Myriam Kunz im Stuttgarter Westen ist ganz jung – ebenso wie seine bevorzugte Klientel. Gegründet wurde die Kinder- und Jugendbuchhandlung 2016 mit der Vision, einen Dreiklang aus Büchern, Galerie und Workshops umzusetzen. Doch erst nach dem Umzug in ein größeres Ladenlokal mit angrenzendem Mehrzweckraum (dem „Allesraum“) Anfang des Jahres wurde diese Vision Wirklichkeit. Zur Freude von Kunz macht sich der Umzug zudem bei Umsatz und Frequenz bemerkbar.

„Die Atmosphäre ist so gemütlich, dass das sogar Hygge-Vertreter begeistert“, erklärte Jurymitglied Sandra Kegel in ihrer Laudatio auf die besten Buchhandlungen. „Um Lust auf Bücher zu bekommen, muss man nur einmal das Buchstäbchen besucht haben.“ Dass Buchhändlerin Kunz ein Vorleben als Innenarchitektin hat, merkt man dem durchdachten Design des Ladens an.

Was die Gestaltung auf dem Papier angeht, hat sie sich Hilfe bei der Münsteraner Illustratorin Swantje Hinrichsen geholt. Zentrales Element des Designs sind ein Gesicht und ein „B“, „dankbare Motive, die man oft applizieren und mit denen man spielen kann“, so Kunz, der die Außendarstellung und der ganzheitliche Auftritt der Buchhandlung wichtig ist: „Unsere Produkte sind sehr ambitionierte Bücher. Für sie muss das Umfeld einen würdigen Rahmen geben.“

 

Gründerkurs und eBuch-Anbindung

Quereinsteigerin Kunz ist nach der Geburt ihrer zwei Töchter zur Kinderbuchexpertin geworden: „Als Mutter erfuhr ich, dass ein gutes Kinderbuch auch Erwachsenen gefallen sollte. Oder lesen Sie gerne etwas vor, was Sie langweilt? Kinder möchten ihre Lieblingsbücher meist wieder und wieder vorgelesen bekommen, da ist es schön, wenn die Zeichnungen immer neue, oft witzige Details schenken.“ Weil Bücher, die mehr als die Standard-Geschichte erzählen, nicht überall zu finden sind, begab sie sich auf eine Recherchereise durch ganz Europa auf der Suche nach ausgefallenen Büchern. Anschließend eröffnete sie damit ihre mittlerweile auf 63 qm gewachsene Buchhandlung, die sie nach Intuition bestückt.

Buchstäbchen

Schwabstr. 48, 70197 Stuttgart | Tel. 0711/62096300 | www.buchstaebchen-stuttgart.de

  • Inhaberin: Myriam Kunz
  • Schwerpunkte: Kinder- und Jugendbücher, Illustrationskunst und Geschenke rund um die Themen Grafik und Design
  • Verkaufsfläche: 63 qm (+ 50 qm Allesraum)
  • Mitarbeiter: 4 Teilzeitkräfte

Schon vor der Eröffnung ihres Sortiments war Kunz selbstständig und kannte sich etwa in Sachen Buchhaltung bereits aus. Das spezielle Buchhandelswissen hat sie sich durch mehrere Kurse im Schnellverfahren angeeignet, u.a. durch einen Gründungskurs beim Buchhandelsberater Klaus-W. Bramann. Gleich nach der Eröffnung ist sie außerdem Mitglied der eBuch geworden und freut sich über das Netzwerk erfahrener Kollegen, die die Neu-Buchhändlerin unterstützen: „Egal welche Frage man hat, innerhalb von ein paar Minuten bekommt man eine Antwort.“

Blick ins Buchstäbchen: Die Buchhandlung ist sehr hell gehalten, strukturiert und aufgeräumt, aber nicht steril. Die Handschrift der Innenarchitektin Kunz ist erkennbar. (Foto: Julia Sang Nguyen)

Neben Kinder- und Jugendbüchern (auch auf Englisch und Französisch) sind im Buchstäbchen auch Illustrationskunst und Geschenke rund um das Thema Grafik und Design, Papierkunstwerke und Spiele erhältlich. Kunz hält Titel aus rund 30 Verlagen vor, bezeichnet sich aber augenzwinkernd als „NordSüd-Flagshipstore“. Lesungen, Ausstellungen und Workshops, die Kinder für die Schönheit von Büchern, Druckkunst, Typografie und Papier begeistern sollen, runden das Angebot ab. „Unsere Kinder wachsen als Digital Natives mit neuen Medien und sozialen Netzwerken auf. Gerade weil wir in dieser rasanten, virtuellen Zeit leben, bin ich davon überzeugt, dass wir analoge und sinnliche Gegenpole brauchen, um zur Ruhe zu kommen und fest verankert in der Welt zu bleiben“, erklärt Kunz ihren Ansatz.

 

Gestalterische Früherziehung

In der Buchhandlung ist das Haptische nicht nur auf das Papier bezogen wichtig. Kunz: „Bei uns gibt es gestalterische Früh­erziehung, um die Kinder in Kursen auch über das Thema Buch hinaus für Gestaltung zu sensibilisieren.“ In Form von Büchertischen oder Lesungen als Einstimmung wird das jeweilige Kursthema mit dem Sortiment verknüpft. Die persönliche Bindung zu Kindern und deren Eltern zu stärken, steht bei den Workshops im Vordergrund. Das Angebot, das sich in Teilen auch nur an Erwachsene richtet, umfasst zum Beispiel Handlettering- und Stempelkurse sowie Veranstaltungen zu Schmuckherstellung und das Basteln von Osterdekoration.

Die Workshops werden zum Teil in Kooperation mit selbstständigen Künstlern und Studenten durchgeführt und kosten zwischen 5 und 39 Euro. Sie können online über einen Warenkorb gebucht werden. Die Nachfrage ist groß: Die Kurse sind Kunz zufolge zu 90% ausgebucht. Kommuniziert wird das Angebot über ein gedrucktes Veranstaltungsprogramm, das mittlerweile von 4 auf 32 Seiten gewachsen ist, sowie online über die Website, einen Newsletter, via Facebook und Instagram.

Blick ins Buchstäbchen (Foto: Julia Sang Nguyen)

In den Social Media ist Kunz generell sehr aktiv und postet etwa ausführliche Beiträge über Bücher, zu denen sie zum Teil auch direkte Rückmeldungen bekommt. Vor allem der Instagram-Account habe auch zum (überregionalen) Erfolg des Sortiments beigetragen. „Jeden Tag kommen lokale Kunden und sagen: ‚Ich habe das Buch gesehen, wo ist es denn.‘ Wir haben aber auch Kunden aus ganz Deutschland“, erklärt Kunz. „Ein- bis zweimal in der Woche macht jemand auf der Durchreise bei uns Station, mit dem Hinweis: ‚Wir wollten hier unbedingt einmal vorbeischauen.‘ Dann verbringen sie zwei, drei Stunden in der Buchhandlung und machen den Kofferraum voll. Das würde ohne Instagram nicht funktionieren.“ Um Kunden Buchempfehlungen zu geben, sei das Netzwerk ein gutes Medium. Je nach Thema gefallen die Posts zwischen 200 und 500 Leuten.

Mit den Instagram-Storys erreicht die Buchhandlung sogar bis zu 4000 Kunden, die sich die Posts bewusst ansehen. Und entscheidend: die dazugehörigen Bücher kaufen – zum Teil auch online. Immerhin ca. 10% des Umsatzes macht die Buchhandlung mit dem eigenen Online-Shop.

Christina Reinke reinke@buchreport.de

Deutscher Buchhandlungspreis – im buchreport.magazin 11/2019

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im buchreport.magazin.

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