Die Klimadebatte lässt auch die Buchbranche nicht kalt. Das gilt natürlich auf inhaltlicher Ebene, denn viele Sachbücher zur Klimakrise und Ratgeber zum ökologischen Leben verkaufen sich 2019 gut. Als produzierender Wirtschaftszweig sind Verlage aber auch selbst gefragt, sich auf herstellerischer Ebene mit der Nachhaltigkeitsfrage auseinanderzusetzen. Angesichts der riesigen weltweiten Herausforderung ist es etwas nischig, doch das bislang dominierende Thema in der hiesigen Branchendiskussion ist die Einschweißfolie, in der viele Verlage ihre Hardcover ausliefern.
Nach dem Vorstoß von Bonnier im Herbst 2018 („#ohneFolie“), als erstmals demonstrativ und öffentlichkeitswirksam unfolierte Hardcover ausgeliefert wurden, schließen sich angesichts der positiven Resonanz aus Handel und Leserschaft weitere Verlage wie Delius Klasing und Hanser an, die nur noch in Ausnahmefällen Bücher folieren und so weniger Plastikmüll verursachen wollen. Inzwischen hat der Ansatz den Praxistest weitgehend bestanden, sodass 2020 wohl immer weniger Plastikfolie zum Einsatz kommen wird.
Doch reicht ein medienwirksamer Verzicht aufs Einschweißen? „Ein ganz klares Nein, das geht weit über die Verpackungsstandards von Büchern hinaus. Hier sehe ich alle Branchenteilnehmer in der Verantwortung, vom Produzenten und Verlag über Logistiker bis zum Handel“, warnt etwa Knesebeck-Geschäftsführerin Antonia Bürger. Das Thema steht daher sowohl in einzelnen Unternehmen als auch konzentriert beim Börsenverein in der IG PRO (Prozesse, Rationalisierung, Organisation) oben auf der Agenda. Entwickelt wird ein Leitfaden mit praktischen Tipps zum Klimaschutz. IG PRO-Sprecher Michael Kursiefen (Schweitzer Fachinformationen) hofft, noch im Laufe des 1. Quartals spruchreife Ergebnisse veröffentlichen zu können.
Tipps von den britischen Kollegen
„Grüne“ Anregungen für das eigene Klimaschutzkonzept holt sich die deutsche Branche nicht nur im Diskurs mit ihren Mitgliedern und Verbandsausschüssen. Ein wichtiger Stichwortgeber zu diesem Thema ist der britische Buchhandel, denn eine Initiative der Booksellers Association (BA) ist mit ihren ökologischen Ansätzen für die Buchbranche den deutschen Kollegen einen Schritt voraus.
„Green Bookselling: A Manifesto for the BA, Booksellers and the Book Industry“, das Strategiepapier des britischen Buchhändlerverbands, ist ein interessanter ökologischer Ressourcen- und Ideen-Pool. Einen Artikel über das Projekt lesen Sie im kommenden buchreport.magazin 1/2020 (ET: 4. Januar) sowie als Online-Version hier (ab dem 3. Januar, 17 Uhr).
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