In den aktuellen Frühjahrs-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt 14 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Dominik Barta
Mein Roman in drei Sätzen
Die rätselhafte Krankheit der Mutter bringt den Alltag einer Familie ins Wanken. Sämtliche Konflikte, die über dem oberösterreichischen Dorf lasten – die ungewisse Zukunft der Landwirtschaft, der Abzug der jungen Leute, der Zuzug Fremder – schlagen sich innerhalb der Familie Weichselbaum nieder. Mit zunehmender Dringlichkeit wird deutlich, welche Rolle Zuneigung, Vertrauen und Liebe selbst im profansten Alltag spielen.
Mein Weg zu Zsolnay …
… führte über höfliches Heranwagen, zögerliches Vortasten, ermutigende Absagen, optimistische Beharrlichkeit, einen freien Sommer und viele glückliche Augenblicke.
Das Verdienst meiner Lektorin
Zunächst hat mir Bettina Wörgötter Vertrauen eingeflößt. Ihre Gunst hat meinem Schreiben Spielraum verschafft. Dann ermunterte sie mich, anzuspitzen und abzurunden. Schließlich half sie mir, möglichst jeden Anflug von „Zuviel“ abzutragen. Es ist ein wunderbarer Luxus, jemanden wie Bettina zu haben.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Dazu kann ich kaum etwas sagen. Ich weiß nicht, ob ich mich in dieser „Branche“ auskenne. Bislang überraschte mich die Liebenswürdigkeit der Leute, mit denen ich zu tun hatte.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Beinahe jede Buchhandlung ist meine Lieblingsbuchhandlung. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, wie ich an einem sonnigen Nachmittag als 16-Jähriger in der Buchhandlung Alex am Linzer Hauptplatz „Ausweitung der Kampfzone“ von Michel Houellebecq kaufte. Das Gefühl von Stärke, das ich damals empfand, ist mir bis heute präsent.
Meine Lieblingsautoren
Javier Marías und Mario Vargas Llosa. Pier Paolo Pasolini und Italo Calvino. Rudyard Kipling und James Baldwin. Stendhals „Kartause von Parma“. Ivo Andric: „Wesire und Konsuln“. Wyslawa Szymborska und Ingeborg Bachmann. Meine Lieblingsschriftsteller in deutscher Sprache sind Johann Wolfgang von Goethe und Franz Kafka, Heimito von Doderer und Joseph Roth.
So lese ich
Konzentriert, zurückgezogen und möglichst unabgelenkt. Leider kann ich in Kaffeehäusern, Zügen, Schwimmbädern und am Strand nicht lesen. Ergibt sich die Möglichkeit, einem fremden Gespräch zuzuhören oder die Mitmenschen friedlich im Sonnenschein zu beobachten, kann ich nie widerstehen.
Schreiben ist für mich …
… eine Möglichkeit, in meinem Kopf Klarheit zu schaffen oder mich in einen Traum hineinzusteigern. Ich schreibe, um etwas herauszufinden, das ohne die Tätigkeit des Schreibens nicht herauszufinden wäre. Andererseits ist Schreiben eine Möglichkeit, mir eine Welt zu erfinden oder etwas auszuleben, das mir die Realität nicht bietet.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Ich gehe gerne spazieren und suche die frische Luft. Abends treffe ich Freunde und versuche mit Bier, Scherzen und Musik alle Schwere zu vertreiben. Manchmal denke ich, es ist ein Jammer, dass ich nur zurückgezogen schreiben und lesen kann und der Körper beim Schreiben ruhen muss. Dann wiederum genieße ich, wie unaufgeregt und leise das eigene Tun vonstatten geht.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Wir haben uns entschieden, den Roman „Vom Land“ ins Programm zu nehmen, weil das Buch eine Dringlichkeit hat, die auf die Leserin und den Leser übergeht. Dominik Barta liefert mit seinem Debüt eine vielstimmige Land- und Zeitdiagnose. Der Text bringt rundum Gewissheiten ins Wanken: zwischen Gut und Böse, zwischen Freunden und Feinden und innerhalb der Familie. Die Strategien mit der – oft nur gefühlten – Ausweglosigkeit umzugehen (schweigen, weggehen, arbeiten bis zum Umfallen …) sind, so wie viele kleine Details des Lebens in der Provinz, sehr gut beobachtet und beschrieben. Mich hat „Vom Land“, ein auf vielen Ebenen zu Herzen gehendes Buch, ein wenig an die Bücher des französischen Schriftstellers Édouard Louis erinnert. Und die österreichischen Ahnen eines solchen Textes muss ich eigentlich gar nicht explizit erwähnen …
Bettina Wörgötter, Lektorin
Debütanten im Frühjahr 2020 – im buchreport.magazin 01/2020
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