Das sich rund um den Globus immer schneller ausbreitende Coronavirus Covid-19 versetzt den Buchmarkt zunehmend in Alarmzustand. Nachdem vergangene Woche die Kinderbuchmesse in Bologna um vier Wochen auf den 4. bis 7. Mai verschoben worden ist (hier ein paar Reaktionen), wurde Sonntagabend Livre Paris abgesagt, die größte Buchmesse Frankreichs, die eigentlich vom 20. bis 23. März hätte stattfinden sollen.
Verständlich, dass sich die Branche jetzt fragt, wie es mit der Leipziger Buchmesse (12. bis 15. März) und der London Book Fair (LBF) von Dienstag bis Donnerstag der kommenden Woche weitergeht. Die Aussagen der Organisatoren sind (noch) positiv. „Die Leipziger Buchmesse findet statt! Wir stehen mit den zuständigen Gesundheitsbehörden im Kontakt und es liegen uns bisher keine weiteren Auflagen vor“, teilten die Verantwortlichen am gestrigen Sonntag über ihren Twitter-Account mit. Parallel hat auch London in einem Statement nachdrücklich darauf verwiesen, dass die wichtigste Lizenzmesse des Frühjahrs wie geplant stattfinden wird.
Doch gerade an der Themse mehren sich aktuell die Fragezeichen, denn die Reihen der prominenten Aussteller lichten sich. Vor allem die Amerikaner sagen reihenweise ab:
- Den Anfang hatte Simon & Schuster am Freitag gemacht, übers Wochenende haben sich u.a. HarperCollins, Macmillan und Hachette, Großhändler Ingram und Digitalauslieferer Overdrive angeschlossen.
- Marktführer Penguin Random House (PRH) hat zwar in New York angekündigt, zu Wochenbeginn seinen Messestand gen London verladen zu wollen, hat aber den für die LBF vorgesehenen Mitarbeitern den Messebesuch freigestellt; angeblich hat das Penguin-Kontingent inzwischen nahezu komplett verzichtet.
- Bereits seit einigen Wochen steht fest, dass die üblicherweise stark vertretenen asiatischen Länder ihre Präsenz drastisch zurückgefahren haben; das gilt nicht nur für China, sondern u.a. auch für Japan und Südkorea.
Es mehren sich die Hinweise, dass die Leipziger Buchmesse besser umgehend abgesagt werden sollte.
Die Risiken einer Durchführung der Messe – für die Unternehmen unserer Branche, unsere MitarbeiterInnen wie auch unsere KundInnen – halte ich für nicht mehr vertretbar.
Eine sofortige Absage ist angezeigt.
Aktuell (heute 10 Uhr) hat das Robert-Koch-Institut auf dem Hintergrund der auf 150 gestiegenen Zahl der in Deutschland infizierten Personen seine Risikobewertung zu COVID-19 von ‚gering bis mäßig‘ auf ‚mäßig‘ angehoben.
Die EU-Kommission hat heute das Risiko-Level für Ansteckungen von ‚moderat‘ auf ‚moderat bis hoch‘ gesetzt.
Mit einer sofortigen Entscheidung (wie erbeten) werden unseren Branchenteilnehmern, die (noch) an den Vorbereitungen für die Buchmesse arbeiten, die damit zusammenhängenden weiteren Kosten erspart. Dies gilt in besonderem Maße für ausstellende Unternehmen wie auch die dienstleistenden Verlagsauslieferungen / Zwischenbuchhändler.
Die Entscheidung muss wohl in Leipzig fallen.