Bei der Zusammenarbeit mit Verlagen ist ein professionelles Exposé ein Muss. Aber auch im Selfpublishing kann es dem Burchprojekt helfen. Annika Bauer und Ulrike Bremer von BoD erklären, warum – und was dabei zu beachten ist.
Was genau ist ein Exposé?
Annika Bauer: Ein Exposé ist wie eine Bewerbungsmappe, die traditionell verfasst wird, um einem Verlag ein Manuskript vorzustellen. Durch das Exposé gewinnt das Lektorat einen ersten Überblick über einen Text – über Thema, Genre und Zielgruppe, aber auch über den Grad an Professionalität.
Ulrike Bremer: Außerdem sollte man bestenfalls bereits im Exposé erkennen, ob die Handlung gut konzipiert ist und der Plot funktioniert.
Warum ist es für Selfpublisher wichtig, ein Exposé zu schreiben?
Bremer: Für Selfpublishing-Autoren ist das Exposé ein hervorragendes Instrument, um sich Klarheit über das eigene Manuskript zu verschaffen. Ein Exposé „zwingt“ mich dazu, die Idee meines Buches auf den Punkt zu bringen: Was ist der Kern meiner Geschichte? Was ist der zentrale Konflikt? Was motiviert meine Figuren und welche Entwicklung nehmen sie? Wenn ich Probleme habe, diese Fragen zu beantworten, kann dies auf Schwachstellen in meinem Plot hindeuten.
Bauer: Darüber hinaus erleichtert ein Exposé Selfpublishern die Zusammenarbeit mit Lektoren und Grafikern. In der sich immer stärker professionalisierenden Selfpublishing-Szene arbeiten viele Autorinnen und Autoren mittlerweile mit Dienstleistern zusammen. Hier kann ein prägnantes Exposé eine gute Kommunikationsgrundlage sein, oft ersetzt es schon fast ein professionelles Briefing.
Welche Informationen zum Buch sollte es beinhalten?
Bremer: Das kommt darauf an, an wen sich ein Exposé richtet. Will ich mein Manuskript einem Verlag vorstellen, sind die Eckdaten des Manuskripts wichtig: Titel, Umfang, Genre, Zielgruppe und thematische Schlagworte. Als Selfpublisher sollte man sich vor allem auf die Handlung und – mindestens genauso wichtig – die späteren Leser fokussieren: Wer ist meine Zielgruppe? Was ist das Besondere an meinem Manuskript, was hebt es von ähnlichen Titeln ab, wo ist es genre-typisch? Wenn ich mir schon im Schreibprozess über diese Punkte klar bin, kann ich das Manuskript bereits hinsichtlich eines späteren Marketings ausbauen und nachschärfen.
Bauer: Zu jedem Exposé gehören natürlich Informationen über die zentralen Figuren sowie über Aufbau und Struktur des Textes. Die Inhaltsangabe ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil. Diese stellt auf ein bis zwei Seiten anhand von zentralen Stationen und Wendepunkten oder der Entwicklung der Hauptfigur die Handlung der Geschichte vor. Wichtig ist: Eine Inhaltsangabe ist kein Klappentext – verschweige in einem Exposé nie das Ende oder die Pointe!
Welche Angaben zum Autor gehören dazu?
Bauer: Neben den Kontaktdaten sollte eine kurze Vita nicht fehlen. Eine Autorenvita ist allerdings kein Lebenslauf, wie man ihn für eine Bewerbung verfasst, sondern ein Marketingtext. Wenn ich unter einem Pseudonym schreibe, kann ich auch an dieser Stelle erfinderisch sein. Ein kurzer, pointierter Text, möglichst mit einer kleinen Information darüber, was mich als Autorin mit dem Inhalt meines Werkes verbindet, funktioniert meist gut. Außerdem sollten vorangegangene Publikationen, Preise und die eigene Vernetzung mit Fans oder in genretypischen Medien Erwähnung finden. Dies ist für die spätere Marketing-Strategien wichtig.
Bei einer Verlagsbewerbung: Was gehört in das Anschreiben?
Bremer: Man muss sich immer darüber im Klaren sein, dass Verlage meist in eingereichten Manuskripten ertrinken. Man sollte daher den Lektoren den Gefallen tun, möglichst kurz und knackig zu zeigen, um was es geht. Dazu gehört, sich nicht mit langwierigen Vorstellungen aufzuhalten. Besser ist, sich am sogenannten „Elevator Pitch“ zu versuchen: Angenommen, ich treffe die Verlegerin meiner Träume im Fahrstuhl. Ich habe nun vielleicht 30 bis 40 Sekunden, also vielleicht zwei, drei Sätze, um ihr mein Manuskript schmackhaft zu machen. Welche zwei, drei Sätze könnten das für mein Buch sein?
Bauer: Auch für Selfpublisher lohnt es sich auf jeden Fall, diese zwei bis drei Sätze, die das eigene Manuskript auf den Punkt bringen, parat zu haben – ob für Werbung auf Social Media-Kanälen oder im direkten Gespräch mit Leserinnen und Lesern z.B. auf Messen.
Sollte eine Leseprobe beigefügt werden?
Bremer: Auf jeden Fall. Wenn jemandem mein Exposé gefallen hat, hat er sofort die Möglichkeit, weiterzulesen. Eine Leseprobe muss nicht unbedingt der Anfang des Manuskripts sein – ein spannender Wendepunkt oder gar der Höhepunkt eignen sich gut, ebenso wie eigene „Lieblingsszenen“. Wichtig ist es, eine Textstelle auszuwählen, die charakteristisch und exemplarisch für den Stil der Geschichte ist. Wenn bereits ein paar Testleser das Manuskript in den Händen hatten, macht es auch Sinn, sie zu fragen, welche Szene ihnen besonders aufgefallen ist.
Welche Dos und Don’ts gelten beim Schreiben eines Exposés?
Bauer: An erster Stelle steht hier vor allem Fehlerfreiheit. Rechtschreibfehler können einen positiven inhaltlichen Eindruck schnell zunichtemachen und lassen ein Exposé sofort unprofessionell wirken.
Bremer: Wie immer gilt, lieber kurz und prägnant als ausufernd und redundant. Es geht ja um einen schnellen Überblick!
Text | Interview: Ulrike Peters peters@buchreport.de
Das Interview ist zuerst im März 2020 erschienen in der buchaktuell-Messezeitung, Beilage Selfpublishing to go.
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