Vor dem Corona-Gipfel zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch, meldet sich auch nochmal der Handelsverband Deutschland (HDE) zu Wort.
Naturgemäß hat der Interessenverband einen besonderen Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen, die sich aus einem zweiten Lockdown ergeben würde. Zwar ist der zumindest für den Einzelhandel nicht angedacht, aber eine Warnung will der Verband dennoch aussprechen.
„Wir alle müssen Corona gemeinsam und entschlossen bekämpfen. Aber die Politik sollte bei ihren heutigen Beschlüssen Maß und Mitte wahren. Überreaktionen würden die gesellschaftliche Akzeptanz für die Regeln gefährden”, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Neuerliche Einschränkungen für die Geschäfte seien nicht notwendig und würden großen wirtschaftlichen Schaden anrichten.
Eher keine generellen Schließungen geplant
Tatsächlich sehen die bisher durchgesickerten Überlegungen zwar keine generellen Schließungen im Einzelhandel vor. Um jedoch Ansteckungsherde durch persönliche Treffen zu minimieren, könnten aber Restaurants und Bars geschlossen werden, berichten mehrere Medien, wobei wie im Frühjahr Lieferdienste weiter zulässig sein sollen.
Der HDE steht auf dem Standpunkt, dass der Einzelhandel derzeit kein Hotspot sei, das Einkaufen sei sicher. Laut Medienberichten könnten aber erneut stärkere Beschränkungen in der Zahl der Kunden greifen, die sich gleichzeitig in einem Geschäft aufhalten dürfen. Verbunden mit einer allgemeinen Warnung, die Innenstädte zu meiden, käme das aus Sicht des Interessenverbands einem „faktischen Lockdown” gleich. Im Gespräch ist eine Marke von einem Kunden pro 25 qm.
Der Handel leide in den Innenstädten bereits heute enorm unter den immer noch weit unter Vorjahr liegenden Kundenzahlen. Aus Sicht des HDE ist es daher wichtig, „alles offenzuhalten, was in der aktuellen Lage gesundheitspolitisch verantwortbar sei”, heißt es. Der Buchhandel selbst hatte die Delle aus dem Frühjahr zuletzt fast aufgeholt und schaute zuletzt eher positiv auf das anstehende Weihnachtsgeschäft.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) will erfahren haben, dass erneut die vollständige Schließung von Kinos, Theatern und ähnlichen Unterhaltungsangeboten im Raum steht. Sport- und Freizeitanlagen wie Schwimmbäder oder Turnhallen sollen nicht mehr öffnen dürfen. Betroffen sein würden wohl auch wieder Kosmetikstudio, Massagestudios oder Tattoo-Läden.
Vermutlich dürften die meisten Einschränkungen, die diskutiert werden, besonders spürbar den privaten Bereich betreffen, wenn auch wieder die Zahl der zulässigen Kontaktpersonen bei privaten Treffen eingeschränkt wird.
»Unbürokratische Unterstützung«
Mit Blick auf die angespannte Situation bei vielen Innenstadthändlern fordert der Handelsverband „unbürokratische Unterstützung vom Staat”, wie es heißt. Dazu müssten die Überbrückungshilfen verlängert und wesentlich angepasst werden. Das Eigenkapital vieler innerstädtischer Modehändler sei meist bereits aufgebraucht, so dass diese Unternehmen auf schnelle Hilfe angewiesen seien. „Der Mittelstand darf in dieser Krise nicht abgehängt werden. Ansonsten wird sich nach Corona zeigen, dass viele Händler nicht durchhalten können“, so Genth. Forderungen, die nach dpa-Informationen schon im Gespräch sind. Beispielsweise sollen Schnellkredite der staatseigenen KfW-Bankengruppe für Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten geöffnet und angepasst werden.
Welche Maßnahmen Regierung und Ministerpräsidenten beschließen werden, wird sich im Laufe des Nachmittags entscheiden.
„Das Einkaufen sei sicher“ für Kunden vielleicht, aber ganz sicher nicht fürs Personal. Es gab im Frühjahr keine Ansteckungen im Einzelhandel, weil kranke Angestellte einfach nicht getestet wurden: es gab ja keinen nachweisbaren Kontakt zu Infizierten. Es waren genügend meiner Kollegen „erkältet“ und mir selbst ist es ebenso ergangen, daher sitze ich nur noch mit FFP2 Maske hinter meinem kleinem, süßem Spuckschutz.