Seit Juli konnten Buchhandlungen beim Förderverein Buch finanzielle Unterstützung für Lesungen beantragen. Möglich machte das eine Spende der Bonnier Verlage über 250.000 Euro für den Lesungsfonds. Das Budget des Lesungsfonds ist jetzt ausgeschöpft, melden die Organisatoren, und ziehen eine positive Bilanz.
Seit Mitte Juli habe der Lesungsfonds 415 Literaturveranstaltungen in 260 Buchhandlungen mit 379 Literaturschaffenden ermöglicht, heißt es in einer Pressemitteilung des Fördervereins Buch. Die finanzielle Unterstützung habe viele Buchhändler ermutigt, auch in diesen schwierigen Zeiten Lesungen anzubieten. Die Organisatoren haben einige Stimmen von Buchhandlungen und Autoren gesammelt, die von den Fördergeldern profitiert haben:
- „Der Förderverein Buch leistet mit dem Lesungsfonds einen großartigen Beitrag zur Rettung der Literaturveranstaltungslandschaft!“, resümierte die Buchhändlerin Heike Strecker aus Mülhausen.
- Carola Kühn von Thalia in Schwerin bedankte sich mit den Worten: „Sie sehen in mir eine strahlende Buchhändlerin, die sich umso mehr auf die Veranstaltung freut.“
- Buchhändler Philipp Seehausen aus Bonn ist überzeugt: „Eine der besten Maßnahmen, die es gegeben hat.“
- „Der Lesungsfonds ist ein extrem wichtiges Signal für die Veranstalter in Deutschland. Ein ebenso hilfreiches wie sinnvolles Projekt, um der Lesungsszene wieder auf die Beine zu helfen“, lobt der rheinländische Autor Carsten Sebastian Henn.
Buchhandlungen konnten beim Förderverein Buch Honorare für Eingeladene in Höhe von 500 Euro für Einzelauftritte, und 800 Euro für Zweipersonenlesungen beantragen. Das Budget sei zum 31. Oktober ausgeschöpft, der Lesungsfonds ruhe „bis auf Weiteres“, teilen die Organisatoren mit, die aber auf eine „erneute Großspende“ hoffen.
„Mit dem Lesungsfonds konnten wir ermöglichen, dass auch mit wenigen Gästen literarische Begegnungen wieder stattfinden'“, resümiert Gino Leineweber, Autor, Übersetzer und Vorsitzender des Fördervereins Buch: „Es war unser Anliegen, dass die Fördergelder vor allem jene Kollegen und Kolleginnen erreichen sollten, die unter dem Ausfall ihrer Auftritte wirtschaftlich stark gelitten haben. Gleichzeitig sollte die gesamte Buchbranche und das Publikum von der Wiederaufnahme profitieren, um sich wieder an gelebter Kultur erfreuen zu können.“
Als ein Beispiel wird die Buchhändlerin Ingeborg-Kemme-Reger aus Osterhofen genannt, die sich während ihrer ersten Lesung in Pandemie-Zeiten über „ein kleines Stückchen Normalität“ freute. Die Veranstaltung mit den Autorinnen Angelika Schwarzhuber und Nicole Walter war mit 29 Besuchern/Besucherinnen ausverkauft, denn Abstand und Hygienemaßnahmen mussten natürlich eingehalten werden.
Insgesamt 379 Lesende, darunter Autoren, Übersetzer, Illustratoren und Sprecher, wurden gefördert in ganz Deutschland. An der Spitze der aktiven Bundesländer lagen Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, die beliebtesten Genres waren der Roman, die Spannungsliteratur, das Sachbuch und das Kinderbuch. Präsentiert wurden mithilfe des Lesungsfonds aber auch Graphic Novels.
Nina George, Schriftstellerin und Vorstandsmitglied des Fördervereins Buch weist auf die schwierige Situation für Autorinnen und Autoren hin: „Unsere Kollegen und Kolleginnen, die den wesentlichen Teil ihres Einkommens aus Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträgen, Moderationen oder Seminarreihen erzielen, sind auf die Ermöglichung angewiesen – analog und vermehrt digital. Sie haben, als Freiberufliche und Selbständige, in 2020 weder Entschädigungen noch adäquate Bundeshilfen erhalten, und werden in 2021 unter den Folgen von verkleinerten Verlags-Programmen, niedrigeren VG Wort-Erlösen und sinkenden Vorschüssen leiden.“
Vor diesem Hintergrund regt sie die Einrichtung eines ständigen Bundesbudgets für einen nationalen Lesungsfonds für analoge und digitale Buchformate an. Hier seien auch die Länder gefragt, sich über die föderalen Strukturen hinaus gemeinsam für eine nachhaltige Lösung einzusetzen.
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