Am 20. November 2020 laden die Berliner Literarische Aktion gemeinsam mit dem Literaturport und Anu: Jews and Arabs writing in Berlin ins Literarische Colloquium Berlin zum Symposium NAHOST Berlin – die literarische Middle East Union, das Zustand und Wandel in der Begegnung von nahöstlicher und deutscher Kultur erkundet. Dabei soll insbesondere die deutsche Hauptstadt und ihre lebendige Kulturszene als Manifestation des Zusammentreffens der verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens untersucht werden. Im Zentrum der Diskurse steht die Zusammenkunft von Mizrachim und Aschkenasim, den arabischen und europäischen Juden in Deutschland und ihr vermittelndes Potenzial.
Einen ganzen Tag lang werden die Kuratoren Mati Shemoelof und Hila Amit im Rahmen von drei Panels gemeinsam mit namhaften Experten zu diesem Thema die Konturen einer Middle East Union in der literarischen Welt skizzieren. Während die ersten beiden Panels jeweils mit der Performance eines Featured Poet abgeschlossen werden, ist das dritte Panel ganz dem literarischen Schaffen der AutorInnen verschiedenster Herkunft und ihren deutschen Kollegen gewidmet.
Das erste Panel Nationalismus kaputt? Muslimische und jüdische Poetik in der Diaspora findet in englischer Sprache statt und beschäftigt sich mit dem Moment der Abkehr vom nationalen Projekt im Nahen Osten und der Emigration nach Berlin. Leitfragen beziehen sich auf die kulturelle Produktion der jüdischen Diaspora: Schaffen wir – Araber und Juden, die den Nahen Osten verlassen haben – nahöstliche Poesie aus der Diaspora heraus oder sind unsere Texte abgekoppelt von den zurückgelassenen kulturellen und nationalen Projekten? Diesen Fragen gehen neben anderen der iranische Dichter Afshin Javadi Torshizi und die KuratorInnen Hila Amit und Mati Shemoelof nach.
Das zweite, deutschsprachige Panel vereint unter dem Titel Nahost-Berlin! Der literarische Nahe Osten in und aus Berlin Literaturexperten, Akademiker und Aktivisten wie Ozan Zakariya Keskinkılıç, Abdulkadir Musa, Tali Okavi und Dr. Omri Ben Yehuda. Sie werden den Einfluss der nahöstlichen Kultur auf die deutsche Kultur diskutieren und die Gemeinsamkeiten insbesondere im Hinblick auf die eigene deutsche Geschichte der Trennung während des Kalten Krieges aus-loten. Welche besondere Beziehung entwickelte sich zwischen den Migranten aus dem Nahen Osten, Ostberlin und seiner Bevölkerung? Wie können wir diese besondere Verbindung beschreiben, die wir in Raum und Zeit teilen? Kann uns der Fall der Mauer in Berlin als Inspiration für den Fall der Mauern zwischen Israel und der arabischen Welt sowie zwischen Israel und Palästina dienen? Ist die Entstehung einer Middle East Union, die aus der Asche der anhaltenden Konflikte und Kriege in der Region entsteht, reine Utopie?
Die abschließende Abendveranstaltung Vos shprakh do you write in? Deutsche Juden treffen arabische Juden wird eine literarische Begegnung von europäischen und arabischen Juden in Deutschland mit Lesungen von AutorInnen wie Tal Hever-Chybowski, Mona Yahia, Max Czollek und Esther Dischereit. Vermittelt durch die Präsentation ihres literarischen Schaffens, suchen wir Antwort auf die Frage, wie sich verschiedene Seiten derselben Kultur, Religion und Tradition verbinden? Bisher beschränkte sich das Verhältnis der Deutschen vor allem auf die aschkenasischen Juden, die in der Shoah Opfer der deutschen Kultur wurden. Angesichts der neueren jüdisch-arabischen Emigration nach Berlin vermischt sich hier arabische Kultur mit jüdischer Geschichte und Identität, werden wir Zeugen einer narrativen Öffnung und Erweiterung der jüdischen kulturellen Identität.
PROGRAMM:
13:00 Uhr: Registrierung 13:30 Uhr: Willkommen – Martin Jankowski und Jürgen Becker. Einführung: Hila Amit.
13:45 Uhr: Nationalism kaputt? Muslim and Jewish poetics of the diaspora Mit Hasan Ze Alnoon, Asaf Dvori, Hila Amit und Mariam Rasheed, präsentiert von Mati Shemoelof. In englischer Sprache. Featured poet: Afshin Javadi Torshizi.
15:30 Uhr: Pause
16:00 Uhr: Nahost-Berlin! Der literarische Nahe Osten in und aus Berlin Keynote von Ozan Zakariya Keskinkılıç. Mit Abdulkadir Musa, Tali Okavi, Mati Shemoelof und Afshin Javadi Torshizi. Moderiert von Omri Ben Yehuda. In deutscher Sprache. Featured poet: Tali Okavi.
18:00 Uhr: Pause
19:30 Uhr: Vos shprakh do you write in? Deutsche Juden treffen arabische Juden. Ausei-nandersetzung mit literarischen Texten. Grundsatzrede von Tal Hever-Chybowski. Mit Anna Shapiro, Mona Yahia, Max Czollek, Esther Dischereit und Zehava Khalfa. Moderiert von Hanno Hauenstein. In deutscher Sprache
Hauptsächlich deutschsprachiges Programm mit fremdsprachigen Teilen (Englisch, Arabisch, Hebräisch, Jiddisch) und teilweisen Übersetzungen ins Deutsche – bitte Programmhinweise zu den Sprachen beachten. Manuskripte einiger (vor allem längerer) Beiträge können auf stadtspra-chen.de in Original und Übersetzung mitgelesen bzw. heruntergeladen werden!.
Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen kann das Symposium leider nicht öffentlich stattfinden. Allerdings wird die gesamte Veranstaltung zu den hier angegebenen Zeiten auf www.stadtsprachen.de und www.lcb.de sowie den zugehörigen Facebook-Kanälen live übertragen, sodass Interessierte von überall her teilnehmen können – aktive Kommentare und Fragen an die Panels können über Facebook eingebracht werden.
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