buchreport

Timon Karl Kaleyta über »Die Geschichte eines einfachen Mannes«

In den aktuellen Frühjahrs-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 15 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Timon Karl Kaleyta.

Mein Roman in drei Sätzen

Timon Karl Kaleyta veröffentlichte mit seiner Band vier Alben und spielte Hunderte Konzerte. Er studierte in Bochum, Madrid und Düsseldorf und ist Gründer des Instituts für Zeitgenossenschaft IFZ. Nach finanziellem Ruin mit der Musik begann er ein glückliches Leben und ist heute Kolumnist („FAS“), Drehbuchautor (Jerks) und Ehemann einer erfolgreichen Kunsthänd‧lerin in Berlin. „Die Geschichte eines einfachen Mannes“ (Piper) ist sein Romandebüt. (Foto: Christian Werner)

Ein junger Mann aus einfachem Haus gibt vor, wunschlos glücklich zu sein, nur eins fehlt ihm noch: Wohlstand und Bewunderung. Seit frühester Kindheit hält er sich für etwas ganz Besonderes, für einen Auserwählten, und geht fest davon aus, in allem, was er versucht, einzigartiges Talent zu besitzen. Die Welt, so denkt er, wird sich ihm schon zu Füßen legen. Und auch wenn er damit ein ums andere Mal scheitert, stellt sich am Ende, glaube ich, heraus, dass er so falsch damit gar nicht gelegen hat.

Mein Weg zu Piper

Im Feuilleton der „FAS“ schrieb ich Anfang 2019 zufällig einen Text über mich selbst – es ging darin in heiterem Ton um die Jahre zwischen 2008 und 2014, in denen ich mich fälschlicherweise für einen Popmusiker gehalten habe und an deren Ende ein voll und ganz selbstverschuldetes finanzielles Desaster stand. Der Text war wohl ganz gut, denn im Anschluss traten unaufgefordert mehrere Verlage mit sehr freundlichen Worten und großzügigen Angeboten an mich heran. Ihr Wunsch: „Schreiben Sie doch mal einen Roman!“ Ich prüfte die Angebote sehr genau und bin der Bitte gern nachgekommen.

Das Verdienst meines Lektors

Meinem Lektor und Entdecker Hannes Ulbrich gebührt unend­licher Dank. Vor allen Dingen musste der Arme mir zu Beginn des Unterfangens erst einmal en détail erklären, wie man überhaupt einen Roman schreibt und so weiter, worauf es ankommt und was man auf keinen Fall machen darf – der Einfachheit halber und auch weil ich jede Form der Konfronta­tion, wo es nur geht, scheue, habe ich dann einfach alles exakt so umgesetzt, wie er es mir beigebracht hat.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Es geht hier im Vergleich zu anderen Branchen noch relativ anständig zu, muss man sagen. Fast schon unschuldig, wenn man so weit gehen mag.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Also, wenn Sie mich so fragen, dann aus persönlicher Verbindung alle 1000 Filialen von Walther König. Und für alles Literarische Uslar & Rai auf der Schönhauser Allee in Berlin – unbedingt zu empfehlen.

Meine Lieblingsautoren

Da ist mir jede Form der Antwort sehr unangenehm.

So lese ich

In den wenigen freien Momenten des Tages und nach meist langem Hinauszögern, dann aber mit kurz aufflammendem, übersteigertem, die verlorene Zeit aufholendem Eifer.

Schreiben ist für mich

Einerseits sehr, sehr anstrengend, wie jede Form der Arbeit, andererseits eine willkommene Abwechslung von allem anderen.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Stehe ich stundenlang am Fenster unserer schönen Wohnung, blicke auf die Straße hinab und begutachte die Menschen bei ihren dringenden Erledigungen. Ansonsten schaue ich mit Freude ein wenig fern, auch tagsüber, mache lange, aber nicht zu lange Spaziergänge, zum Beispiel durch den nahe gelegenen Tierpark, streichle die Esel und Ponys, und dann kommt meist auch schon meine Frau von der Arbeit nach Hause, und wir erörtern gemeinsam schnell noch die Aufgaben des kommenden Tages.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Weil darin eine unerhörte Stimme zu uns spricht. „Die Geschichte eines einfachen Mannes“ ist eine moderne Version des Hans im Glück, und die zuversichtliche Leichtigkeit des Erzählers gegenüber dem Leben ist sensationell. Aber dieses Leben ist ein Tanz am Abgrund. Und als Leser kann man gar nicht anders, als gegen diese Abgründe anzulachen – es ist ein mal heiteres, mal böse funkelndes Lachen, es ist vergnügt, befreiend und erkenntnisstiftend. Timon Karl Kaleyta erzählt dabei so stilsicher und aufregend, ganz gegenwärtig und doch im Bewusstsein der literarischen Tradition. Was will man mehr?  Hannes Ulbrich, Lektor

Debütantinnen und Debütanten – im buchreport.magazin 01/2021

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Timon Karl Kaleyta über »Die Geschichte eines einfachen Mannes«"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*