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Yade Yasemin Önder über »Wir wissen, wir könnten und fallen synchron«

Yade Yasemin Önder studierte Literatur- und Erziehungswissenschaften an der HU Berlin, Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihr erstes Theaterstück „Kartonage“ wurde zu den Autorentheatertagen 2017 eingeladen und am Wiener Burgtheater uraufgeführt. 2018 war sie Gewinnerin des Open Mike in der Kategorie Prosa. „Wir wissen, wir könnten und fallen synchron“ (Kiepenheuer & Witsch) ist ihr erster Roman. (Foto: Bernhard Sturm)

In den aktuellen Frühjahrsprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 12 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Yade Yasemin Önder.

Mein Roman in drei Sätzen

Die namenlose Protagonistin erzählt nicht gerade zuverlässig aus den ersten drei Jahrzehnten ihres Lebens, die sie in Deutschland und der Türkei verbringt. Die bereits vor dem spektakulären Tod des Vaters angeknackste Familie zerfällt vor dem Panorama einer düster funkelnden Bundesrepublik Deutschland der 90er und Nullerjahre in Scherben. „Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron“ ist ein Roman über den Mangel und das Zu-viel-Sein aus psychischer, körperlicher und gesellschaftlicher Sicht.

Mein Weg zu Kiepenheuer & Witsch

Jan Valk habe ich im Rahmen des 29. Open Mike kennengelernt. 2018 war er dort in der Vorjury und wählte meinen Text aus, mit dem wir gemeinsam antraten und sogar den Preis für Prosa bekamen. Circa ein Jahr später bot die Agentur Graf & Graf mein Manuskript verschiedenen Verlagen an. Die Begeisterung, die Jan Valk und sein Verlag für meine Arbeit zeigten, war unvergleichlich, und sie hat mich sofort überzeugt, mein Debüt bei Kiepenheuer & Witsch zu veröffentlichen.

Das Verdienst meines Lektors

Mein Lektor Jan Valk hat mir in den letzten eineinhalb Jahren sehr viel über Struktur und Ästhetik beigebracht. Nur mit seiner Hilfe konnte mein etwas wilder Text eine Ordnung finden, ohne die sich dieser Roman sicherlich beschwerlicher und lückenhafter lesen würde. Das Wichtigste ist aber: Wir können über dieselben Dinge lachen. Dieser gemeinsame Humor scheint mir konstitutiv für die Arbeit an so einem Projekt.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Viele Termine und leicht einen sitzen.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Buchhandlung She Said in Berlin-Neukölln

Meine Lieblingsautoren

Derzeit sind das Henri Michaux und Dorota Masłowska.

So lese ich

Verkrampft, viel zu langsam und deswegen viel zu wenig.

Schreiben ist für mich

Überwindung und Übersetzung.

Wenn ich nicht gerade schreibe

freue ich mich, dass ich nicht gerade schreibe.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Es ist für uns im Verlag immer ein besonderer Moment, wenn wir mit einer neuen Debütantin, einem neuen Debütanten zusammenfinden. Das ist für beide Seiten ein aufregender Prozess der Annäherung und gegenseitigen „Gewinnung“. Bei Yade Yasemin Önders Debüt hatten wir die schöne Situation, dass sich sofort große Begeisterung für den Text im Haus verbreitet hat. Und dieser Schwung hat uns nun bis zum fertigen Buch getragen. Ich selbst kann mich noch genau daran erinnern, wie ich damals als Vorjury-Mitglied beim Open Mike diesen ganz eigenen, wahnwitzigen, „leuchtenden“ Text in meinem Stapel fand. Ich war sofort extrem begeistert von der besonderen Kraft ihrer Sätze, dem Klang und Rhythmus, dieser spürbaren Lust, mit vertrauten Konventionen zu brechen und etwas anderes an ihre Stelle zu setzen. Vor allem aber war ich begeistert von dem großen Humor, der sich hier so gekonnt mit Traurigkeit und Ernst mischt, wie ich es zuvor noch nicht kennengelernt habe in der aktuellen deutschsprachigen Literatur. All das findet sich jetzt auch im fertigen Roman wieder und noch Vieles mehr: eine mutige, manchmal auch schmerzhafte, aber am Ende immer beglückende Prosa.  Jan Valk, Lektor

Debütanten und Debütantinnen – im buchreport.magazin 1/2022

 

 

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