Die Corona-Pandemie hat in der Buchbranche einen (ohnehin schon laufenden) Digitalisierungs-Prozess verstärkt und vorangetrieben. Das betraf und betrifft auch den Bereich der Onleihe, der digitalen Ausleihe der Bibliotheken.
Deren Wachstumsdynamik hat sich nach dem Rekordjahr 2020 zwar abgeschwächt, aber die Zahl der ausgeliehenen Medien steigt weiter. Das zeigen die aktuellen Zahlen für das Jahr 2021, die der Bibliotheksdienstleister Divibib/ekz, der die Onleihe organisiert, veröffentlicht hat:
- Insgesamt kommen die inzwischen 3500 Onleihe-Bibliotheken auf über 48 Mio ausgeliehene E-Medien (+5,9% gegenüber 2020).
- Die Zahl der Onleihe-Nutzer war dagegen etwas rückläufig (–5,6%).
- Das mit großem Abstand beliebteste Medium sind E-Books, auf die 64% aller digitaler Ausleihen entfallen. Die Zahl der E-Book-Ausleihen legte im vergangenen Jahr damit auf hohem Niveau um weitere 2,2% zu.
Ingesamt bewegten sich die Nutzungszahlen weiter auf einem „nachhaltig höheren Niveau“ als vor der Pandemie, heißt es von der ekz. „Der digitale Wandel ist mit Sicherheit auch in der Bibliothekswelt unumkehrbar.“ Geschäftsführer Jörg Meyer kündigt zudem an, dass die Webanwendungen und Apps der Onleihe komplett neu entwickelt werden. „Besonderen Wert legen wir auf die barrierearme Umsetzung, damit möglichst viele Menschen Zugang zur Onleihe und ihren breiten Medienangeboten haben.“
Die Jahreszahlen der Onleihe werden genauer analysiert werden. Viele Verlage kritisieren, dass die Onleihe bereits jetzt die Download-Verkäufe übertreffe und ihr digitales Kerngeschäft gefährde. Dieser lange schwelende Streit war im vergangenen Jahr eskaliert. Bibliotheken fordern bei der Politik eine Abkehr vom aktuellen Lizenzsystem, bei dem die Verlage festlegen können, welche E-Books sie wann in die digitale Leihe geben. Vor allem Bestseller werden erst später freigegeben, um die für Verlage und Autoren lohnenderen Verkäufe nicht zu gefährden.
Im Ende 2021 vorgestellten Koalitionspapier der neuen Bundesregierung ist die Onleihe ausdrücklich erwähnt – allerdings mit eher vagen Aussagen über eine „faire“ Lösung, die herbeizuführen sei. Die Lobbyisten bringen sich bereits in Stellung. Zuletzt führte der Deutsche Bibliotheksverband erste Gespräche mit der Politik.
Das E-Book-Geschäft der buchhändlerischen Online-Shops (u.a. Tolino-Allianz, aber ohne Amazon) hat 2021 rund 4% an Umsatz zugelegt, der Absatz war bei Kostenlos- und Niedrigstpreis-Titeln leicht rückläufig, in der Preiskategorie ab 3 Euro wurden im Schnitt aber 4% mehr E-Books verkauft.
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