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DVDs im Buchhandel: Bildstörung im Sortiment

In den vergangenen Jahren war der Buchhandel für die DVD ein Wachstumsmarkt, zwar auf niedrigem Niveau, aber mit zweistelligen Umsatzzuwächsen (2007: +25%), die an die Frühzeit des Hörbuchgeschäftes erinnerten. Dieser Trend ist 2008 ins Stocken geraten, zeigt eine aktuelle Marktforschungsanalyse, die GfK Panel Services Deutschland im Auftrag des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien (BVV) durchgeführt hat.

Erstmals seit 2003 verzeichnet die DVD im stationären Sortimentsbuchhandel einen kleinen Umsatzrückgang von –2% auf 44 Mio Euro. Damit entwickelt sich die DVD im Buchhandel zwar wie gehabt besser als der schrumpfende DVD-Gesamtmarkt (–5% auf 1,2 Mrd), aber die Bremsung kommt dennoch unerwartet, denn in den ersten neun Monaten 2008 hatten die DVD-Umsätze im Buchhandel noch um 5% zulegen können. Stärker ist der Rückgang beim Absatz um –4% auf 3,8 Mio DVDs, der jedoch durch einen steigenden Durchschnittspreis (+2% auf 11,39 Euro) kompensiert wurde.

Rückläufiges DVD-Geschäft im Schmalspurbuchhandel

Hintergrund für den Einbruch ausgerechnet zum Weihnachtsgeschäft ist offenbar ein rückläufiges DVD-Geschäft bei Weltbild, der immer noch größter buchhändlerischer DVD-Anbieter ist. Die Schmalspurkette mit ihren zahlreichen Filialen herausgerechnet bringt jedenfalls den DVD-Verkauf im übrigen Sortimentsbuchhandel ins Plus.

Möglicherweise haben sich Anpassungen im Filialnetz ausgewirkt: Im vergangenen Jahr stand etwa ein Dutzend neuer Weltbild-Filialen einer größeren Anzahl von Schließungen gegenüber. Ein weiteres Indiz ist eine Umgewichtung innerhalb des Weltbild-Sortiments, die im Katalog sichtbar wird: In den ersten drei Katalog-Ausgaben 2009 werden DVDs zusammengerechnet 40 Seiten eingeräumt, im Vorjahreszeitraum waren es noch 50. Von Weltbild war auf Anfrage keine Stellungnahme zum DVD-Geschäft zu erhalten.

Positive Erfahrungen mit DVDs bei stationären Sortimentern

„Der Absatz hat sich bei den unterschiedlichen Buchhandelspartnern teilweise gegensätzlich entwickelt“, analysiert BVV-Geschäftsführer Oliver Trettin und mag kein Ende der Zugewinne im Buchhandel sehen: „Ganz im Gegenteil. Es kam bei Weitem nicht flächendeckend zu der konsolidierenden Entwicklung, sondern eine große Anzahl von Buchhandlungen verzeichnen stetig wachsende Umsätze durch das DVD-Geschäft.“

Während Hugendubel, Weltbild und Thalia die Entwicklungen in ihren DVD-Abteilungen nicht kommentieren, berichten eine Reihe stationärer Sortimenter tatsächlich über positive Erfahrungen mit den Silberlingen:

  • Osiander hat im vergangenen Jahr die DVD-Umsätze im stationären Geschäft um 30% steigern können, der Anteil am Gesamtumsatz liegt jedoch immer noch unter 1%. Der Regionalfilialist führt in seinen größeren Häusern in Tübingen, Reutlingen, Konstanz, Heilbronn und Neustadt ein DVD-Sortiment von durchschnittlich etwa 300 Titeln. „DVDs, hochwertige Filme, werden recht gut angenommen und bedeuten ein Zusatzgeschäft“, sagt Mitinhaber Heinrich Riethmüller, kritisiert allerdings: „Immer noch schmerzlich sind die extrem niedrigen Rabatte, die Hersteller und Barsortimente einräumen. Hier muss sich was ändern, damit der Buchhandel richtig auf DVDs einsteigt.“
  • Auch Morawa, mit 47,6 Mio Euro Umsatz drittgrößtes Buchhandelsunternehmen Österreichs nach Thalia und Libro, hat 2008 zweistellige Zuwächse im DVD-Segment verzeichnet. „DVDs haben mittlerweile das Hörbuch in Umsatz und Entwicklung überholt“, berichtet Morawa-Geschäftsleiter Stefan Mödritscher. In allen 21 Läden führt das Unternehmen ein DVD-Sortiment, je nach Geschäftsgröße zwischen 20 in kleinen bzw. 500 Titeln in großen Häusern. Für den Einstieg sorgten die Editionen der „Süddeutschen Zeitung“, erfolgreich laufen  medial unterstützt durch die Tageszeitungen „Kurier“ und „Standard“ Editionen des Labels Hoanzl (österreichischer Film, Burgtheater, Kabarett) sowie das Kinderprogramm von Oetinger oder Literaturverfilmungen.
  • Der Hamburger Regionalfilialist Heymann (28 Mio Euro Umsatz, Platz 20 im buchreport-Ranking der größten Buchhandlungen), der in seinen 15 Filialen bisher nur die DVD-Presse-Editionen vorrätig gehalten hat, will sein DVD-Angebot deutlich erweitern und in der neuen 1000-qm-Filiale in Hamburg-Eppendorf erstmals auch 500 Einzeltitel ins Sortiment nehmen.
  • Eine Sonderstellung beim Thema DVDs im Buchhandel nimmt noch immer das Berliner KulturKaufhaus Dussmann ein, mit einem DVD-Angebot von insgesamt 12000 Titeln. Im Jahr 2008 lag der prozentuale Anteil des DVD-Segments am Gesamtumsatz (23,4 Mio Euro) bei 8%. „Sehr erfolgreich sind die Genres Der Besondere Film, Drama und Klassiker, also die buchaffinen Filmsparten“, berichtet Sprecherin Bianca Krömer.
  • Beim NRW-Filialisten Mayersche ist das DVD-Geschäft im vergangenen Jahr nach Aussage von Geschäftsführer Hartmut Falter „zufriedenstellend“ verlaufen, ohne Veränderungen zum Vorjahr: „Das DVD-Sortiment ist für uns – genau wie Hörbücher – ein wichtiges Zusatzsortiment.“

Eine detaillierte Analyse des DVD-Marktes mit Stimmen und Einschätzungen bringt buchreport Ende März in einem Spezial „DVD“.

aus: buchreport.express 11/2009

Foto: Dussmann

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