Vor dem Hintergrund der aktuellen Papierknappheit warnt Intergraf, der europäische Dachverband der Druck- und Medienwirtschaft, vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die Versorgung aller Wirtschaftsmärkte mit Druckerzeugnissen. Die grafische Industrie sei mit einer noch nie da gewesenen Papierknappheit konfrontiert:
- Die Papierpreise seien in den vergangenen 6 Monaten um durchschnittlich 45% gestiegen, bei Zeitungsdruckpapier, das für die Herstellung von Zeitungen verwendet wird, sogar um bis zu 80%.
- Dieser Preisanstieg, der vor allem auf die steigenden Energiekosten zurückzuführen sei, gehe mit einer erheblichen Verknappung von Papier und Karton in ganz Europa einher.
- Der Mangel an Papier und Karton werde in Kürze „erhebliche Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben“, da lebenswichtige Produkte wie Lebensmittel, Medikamente, aber auch Zeitungen und Schulbücher von Unterbrechungen der Lieferkette betroffen seien.
Intergraf nennt mehrere aktuelle Entwicklungen, die sich negativ auswirken: Der jüngste und immer noch andauernde Streik in Papierfabriken von UPM in Finnlandverschärfe verschärfe die Situation bei der Versorgung mit Papier und Karton in Europa kurzfristig. Die Lagerbestände der Druckereien werden nach Einschätzung des Verbands nicht ausreichen, bis der Streik beendet ist. Auch der Krieg in der Ukraine werde nicht nur Auswirkungen auf die Energiepreise haben, sondern auch auf die Versorgung der europäischen Papierhersteller mit Holz und Zellstoff. Dies werde mittel- bis langfristig zu einer weiteren Verknappung des Angebots führen, was für die Zukunft der Branche ein großes Problem darstelle.
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Intergraf räumt ein, dass man zwar nur wenig Einfluss auf einige dieser Faktoren habe, dennoch gebe es einige konkrete Maßnahmen, die von den beteiligten Wirtschaftsakteuren und Behörden ergriffen werden könnten. Der Verband fordert:
- Einen sofortigen Stopp oder eine deutliche Verringerung der Ausfuhren von Zellstoff und Papier in Drittländer, „um die Autonomie der europäischen Druck- und Verlagsindustrie zu wahren“.
- Dass beide Seiten, die an den Streiks in den nordischen Papierfabriken beteiligt sind, einen gemeinsamen Weg zu einer Lösung finden, um die Verfügbarkeit des benötigten Papiers und Kartons auf dem europäischen Markt zu gewährleisten.
- Dass längerfristig die Sicherung einer europäischen Autonomie bei der Versorgung mit Holz, Zellstoff und Papier für alle Wirtschaftszweige, indem eine ausreichende Versorgung mit Rohstoffen und Produktionskapazitäten in Europa gewährleistet wird.
In der vergangenen Woche hatte Intergraf angesichts der Papierknappheit die EU-Kommission dazu aufgefordert, zusammen nach Möglichkeiten zu suchen, um die ausreichende Versorgung mit Rohstoffen zu sichern.
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