Das geschickte Marketing von ChatGPT hat KI-gestützte Generierung von Texten allgemein bekannt gemacht. Dabei ist ChatGPT-Anbieter OpenAI keineswegs allein auf weiter Flur. Text-KI hat sich in vielen Bereichen durchgesetzt. Ist es auch fürs Publishing im engeren Sinn geeignet?
Multimedia-Experte Roman Schurter setzt das Texterstellungstool Jasper seit einiger Zeit routinemäßig als Text-Assistenten ein. Im IT-Channel von buchreport.de erklärt er, wie er dabei konkret vorgeht, und welche Vorteile ihm Jasper bringt.
Kann künstliche Intelligenz wirklich so guten Content schreiben wie ich? Ich war skeptisch. In der Zwischenzeit möchte ich meinen Content-Buddy «Jasper» aber nicht mehr missen.
Ich, der Content-Macher
Ich arbeite seit rund 20 Jahren im Lernmedien-Business. In dieser Zeit habe ich gelernt, gute Texte zu schreiben.
Content aufbereiten, vereinfachen, strukturieren. Daraus einen süffigen, spannenden, emotionalen Text erschaffen. Diesen dann nach den Bedürfnissen meiner Leser oder Kunden kürzen, auf den Punkt bringen. Das ist Handwerk. Ich bilde mir ein, dies einigermaßen zu beherrschen.
Als erfahrener Content-Schreiber weiß ich aber auch, wie schwierig es manchmal ist, den fachlich präzisen und sprachlich geschliffenen Text auch noch so zu formulieren, dass er verständlich ist.
Und noch wichtiger: dass er auch gefunden und gelesen wird.
Auftritt: Jasper
Hier kommt nun die AI ins Spiel. In Form meines neuen Content Buddies „Jasper“. Jasper ist ein Webtool, in dem ich Inhalte schreiben kann. Jasper schaut mir dabei über die Schulter und wenn ich ihm die richtigen Befehle gebe, dann schreibt er meine Texte um und macht sie besser. Oder legt mir schon mal einen Text vor, den ich dann verbessern kann.
Dabei ist Jasper selbst – was fachliche Inhalte angeht – relativ einfach gestrickt, wenn nicht sogar dumm. Er weiß fachlich so gut wie nichts. Ich kann ihm also nicht einfach sagen: „Jasper, beschreibe in einem Text die Nachteile von PDFs beim Lernen!“. Da wird nichts dabei rauskommen, denn Jasper hat schlichtweg keine Ahnung von PDFs, geschweige denn von deren Nutzen beim Lernen.
Das muss ich ihm schon sagen. Und dazu füttere ich ihn mit Informationen. Ich schreibe Stichworte auf und liefere Jasper den groben Inhalt des Artikels. Dann sage ich Jasper noch, welchen Tonfall er für den Text wählen und in welcher Sprache er den Inhalt schreiben soll. Jasper kann nämlich nicht nur Englisch, sondern auch viele andere Sprachen, darunter Deutsch.
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„Hey, Jasper“
Nun weiß Jasper, was er schreiben soll. Ich wiederum weiß noch nicht, wie ich es schreiben soll. Also machen wir uns gemeinsam an die Arbeit:
„Jasper: Schreib mir eine Liste mit sechs Argumenten, warum PDFs beim Lernen suboptimal sind.“
Jasper legt los und schreibt vor meinen Augen mal einige Punkte auf. Einiges gefällt mir, einiges nicht. Kein Problem. „Jasper, schreib diesen Absatz nochmals in vier verschiedenen Versionen“. Jasper enttäuscht nicht und liefert mir vier Versionen, wovon ich eine so gut finde, dass ich sie direkt übernehme.
So arbeiten wir uns durch den Text, der im Editor langsam Form annimmt. Das Pfiffige daran: Jasper schaut immer, was ich oben schon geschrieben habe und versucht, an das Bisherige anzuknüpfen. Nach rund fünf Minuten hin und her steht der Artikel. Nun bitte ich Jasper, er soll mir noch ein paar knackige Überschriften formulieren, und für die sozialen Medien brauche ich noch eine Zusammenfassung.
Was kann Jasper, was ich nicht kann?
Bleibt die Frage, was Jasper denn kann, wenn ich ihm fachlich alles vorlegen muss. Nun, Jasper hat das Web gelesen. Er hat sich Millionen von Artikeln einverleibt und deren Muster studiert. Und er hat gelernt, welche Texte die Leute gerne lesen, welche Überschriften sie gerne anklicken, welchen Story-Mustern sie gerne folgen.
Er hat diese Muster mit Rankings verglichen, hat geschaut, welche Artikel bei Suchmaschinen zuoberst landen und in den sozialen Medien geteilt werden.
Jasper weiß also, welche Texte funktionieren und welche nicht. Das weiß ich zwar auch, ich bin aber natürlich nicht so trainiert wie Jasper. Und ich bin nicht so schnell wie er.
Zudem hilft mir Jasper, systematischer zu schreiben. Er gibt mir Ideen und Templates, die ich mit meinen Inhalten befüllen kann. So laufe ich auch nicht mehr Gefahr, mit einem Schreibstau vor dem blinkenden Cursor zu verenden.
Jasper schreibt nicht für mich, aber er hilft mir beim Schreiben. Tatsächlich möchte ich seine Unterstützung nicht mehr missen. Die fertigen Texte sind immer noch von mir, Roman Schurter. Es ist mein Content. Er tönt nach mir und er basiert auf meinen Gedanken, meinen Recherchen, meinem Wissen.
Dank Jasper bin ich aber schneller und ich weiß, dass ich die Qualität meiner Texte beständig hochhalten kann.
Übrigens: wer wissen möchte, warum sich PDFs nicht fürs Lernen eignen, kann den fertigen Text hier nachlesen. Ich habe diesen Artikel im Auftrag für Get More Brain geschrieben. Dieses Start-up aus Zürich ist einer meiner Arbeitgeber und macht mir den Einsatz von Jasper auch möglich.
Mit freundlicher Genehmigung von Publishing.blog.
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