Es ist eine verzwickte Sache, über die in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover derzeit gestritten wird. Es geht um die Stadtbibliothek und die lokalen Buchhändler. Bisher kamen diese bei den Ausschreibungen immer zum Zug, doch jetzt plant die Stadtbibliothek eine europaweite Ausschreibung und verknüpft diese mit Zusatzdienstleistungen wie Folierungen oder Etikettierungen.
Angesichts des Gesamtbudgets in Höhe von rund 485.000 Euro pro Jahr befürchtet der lokale Buchhandel Verluste, denn viele – vor allem kleinere – Buchhändler könnten diese Zusatzdienste nicht leisten. Die Folge: Die Aufträge gingen an große Dienstleister. So berichtet es gerade der NDR.
Die Stadtbibliothek verweist auf rechtliche Rahmenbedingungen, die einzuhalten seien und wegen derer es bereits in der Vergangenheit Rügen des Rechnungsprüfungsamts gegeben habe. Die Buchhändler indes sehen in der Formulierung der Ausschreibung nur den Versuch, weitere Sparpotenziale zu heben. Ihr Vorwurf an die Bibliothek ist, dass man dort die lokale Buchhandelskultur gefährde. Stadtbibliotheksdirektor Tom Becker dagegen verweist im NDR auf das Vergaberecht. Ohnehin: Noch verhandele Becker mit Justiziaren, dem Börsenverein und dem Rechnungsprüfungsamt. Mit einer Ausschreibung rechne er daher frühestens in zwei Jahren. Politisch entscheiden wird über diese europaweite Ausschreibung dann der Stadtrat Hannover.
Unterstützung gab es zuletzt von der Bildungsgewerkschaft GEW Hannover, die nicht nachvollziehen könne, „warum sich der Rat der Landeshauptstadt nicht vollständig, uneingeschränkt und geschlossen hinter den lokalen Buchhandel stellt“, wie es heißt. Die Gewerkschaft hat dazu sogar eine Online-Petition erstellt, in der sie den Stopp der Ausschreibung fordert.
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