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Rüdiger Wischenbart: »Das Ein-Prozent-Problem des österreichischen Buchmarkts«

Heute geht es los: Nach 3 Jahren Zwangspause öffnet die Leipziger Buchmesse wieder ihre Tore. Gastland ist in diesem Jahr Österreich. Messedirektor Oliver Zille sprach im Vorfeld von einem „ganz besonderen Gastland“ und schob, ganz im Marketingmodus, hinterher, er freue sich auf „Entdeckungen aus unserem fernen, nahen Nachbarland“.

Welche Bedeutung der österreichische Buchmarkt hat und vor allem vor welchen Herausforderungen er steht, analysiert Buchmarktexperte Rüdiger Wischenbart in einem Kommentar bei „Der Standard“.

„Wenn Autorinnen und Autoren aus Österreich ihren großen Gastauftritt zur Leipziger Buchmesse feiern, zeichnet sich schon jetzt ein buntes wie lebendiges Programm ab. Vor allem kann Leipzig zur Bühne werden für eine jüngere Generation von Autorinnen – ja, Frauen sind hier deutlich in der Überzahl, viele unter ihnen unter 40, jedoch bislang im großen deutschen Sprachraum nur wenig präsent. […] Hier kann Leipzig große Chancen eröffnen“, beginnt Wischenbart seinen Beitrag. 

Für die österreichischen Verlage sei die Situation jedoch weniger positiv: Denn der Marktanteil von Büchern aus österreichischen Verlagen in Deutschland beläuft sich nur auf 1%. Diese Zahl der Hauptverband des österreichischen Buchhandels ermittelt. Noch unschöner wird die Zahl, wenn man sie in Relation setzt: „Nach Wohnbevölkerung bemessen sollte dieser Marktanteil um die zehn Prozent liegen“, schreibt Wischenbart. Und das, obwohl es in Österreich eine umfangreiche Verlagsförderung gibt. „Die Ein-Prozent-Marke ist nicht gerade ein Erfolgsausweis für diese Fördermaßnahmen“, meint der Experte.

Zusätzlich stehe Österreich auch noch vor weiteren Herausforderungen: Ende Januar wurde bekannt, dass einer der größten Buchlogistiker Österreichs insolvent ist. Dessen Verlagskunden würden immer noch auf die Überweisung der Erlöse aus dem Weihnachtsgeschäft warten, weiß Wischenbart. Dazu kommen die wohl inzwischen allgemeingültigen Probleme des Buchmarkts, wie steigende Produktion und Personalengpässe.

„Erforderlich wäre ein koordinierter strategischer Anstoß“, ist Rüdiger Wischenbart sich sicher. Hier komme dann wieder die Verlagsförderung ins Spiel: „Statt eilig Lücken zu stopfen, wie beim jüngsten Großhandelskonkurs, gilt es eine – gewiss schwierige, schmerzhafte, auch kontroversielle – Analyse zu erstellen, wo überall es ächzt und kracht im Branchengebälk“. 

Umso wichtiger also die Leipziger Buchmesse: Denn das Momentum von Leipzig solle dringend auch für die kritische Arbeit zu Hause genutzt werden, schließt Wischenbart seinen Beitrag ab. 

Gastland Österreich bringt Vielstimmigkeit nach Leipzig

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