Nie war die Frankfurter Buchmesse in den letzten Jahren so wenig Routinetreff wie in diesem Jahr. Kritische wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die eher noch gewachsene Verunsicherung über die Entwicklung der Branche im Zeichen digitalisierter Inhalte sorgen für Spannung.
Die Krise: Den Härtetest in Form der aktuellen Verwerfungen in der Wirtschaft und der Medienlandschaft hat die Buchbranche überwiegend recht gut weggesteckt. Er hat sogar geholfen, vorhandene strukturelle Schwächen schärfer ins Blickfeld zu rücken. Gleichwohl gibt es keine Rückkehr zum „Business as usual“. Auch wenn jetzt viele Branchenteilnehmer den Aufwärts-Trend 2010 wittern.
Eine internationale Umfrage von buchreport und der Frankfurter Buchmesse unter Führungskräften zeigt die Tendenzen:
- Rückläufige Umsätze: Über 40% der Verlagsmanager beklagen im laufenden Kalenderjahr Umsatzrückgänge, 16% sogar zweistellige Einbußen.
- Uneinheitliche Buchkonjunktur: Regional gibt es deutliche Abweichungen: Aus Nordamerika melden sogar mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer Umsatzrückgänge.
- Einbußen im B2B-Geschäft: Stärker betroffen sind international die Anbieter von Fachinformationen; hier machen sich vor allem die Einsparungen von Unternehmenskunden bemerkbar.
- Dass sich in diesem Jahr viele Verlage einen Sparkurs verordnet haben, ist auch auf der Frankfurter Buchmesse zu spüren. Vor allem im internationalen Bereich wurden die Auftritte reduziert, aus dem angelsächsischen Raum sind deutlich weniger Verlagsmitarbeiter angereist.
Die Digitalisierung: Bereits nachhaltig verändert hat sich die Welt des Buches durch den durchlaufenen Lernprozess, Bücher medienneutral als „Inhalt“ zu begreifen. Jetzt wird die Marktphase mit der Abstimmung über Geräte, Formate, Vertriebswege und Preise kommen. Über allem schwebt die Erkenntnis: Auch die langfristige Rolle und Funktion der Verlage steht auf dem Prüfstand.
Der Handel: Der Buchhandel ist ebenso betroffen wie die Verlage. Im Sortiment wird an vielen Stellen mit der Integration von Internet und Digitalprodukten experimentiert.
Auch die Buchmesse selbst muss auf Herausforderungen reagieren. Als internationaler Player wird sie nur überdauern, wenn sie als Forum für den fruchtbaren Austausch unverzichtbar bleibt.
Mehr zum Thema im neuen buchreport.express 42/2009, der morgen erscheint.
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