Wie auf Ansage hat das Branchenparlament heftig über die Zukunft von Libreka diskutiert. Besonders die „Geheimgespräche“, die die MVB mit einzelnen Akteuren aus dem Zwischenbuchhandel zur Bildung eines Joint-Ventures geführt haben, sorgten für Turbulenzen in Frankfurt.
In der Diskussion hatte Stephan Schierke, Chef der VVA, berichtet, dass die Libreka-Mutter MVB mit einzelnen Zwischenbuchhändlern, darunter offenbar KNV, bereits Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet hat, bis zur Ausgliederung im Rahmen eines Joint-Ventures. Die selektiven Kooperations-Gespräche schadetem dem Wettbewerb. Als Joint-Venture mit einem oder mehreren Zwischenbuchhändler würde die Plattform außerdem ihren Anspruch der Neutralität verlieren.
Oliver Voerster (KNV) befürwortete eine Kooperationen mit Libreka: „Man kann nun gemeinsam überlegen, ob man gegen die Wand rennt oder einen anderen Kurs einschlägt.“ Es sei möglich, dass einzelne Unternehmen mit Libreka etwas gemeinsam machten. Für die Wettbewerber dürfte Voersters Position wenig überraschend sein, da der Zwischenbuchhändler mit den eigenen digitalen Aktivitäten im Vergleich zum Wettbewerb bislang zeitlich hinterherhinkt – und von einem Partner profitieren würde.
Jürgen Horbach, Schatzmeister des Börsenvereins, und der Libreka-Architekt Matthias Ulmer haben die digitalen Verbandsaktivitäten – trotz des verstärkten Wettbewerbs zu einzelnen Mitgliedern – verteidigt. Horbach verwies darauf, dass Mitgliederunternehmen auch in Gegenrichtung bereits Aktivitäten des Verbands – wie das BAG-Clearinggeschäft – für sich fruchtbar gemacht hätten, was zum Verkauf der Sparte geführt habe.
Der Verleger Ulmer erklärte, es sei normal, dass die MVB mit 95 Prozent ihrer Aktivitäten einzelnen Mitgliedern Konkurrenz mache – nur der Bauernverband mache den Mitgliedern keine Konkurrenz. Außerdem habe Libreka Dienstleistungen für sich entwickelt, die nun auch andere Unternehmen für sich entdecken würden. Laut Ulmer war die Aufbereitung der Metadaten und die Entwicklung von Regelwerken für den E-Book-Vertrieb bereits Bestandteil der ersten Projektskizzen.
Anders als bei früheren Sitzungen haben die Parlamentarier heute keine Handlungs-Empfehlung („Frankfurter Erklärung“) abgegeben. Parlamentspräsident Heinrich Riethmüller plädierte dafür, in weiteren Gesprächen zu Libreka die „Schärfe“ herauszunehmen.
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