Digitale Liebesromane sind in den USA eines der am schnellsten wachsenden Genres. In Deutschland sind die E-Umsätze – über alle Genres hinweg – noch zu marginal, um Trendaussagen zu treffen. Warum sich Investitionen in digitale Prozesse gerade im Genre der Liebesromane jetzt schon rechnen, erläutert Ubooks-Verleger Andreas Reichardt im Gespräch mit buchreport.de.
Anders als in den USA, kämpfen Liebesromane in Deutschland immer noch mit einem schlechten Image. Werden Sie überhaupt gekauft?
Sicherlich, der Markt ist auch immer noch am Wachsen. Bei uns im Verlag wächst die Sparte deutlich zweistellig, obwohl wir im aktuellen Jahr einige Titel als Lizenz an andere Verlage gegeben haben. Auch für 2011 gehen wir von einem zweistelligen Wachstum aus, weil wir in diesem Jahr mehr Titel veröffentlichen werden.
Hat der Buchhandel Berührungsängste?
Ganz eindeutig: Jein. Als Umsatzbringer werden die Romane mittlerweile akzeptiert und durch den „Twilight“-Hype auch besser präsentiert, aber zahlreichen Branchenkollegen ist die vermeintlich triviale Literatur immer noch ein Dorn im Auge. Das merken wir auch im Verlag, denn die Liebesromane prägen natürlich auch das Bild des Verlags mit. Das hat viele andere kleine Verlage dazu verleitet, uns als Kommerz statt Kunst zu verunglimpfen. Doch ich frage mich: Was ist dabei? Wenn ich wirklich frei sein will in meinen unternehmerischen Entscheidungen, dann brauche ich die finanzielle Freiheit, und unsere Liebesromanautorinnen sind einfach mittlerweile mehr als nur etabliert. Und mit deren Bestsellern haben wir im Verlag auch die Chance, risikoreiche Projekte zu machen, ohne auf jemanden Rücksicht zu nehmen.
Haben Liebesromane in digitaler Version eine Zukunft?
Hier kann ich natürlich nur für unsere eigenen Erfahrungen sprechen, aber ich glaube, das Potential ist da. Liebesromane sind ja vor allem Unterhaltungsliteratur. Die Bücher werden gelesen und danach sehr oft verkauft, weitergegeben oder weggeschmissen. Wenn nun jemand fünf oder mehr Bücher im Monat liest, dann ist die Überlegung, sich die Bücher als E-Book zu besorgen durchaus eine Frage, mit der sich Geld sparen lässt! Nach unseren Statistiken jedenfalls sind die Top 10 der E-Books ausschließlich Erotik- oder Liebesromane.
Sie sind also für die digitale Zukunft gerüstet?
Sofern wir die Lizenzen haben und die Autoren nicht strikt dagegen sind, bieten wir auch E-Books an. Der digitale Markt ist nach wie vor ein klein, aber für einen kleinen Verlag kann ein kleiner Markt, wenn man ihn früh genug bedient, guten Ertrag abwerfen. Und das tut der E-Book-Markt bereits.
Wie wird sich der elektronische Markt Ihrer Meinung nach entwickeln?
Hier ist es schwierig, bereits jetzt eine fundierte Aussage zu tätigen. Dazu gibt es einfach noch zu wenig Zahlenmaterial. Es zeigt sich aber, dass dieser Markt langsam in Deutschland ankommt und sich etabliert, anders als in den Jahren zuvor, als der Siegeszug des E-Book mehrfach vorhergesagt wurde, aber nichts passierte. Die Zuwachsraten sind hoch, deutlich höher als beim Print, aber insgesamt ist der Markt natürlich winzig und kein Vergleich zum gedruckten Buch. Aber ich glaube, dass sich gerade in den Bereichen Sachbuch und Unterhaltungsliteratur das E-Book einen signifikanten Marktanteil erarbeiten kann. Beim Sachbuch, weil die Such-, Lesezeichen- und Kommentarfunktion auf den elektronischen Readern die wissenschaftliche und studentische Arbeit massiv erleichtern kann und bei der Unterhaltungsliteratur, weil das E-Book einen Preisvorteil hat.
Die Fragen stellte Lucy Kivelip.
Mehr zum Thema Liebesromane in digitaler Form lesen Sie im aktuellen buchreport.magazin 2/2011 (zum Inhaltsverzeichnis).
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