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Frauen konkurrieren nicht gern

Obwohl der Großteil der Beschäftigten im Buchhandel weiblich ist, ist nur ein Bruchteil der Führungspositionen von Frauen besetzt. Auf der obersten Führungsetage der Verlage beträgt die Frauenquote 14%, hat buchreport 2010 sein Ranking der „100 größten Verlage“ ausgewertet, auf der zweiten Ebene 40% (zu weiteren Ergebnissen). Warum sie eine Einführung einer gesetzlichen Frauenquote dennoch kontraproduktiv fände, erläutert Campus-Verlagsleiterin Annette C. Anton im Interview mit buchreport.

Dürfen oder wollen Frauen nicht in die Führungsetagen?

Sie wollen nicht wirklich, denn wenn sie es wirklich wollten, hätten sie es schon weitergebracht. Die Gründe dafür liegen tief verwurzelt in der Erziehung von Mädchen, in der Scheitern und Konkurrieren einfach nicht vorkommen. Frauen wollen gefallen, es richtig machen und es schön haben. Und wenn eine Frau Konflikte austragen kann und in die Konkurrenz zu anderen Kollegen geht, gucken wir alle hin und sind peinlich berührt: So darf sich eine Frau nicht verhalten. Vor ein paar Jahren war ich noch guter Dinge, dass wir den historischen Vorsprung zu den Männern aufholen, indem wir uns die nützlichen Dinge abschauen, ohne deren Führungsstil zu kopieren. Aber trotz Frauenförderung und guter Absichten einiger Unternehmen wie beispielsweise der Telekom: Es bleiben jämmerliche Zahlen, was die Frauen in Führungspositionen angeht.

Eine Frauenquote bringt demnach nichts?

Die Quote ist eher kontraproduktiv. Die Frauen, die da hineingedrückt werden, werden umso kritischer begutachtet und dürfen sich gar keinen Fehler mehr erlauben. Beim kleinsten Versagen wird man sagen: Ist ja doch bloß ’ne Quotentussi. Wenn man dagegen auf natürlichem Wege aufsteigt, ist man part of the game und macht die gleichen Fehler wie die anderen auch, hat aber auch die gleichen Erfolge.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der Buchbranche?

Es gibt sicher ein paar beeindruckende Karrieren – wie es Siv Bublitz als Verlegerin der Ullstein Buchverlage geschafft hat, finde ich toll. Aber diese positiven Beispiele kann man an einer Hand abzählen. Es ist so wie überall in der freien Wirtschaft, dass die Frauen dort, wo sie wahnsinnig viel arbeiten müssen – im undankbaren Mittelfeld –, sehr stark vertreten sind, aber den letzten Durchstoß Richtung gläserne Decke zur Verlagsleiterin, Verlegerin, Vertriebsleiterin nur selten schaffen.

Wann hat es denn bei Ihnen Klick gemacht?

Wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin, dann habe ich zehn Jahre meiner Erwerbsbiografie „verschlafen“ und damit verbracht, möglichst etwas zu suchen, womit ich mich gut identifizieren kann – schöne Bücher machen in einem schönen Umfeld. Karriere war mir ganz egal und war ein schmutziges Wort. Aber irgendwann hatte ich es satt, dass links und rechts Jungs an mir vorbeiziehen, die womöglich einmal meine Praktikanten waren, oder verstaubte alte Herren auf die hohen Posten gesetzt werden. Ende 30 machte es endlich Klick, und ich sagte mir: Das kann jetzt nicht alles gewesen sein.

Die Fragen stellte Nicole Stöcker.

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