Die erste Biografie über den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg war unmittelbar bei Erscheinen überholt, landete sie doch ausgerechnet am Tag seines Rücktritts in den Bücherregalen. Über ein Jahr hatten die beiden Autoren und Redakteure der „FAZ“ für die Biografie recherchiert. Als die Plagiatsaffäre um seine Dissertation begann, war das Buch schon im Druck.
Diese Woche erklimmt der bei Droemer Knaur erschienene Titel Platz 2 der SPIEGEL-Bestsellerliste; die Startauflage von 30000 Exemplaren ist bereits verkauft. Die zweite, um 16 Seiten erweiterte, Auflage ist in der Auslieferung und nach Auskunft des Verlags spätestens ab 14. März vergriffen. Die dritte, abschließend überarbeitete Auflage soll voraussichtlich am 21. März erscheinen. Sie schildert in einem aktuellen Vorwort und einem zusätzlichen Kapitel die jüngsten Ereignisse bis über den Rücktritt hinaus. Bleibt also zu hoffen, dass das Interesse um den ehemaligen Verteidigungsminister noch einige Wochen anhält.
In der Biografie selbst wird deutlich, dass sich die jüngsten Ereignisse früh abgezeichnet haben: Wenn man das Buch gelesen habe, wunderten die neuen Erkenntnisse über Guttenberg kaum mehr, erklären die Autoren Eckhart Lohse und Markus Wehner auf der Buchvorstellung am Tag vor zu Guttenbergs Rücktritt: Dass er sein Zeitungspraktikum mit einer Tätigkeit als „freier Journalist“ umschrieben habe, sei nur ein Beispiel von vielen geschönten Passagen im Lebenslauf. Es entstehe der Eindruck, dass Guttenberg „die Zeit bis zum Beginn seiner bundespolitischen Karriere etwas aufgeblasen hat, um den Eindruck pausenloser zielgerichteter Geschäftigkeit zu erzeugen“, heißt es in der Biografie. Auch der Rücktritt sei nicht überraschend: „Wie kein Politiker in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik vor ihm kokettiert er unablässig mit der Möglichkeit, aus der Politik auszusteigen und etwas ganz anderes im Leben zu machen“, schreiben Lohse und Wehner.
Mittlerweile wurde auch die Echtheit des Guttenberg-Fangemeinde auf Facebook geprüft: Der Berliner Autor und Werber Sascha Lobo fand gemeinsam mit anderen Internetnutzern heraus, dass die mittlerweile rund 600.000 Facebook-Unterstützer des CSU-Politikers weitgehend echte Personen sind (hier mehr).
Der Verlag Droemer Knaur und seine Autoren waren nicht die ersten, die von politischen Ereignissen überrascht wurden: Auch Matthias Platzek trat 2006 zurück, nachdem seine Biografie einige Wochen im Handel war. Kurt Beck musste seiner Autobiografie nach dem Verlust des SPD-Parteivorsitzes noch ein Kapitel hinzufügen.
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