Im Rahmen seines Jurastudiums suchte Michael Dreusicke nach einer Möglichkeit, eine große Menge an Informationen zu verwalten, schnell wiederzufinden und interaktiv einzustudieren. Da ihn bestehende Modelle nicht überzeugten, entwickelte er eine Technologie, die den Umgang mit Text neu definiert. Wie aus dieser Idee ein Unternehmen wurde, erzählt der Paux-Gründer im buchreport-Startup-Check.
Ihr Konzept in drei Sätzen:
Paux ist eine Technologie zum Erstellen mehrdimensionaler Texte, die Autoren neue Möglichkeiten schafft, sich auszudrücken und mit Lesern zu kommunizieren: Die Bedeutungszusammenhänge können hier – statt durch bloße Hyperlinks – durch Vielfach-Verknüpfungen und damit umfassender und genauer dargestellt werden, wovon der Leser profitiert, indem er Texte schneller verstehen, besser erinnern und aktiv mit Autoren und anderen Lesern kommunizieren kann.
Leser können
- Wörter, Sätze, Überschriften auswählen und erhalten kontextabhängige Hintergrund-Informationen, wie Text-Erklärungen, Hyperlinks, Veranstaltungen, Bilder, Videos, Produktempfehlungen, Ansprechpartner etc.
- Wörter, Sätze, Absätze etc. mit Kommentaren versehen, sie bewerten, mit anderen darüber diskutieren und vieles mehr.
Darüber hinaus ist Paux eine Innovation im Bereich des „nutzergruppenspezifischen Contents“ (Leser können den Content nach ihren Bedürfnissen anhand von Nutzergruppen neu zusammenstellen lassen) und des integrierten E-Learnings (Leser können die hinterlegten Text-Informationen über Karteikarten, Multiple Choice Tests und Lückentexte einstudieren.
… oder in bewegten Bildern:
Ihr Einstieg in die Branche:
Im Rahmen meines Jurastudiums und meiner Psychotherapie-Ausbildung brauchte ich eine Software, mit der ich eine große Menge an Informationen verwalten, schnell wieder finden und interaktiv einstudieren konnte. Da es nichts auf dem Markt gab, was mich überzeugte, entwickelte ich eine Technologie, die den Umgang mit Text neu definiert. Das wollten andere Studenten dann ebenfalls benutzen, also stellte ich das Ganze online. Aus meiner Zeit als Musiker und Tonstudio-Betreiber hatte ich dabei recht klare Vorstellungen, wie sich eine Vielzahl von Klängen und Noten allein durch eine geeignete Informationsarchitektur komfortabel verwalten lässt. Da es sich fast immer um Team-Arbeit handelte, waren die Anforderungen an die Kommunikation (Bewertungen, Kommentare, Diskussionen) ebenfalls klar. Einige dieser Grundsätze habe ich auf Text übertragen.
Durch die Möglichkeit, sehr große Textmengen effektiv zu verwalten und in unterschiedlichsten Anwendungszusammenhängen wiederzuverwenden, eignet sich unsere Technologie nicht nur für wissensintensive Unternehmen (z.B. zur technischen Dokumentation), sondern auch für Behörden (z.B. Richtlinien, Handbücher etc.) und eben auch Verlage, deren Geschäftsmodelle zunehmend auf Mehrwertdienste ausgerichtet sind.
Ihre erste morgendliche Tat im Büro:
Die erste morgendliche Tat beginnt bei mir eigentlich schon im Bett, wo ich bereits die ersten Mails lese. Im Büro beantworte ich dann, was schnell geht und terminiere den Rest. Mein Kalender ist mit Aufgaben voller als mit Zeit. Also mache ich erstmal die strategisch wichtigsten Dinge.
Ihr letztes Telefonat:
Mit meinem Freund und Business Angel, mit dem ich morgen Abend koche.
Ihr Geheimtipp für Existenzgründer:
Ist der Tipp noch geheim, wenn ich ihn hier nenne?
Nach meiner Erfahrung sind bestimmte Kenntnisse und vor allem Fertigkeiten hilfreich, um mit den interessanten Leuten Gespräche ansprechender Art und Güte führen zu können: In der Psychologie sehe ich hier NLP, Lösungsorientierung, Systemik, in der Philosophie die Bereiche Erkenntnistheorie und Dialektik.
Ihre größten Stolpersteine:
Den größten Stolperstein sehe ich nicht in äußeren Dingen, sondern in mir selbst: Was mich bewegt, ist nicht Disziplin, sondern Leidenschaft. Das ermöglicht zwar außergewöhnliche Leistungen, ist aber für einen regelmäßigen Geschäftsbetrieb in einem Unternehmen ergänzungsbedürftig. Ich bin den vielen Helfern um mich herum daher von Herzen dankbar.
Ihre peinlichsten Bookmarks:
Ich speichere tatsächlich manchmal Links. Aber mir fällt auf, dass ich sie mir danach fast nie wieder angeschaut habe. Die Historie der Adresszeile im Browser ist einfacher und Google in der Regel schneller und aktueller.
Was Google von Ihnen besser nicht wüsste:
Da fällt mir jetzt gar nichts ein. Googles Geschäftsmodell ist ausschließlich auf stark skalierbare und automatisierbare Prozesse ausgerichtet. Für persönliche Daten von mir hat Google vermutlich keine Verwendung.
Ihr Unternehmen in fünf Jahren:
Die Entwicklung einer Innovation wie Paux lässt sich kaum vorhersagen. Wir haben das Prinzip Text neu definiert und daher aktuell große Kunden aus recht unterschiedlichen Bereichen. Da unsere Entwicklung steil nach oben zeigt, suchen wir intensiv nach weiteren Mitarbeitern. Wo sich Schwerpunkte bilden können, ob im Verlags-, Ausbildungs-, Behörden- oder Unternehmensbereich, hängt von vielen, heute noch nicht festgelegten Einflüssen ab. Ich warte da gelassen ab und vertraue mich der größeren Bewegung an, von der ich getragen werde.
Im buchreport Startup-Check kamen außerdem zu Wort:
- Ulf Behrmann, Verleger des Jesbin Buchverlags
- Andreas Köglowitz, Verleger des Unsichtbar Verlags
- Klaus Schwope, Inhaber und Kreativdirektor von Nutcracker
- Rainer Groothuis, Verleger der Groothuis, Lohfert Verlagsgesellschaft
- Uta Grosenick, Verlegerin von Distanz
- Sewastos Sampsounis, Verleger des Verlags Grössenwahn
- Reginald Grünenberg, Mitgründer von Smart Media Technologies
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