Bettina Goerner ist bei Springer seit 2009 als Managerin für Open Access zuständig. Statt ideologische Debatten zu führen, entwickelt sie wirtschaftlich tragfähige Modelle.
Was geht mit Open Access, Frau Goerner?
Wird von Wissenschaftlern mittlerweile allgemein verstanden und akzeptiert, dass ein Verlag wie Springer auch mit seinen Open- Access-Angeboten Geld verdienen will? Die Diskussion um freien Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker versachlicht. Die Rolle der Verlage und deren kommerzielle Orientierung wird kaum in Frage gestellt, stattdessen wird an uns mit Interesse an konstruktiver Lösungsfindung herangetreten. Das Einbeziehen von Verlagen in das Projekt „Study of Open Access Publishing“ ist so ein Beispiel, in dem die verschiedenen Interessengruppen Bibliotheken, Forschungsförderer, Institute und Verlage gemeinsam Lösungsansätze und Empfehlungen für die Europäische Kommission erarbeiten.
Wie entwickeln sich Ihre Angebote?
Die Nachfrage nach Open Choice, also der Möglichkeit, Open-Access-Artikel in etablierten Springer-Zeitschriften zu publizieren, hat sich in den letzten Jahren bei 2 bis 3% eingepegelt. Diese recht niedrige Quote sehen auch die anderen großen Verlage in ihren Hybridzeitschriften. Gleichzeitig haben wir hohe Wachstumsraten bei unseren mehr als 200 reinen Open-Access-Publikationen, die von unserem Tochterunternehmen BioMed Central herausgegeben werden. Mit unserem neuen Portfolio an Open- Access-Zeitschriften bieten wir dem Markt unter dem Namen SpringerOpen eine echte Alternative an.
Welche Rolle werden Open-Access-Publikationen in den kommenden Jahren spielen?
Vielleicht hilft beim Blick in die Zukunft ein kleines Gedankenexperiment: Angenommen der Zuwachs an wissenschaftlichen Artikeln bleibt stabil bei jährlich 3,5%. Die Open-Access-Verlage PLoS und Hindawi berichten von Zuwachsraten von 50 bis 75%. Wenn man also von einem kontinuierlichen jährlichen Wachstum an Open-Access-Artikeln von, sagen wir, 20% ausgeht und beide Entwicklungen modelliert, wären 2020 rund 25% aller Artikel Open-Access-Artikel. Die Zukunft wird es zeigen, aber Initiativen wie die Förderung aus Open-Access-Fonds durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft sind sicher richtungsweisend.
Die Fragen stellte David Wengenroth
Aus: buchreport.magazin 4/2011
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