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Fischen im Netz

Die US-Verlagsgruppe Penguin hat in dieser Woche die Internet-Plattform „Book Country gestartet, über die sich Belletristik-Autoren untereinander und mit ihren Lesern vernetzen können. Ziel: Die Werke durch Kritik der Community druckreif machen und talentierte Autoren aufspüren, die normalerweise durch das Raster der Lektoren fallen. Bisher ist nur die Beta-Version online, offizieller Start ist laut „The Bookseller“ im Juli.  

Offen für die Konkurrenz

Die kostenlose Plattform richtet sich an Belletristik-Autoren von Liebesromanen, Fantasy, Science Fiction über Thriller sowie benachbarte Genres. Bevor ein Autor eigene Werke hochladen darf, muss er mindestens drei Texte anderer Nutzer bewertet haben.

Auch wenn Book Country zur Verlagsgruppe Penguin gehört, steht die Plattform rechtlich auf eigenen Beinen. Sie sei für alle Agenten, Lektoren, Leser und Verleger geöffnet, betonen die Betreiber auf der Internetseite bookcountry.com. Dennoch hoffe man auch darauf, über die Plattform neue Autoren für Penguin zu finden, ergänzt Molly Barton, gegenüber „Publishers Weekly“. Barton ist die Leiterin des Ressorts Geschäftsentwicklung bei Penguin und Chef von Book Country und hat die Plattform konzipiert und entwickelt.

Die Mitglieder kritisieren ihre Werke untereinander und machen Vorschläge, was Autoren verbessern können. Um die Werke vor Plagiatoren und Piraterie zu schützen, können die Texte nicht kopiert oder heruntergeladen werden. Geplant ist außerdem ein Self-Publishing-Service: Autoren können künftig für eine Gebühr E-Books und Print-on-Demand-Bücher mit dem Label von Book Country vermarkten.

Über Book Country sollen vor allem Autoren eine Chance erhalten, die normalerweise von Lektoren abgelehnt werden, weil sie nicht in ein bestimmtes Profil passen oder schwer verkäuflich erscheinen. Mithilfe der Feedbacks könnten betroffene Autoren beweisen, dass es ein Publikum für ihre Arbeit gebe, so Barton. Hilfestellung erhalten die Autoren außerdem bei der Suche nach Agenten, der Konzeption von Marketing und Verkauf sowie der Verwaltung ihrer Rechte.

Ähnliche Projekte

Auch wenn laut Penguin keine vergleichbare Plattform existiert, gibt es doch zahlreiche Vorreiter:

  • So hat der Verlag HarperCollins die Autorenplattform „Authonomy“ entwickelt, die ebenso wie BookCountry für Autoren, Leser und Verleger geöffnet ist.
  • Die Plattform „InkPop“richtet sich an jugendliche Autoren, die sich über ihre Werke austauschen wollen.
  • Laut „Publishers Weekly“ erinnert BookCountry an „iPublish“, eine Plattform, mit der Warner-Books-Chef Larry Kirshbaum im Jahr 2000 scheiterte. Barton, die sich auch einem ehemaligen iPublish-Mitarbeiter ausgetauscht hat, führt den Misserfolg darauf zurück, dass die Zeit damals noch nicht reif für eine Autoren-Community war.
  • Auch auf den Internetseiten„Writers Café“,„ Protagonize und „Mibba“ können Autoren sich miteinander vernetzen.
  • Als Pionier unter den deutschen Publikumsverlagen sieht sich Droemer Knaur mit seinem Imprint Neobooks, das im Oktober 2010 gestartet ist (hier mehr). Dort können Autoren ihre Texte hochladen und bei Verlagsmitarbeitern und in der Community zur Diskussion stellen. Vierteljährlich wird durch den Verlag und die Nutzer ein Autor gekürt, dessen Text als E-Book oder Knaur Taschenbuch veröffentlicht wird. Seit Ende März können Autoren ihre Werke kostenlos in den neobooks-Shop einstellen und online verkaufen.
  • Auch die Plattform Epidu nutzt die Möglichkeiten des Internets, um talentierte Autoren und Bücher mit Potenzial schneller zu entdecken und zu fördern. Bei www.epidu.de bestimmt der Leser, welche Bücher ins Verlagsprogramm aufgenommen werden. Zuvor werden die Werke durch das hauseigene Lektorat geprüft. Das Konzept stellte Mitgründer Cao Hung Nguyen kürzlich im buchreport-Startup-Check vor.

Kommentare

2 Kommentare zu "Fischen im Netz"

  1. Liebe Frau Fuchshuber,
    besten Dank für Ihren Kommentar, ich habe den Artikel entsprechend aktualisiert.

  2. Richard Breuer | 30. April 2011 um 0:30 | Antworten

    Ich habe mir vor einem halben Jahr die Seiten von neobooks, euryclia und epidu angeguckt und darüber gebloggt: http://bit.ly/bTeI74

    Dass nun neobooks auch einen eigenen ebook-shop anbietet, erweitert die Sache natürlich beträchtlich, weil virtuelle Lobpreisungen nichts darüber aussagen, ob jemand bereit wäre, auch Geld für einen Text in die Hand zu nehmen. Darüber habe ich hier ausführlich gebloggt: http://bit.ly/m1DjtX

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