Im Rahmen ihrer Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek“ (bis 31. Oktober 2011) betonen derzeit die rund 11.000 Bibliotheken in Deutschland ihre Rolle im Kultur- und Bildungsbereich. Obwohl sie ihrer Ansicht nach als Treffpunkt der Gemeinden immer bedeutender werden und Geld für die Digitalisierung ihrer Bestände benötigen, müssen sie um jeden Euro kämpfen. Dies geht aus dem „Bericht zur Lage der Bibliotheken“, den der Deutsche Bibliotheksverbands (dbv) veröffentlicht hat (hier der vollständige Bericht).
Die Lage der Bibliotheken im Überblick:
- Die Finanzsituation der Bibliotheken hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur leicht gebessert, der Rotstift regiert weiterhin: Ein Drittel der öffentlichen Bibliotheken realisiert derzeit Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung (2010: 34%), in Form von Sparmaßnahmen, Gebührenerhöhungen oder Personalkürzungen.
- In weiteren 18% sind Maßnahmen geplant (2010: 25%).
- Ähnlich sieht die finanzielle Situation in wissenschaftlichen Bibliotheken aus: 33% realisieren Sparmaßnahmen, 15% planen Maßnahmen.
- Eine Haushaltssperre trifft 24% der öffentlichen und 21% der wissenschaftlichen Bibliotheken.
Besonders ernst scheint die Lage in Städten mit über 100.000 Einwohnern:
- Dort sind dem dbv zufolge mehr als zwei Drittel der Bibliotheken von Sparmaßnahmen betroffen oder bedroht.
- Fast die Hälfte der öffentlichen Bibliotheken ist von einer globalen Haushaltsperre betroffen.
- 37% mussten Stellen streichen, bei weiteren 21% steht Personalabbau an.
- Viele kleinere Gemeinden (ab 5.000 Einwohner) verfügen nicht einmal über eine hauptamtlich geleitete Bibliothek.
Entsprechend wäre „eine Aufstockung der Mittel bundesweit dringend nötig“, erklärt dbv-Vositzende Monika Ziller. Bibliotheken müssten endlich wieder in die Lage versetzt werden, ihrem Bildungsauftrag mit einer angemessenen Finanzausstattung nachkommen zu können.
Finanzspritzen vom Staat sind aus Sicht der Bibliotheken auch für das Vorantreiben der Digitalisierung erforderlich: Es sei höchste Zeit, den digitalen Bestand auszubauen, da die Nutzer entsprechende E-Books, Hörbücher und Online-Zeitschriften in der Bibliothek nutzen wollten, heißt es in dem Bericht. Den öffentlichen Bibliotheken fehle aber oft das Geld, um das digitale Angebot auszubauen. Wissenschaftliche Bibliotheken geben hingegen bereits zwischen 40% und 80% ihrer Mittel für Medienbeschaffung für elektronische Medien aus.
Auch der Aufbau der zentralen Plattform „Deutsche Digitale Bibliothek“ benötigt aus Sicht der Bibliotheken ein dickeres finanzielles Polster. Bislang sei nur ein kleiner Teil der Bestände digitalisiert. Aus Sicht des dbv werden zusätzliche 10 Mio Euro vom Bund benötigt, um die erforderliche Zahl der Titel zu digitalisieren. Besonders die Druckwerke aus dem 15. bis 18. Jahrhundert seien zum Schutz der Originale für die Digitalisierung prädestiniert, dennoch wurde aus finanziellen Gründen bisher nur ein Bruchteil digitalisiert.
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