buchreport

Tauwetter trotz Fire

Beim weltgrößten Onlinehändler Amazon geht aktuell wieder einmal Wachstum vor Marge. Investoren sind angesichts eines Gewinnrückgang im vergangenen Quartal um 73% schockiert. Eine Ursache: die großen Ambitionen von Konzernchef Jeff Bezos (Foto) im E-Book-Bereich.

Das Unternehmen aus Seattle vermeldete für das 3. Quartal zwar ein sattes Umsatzplus von 44% auf fast 11 Mrd Dollar, daneben aber einen Gewinn von nur noch 63 Mio Dollar. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum verdienten die Amerikaner noch fast viermal soviel. Mit Blick auf das Weihnachtsquartal warnt Bezos sogar vor einem operativen Verlust von bis zu 250 Mio Dollar.

Doppelt so hohe Kindle-Bestellungen

Bei Analysten dürften Erinnerungen wach werden an die Startphase des Online-Giganten, der erst im 4. Quartal 2001, über sechs Jahre nach Firmengründung, erstmals einen Quartalsgewinn auswies.

In einer Pressemitteilung verweist Bezos auf die großen Erfolge auf der E-Book-Schiene: In den drei Wochen nach dem Start der neuen Kindle-Modelle (gemeint sind die Modelle mit elektronischer Tinte) habe Amazon doppelt so viele Bestellungen entgegengenommen wie beim Start der vorherigen Geräte-Generation. Außerdem lägen die Bestellungen des eigenen „Fire“-Tablets so hoch, dass man jetzt Millionen zusätzlicher Geräte bauen wolle.

Doch in der Werbebotschaft steckt auch das Dilemma von Amazon: Die Amerikaner haben die Hardware-Preise so weit gesenkt, dass beim Kindle-Verkauf am Ende wenig – oder sogar gar nichts – in der Kasse bleibt. Die Strategie des „Loss Leading“: Amazon will primär an den Inhalten verdienen, die Kindle-Kunden mit ihren E-Readern und Tablets bestellen. Und gerade in den Quartalen, in denen neue Hardware ausgeliefert wird, baut sich der erhoffte Mehr-Umsatz auf der Content-Schiene (E-Books, Filme, Musik) nicht unmittelbar auf.

Erfolge bei eigenverlegerischen Aktivitäten

Für die Buchbranche ist außerdem eine Wasserstandsmeldung zu Amazons eigenverlegerischen Aktivitäten unter der Regie des  Branchenurgesteins  Laurence Kirshbaum interessant: Demnach hat Amazon Publishing allein im vergangenen Quartal 61 eigene Titel veröffentlicht, darunter Kindle-Bestseller wie „The Detachment“ von Barry Eisler. In der Pipeline seien Titel wie Tim Ferriss‘The 4-Hour Chef“, die Memoiren der Schauspielerin  Penny MarshallMy Mother Was Nuts“, für die Amazon angeblich 800.000 Dollar gezahlt haben soll, sowie die „Foreworld Series“ von Science-Fiction-Autor Neal Stephenson (die voraussichtlich im neuen Sci-Fi-Imprint von Amazon, „47North“ erscheinen wird).

Weitere Details zur Quartals-Bilanz:

  • Über die internationalen Shops in Großbritannien, Deutschland, Japan, China, Frankreich, Italien und (neuerdings) Spanien steigerte Amazon den Umsatz um 44% (ohne Auswirkungen der Wechselkurse: 33%).
  • Im Medien-Segment wuchsen die Erlöse „nur“ um 24% (19% wechselkursbereinigt) – während der Umsatz mit Elektronik um fast 60% anstieg.

Weitere aktuelle Amazon-Reflexe auf buchreport.de:

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Tauwetter trotz Fire"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Themen-Kanäle

SPIEGEL-Bestseller

1
Fitzek, Sebastian
Droemer
2
Neuhaus, Nele
Ullstein
3
Garmus, Bonnie
Piper
4
Schlink, Bernhard
Diogenes
5
Follett, Ken
Lübbe
27.12.2023
Komplette Bestsellerliste Weitere Bestsellerlisten

Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

größte Buchhandlungen