Der Schauspieler Ralph Fiennes hat auf eine kulturelle Gefahr hingewiesen, die man als „Vereinsilbung“ bezeichnen könnte: Die Verarmung der Sprache durch Twitter und Co. gehe mittlerweile so weit, dass „ein Wort mit mehr als zwei Silben für uns ein Problem ist“, klagt der Mime. Zum Glück bläst hierzulande Thalia-Chef Michael Busch bereits zur Gegenoffensive: Wie wir aus seinem Editorial für das neue „Thalia Magazin“ erfahren, bezeichnet der Branchenprimus seine Filialen nicht mehr schlicht-dreisilbig als „Buchhandlung“, sondern mit stolzen sieben Silben als „Inspirationshäuser“. Diesem lobenswerten Beispiel folgend überlegt die buchreport-Redaktion, diese Kolumne nicht mehr „Postskriptum“, sondern „Heftschlussgedankenspalte“ zu nennen.
Brownie: Bewerbend
Vergangene Woche stellte ich an dieser Stelle das lustige Buch „Scheißleben – überall derselbe Mist“ vor, in dem Menschen aus aller Welt von ihren alltäglichen Missgeschicken berichten. Nach intensiver Lektüre habe ich eine neue Lieblingsstelle: „Heute hatte ich mein erstes Vorstellungsgespräch, und ich war so aufgeregt, dass ich vorher nicht einen Bissen herunterbekam. Darum habe ich mir im Vorbeigehen nur schnell einen Brownie geschnappt, den mein Mitbewohner im Kühlschrank liegen gelassen hatte. Nach zwanzig Minuten des Bewerbungsgesprächs war ich so etwas von stoned, dass ich nicht einmal mehr sprechen konnte.“
Penunzen: Poetisch
Einen bemerkenswerten literarischen Hinweis gibt der scheidende EZB-Chef Jean-Claude Trichet in einem Interview der „Bild am Sonntag“: „Ich vergleiche Geld gern mit einem Gedicht. Übrigens hat sich Goethe, wie man im ,Faust‘ nachlesen kann, zu diesem Thema viele Gedanken gemacht.“ Das ist wohl wahr. Allerdings sollte man nicht unerwähnt lassen, dass die öffentliche Wahrnehmung der europäischen Gemeinschaftswährung derzeit eher von den Gedanken des nicht ganz so berühmten Poeten Kurt Feltz geprägt wird, der 1949 dichtete: „Wer soll das bezahlen? / Wer hat das bestellt?/ Wer hat so viel Pinke-pinke, / wer hat so viel Geld?“
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