Ist Amazons „Kindle Fire“ (Foto oben: The Verge) wirklich der angekündigte „iPad“-Killer? Die ersten Testberichte aus den USA zum Verkaufstart des „Kindle Fire“ zeigen: Auch wenn das Amazon-Tablet in punkto Funktionalität und Technik nicht mit der Konkurrenz mithalten kann – beim Shoppingerlebnis hat Amazon klar die Nase vorn. Die wichtigsten Ergebnisse der ersten Testberichte:
E-Books: Nicht für eine längere Lektüre geeignet
Das LCD-Display (Foto: Engadget) sei – ganz im Gegensatz zum E-Ink-Display – ungeeignet für eine längere Lektüre, kritisieren die Tester übereinstimmend, auch wenn „Gizmodo“ betont, dass man dies von einem LCD-Display nicht erwarten könne. Amazon habe alles aus dem LCD-Display herausgeholt, die Seiten ließen sich bequem umblättern und Funktionen wie das Markieren von Textpassagen oder das Hinzufügen von Notizen seien sehr benutzerfreundlich. Dank des farbigen Displays kämen nun auch illustrierte Bücher besser zur Geltung – insbesondere Kinderbücher und Comics. Minuspunkt ist allen Testern zufolge das Display-Format, zumal sei die Zoom-Funktion unkomfortabel. Auch wenn das Display nicht mit dem Lesekomfort eines E-Ink-Displays mithalten könne, sei es für den Nutzer von Vorteil, dass das Tablet auch andere Medien anzeige.
Zeitschriften: Zu schmal fürs Format
Bei der Lektüre von Zeitschriften ist die Größe des Displays den Testern zufolge sehr störend. Zwar könne das LCD-Display Farben brillant darstellen, es sei aber viel zu schmal, um die Artikel leserfreundlich darzustellen. Zudem gerät das Tablet laut „Wired“ beim Umblättern der Seiten von Zeit zu Zeit ins Stocken. Viele Angebote sähen auf dem „Fire“ wundervoll aus, dies sei aber nur der Fall, wenn die jeweiligen Partner ihr Angebot auf das Display von Amazon zuschneiden, wie es „GQ“ und „The New Yorker“ getan haben, schreibt „Mashable“. Internetseiten oder PDFs seien auf dem schmalen Display nahezu unleserlich.
Internet: Langsam und stockend
Amazon hat sich im Vorfeld insbesondere für die „Silk Browser Technologie“ gerühmt. Das Besondere: Amazon speichert Daten aus dem Netz auf eigenen Servern, wodurch das Surfen im Netz wesentlich schneller werden soll. Dennoch kritisieren alle Tester, dass das Laden von Internetseiten oft ins Stocken gerate. Den „Wired“-Test zufolge lädt das iPad 2 doppelt bis dreimal so schnell wie das „Fire“. Obwohl das Tablet über die nötige Hardware verfüge, hinke es in punkto Schnelligkeit hinterher, kritisiert auch „The Verge“ . Es sei „erbärmlich“, dass das „Fire“ in punkto Schnelligkeit nicht mit dem „iPad“ mithalten könne, stimmt „Gizmodo“ mit ein. Zudem sei die Displaygröße auch beim Surfen hinderlich, da die Internetseiten viel zu schmal dargestellt würden. Amazon habe aber angekündigt, dass das Surfen künftig schneller werde, sobald die Amazon-Technologie von mehr Personen genutzt werde.
App-Store: Klein aber fein
Das „Fire“ setzt ausschließlich auf den Amazon-Appstore, der ein erheblich kleineres (aber auch hochwertigeres) Angebot bereithält. Für viele Nutzer kann dies zum Manko werden, dennoch könne die Qualitätsprüfung auch zum Vorteil für Amazon werden.
Videos: Tolle Kooperationspartner
Übereinstimmend loben die Tester die Qualität der Videoinhalte. Insbesondere wenn die angekündigten Apps von „Netflix“ and „Hulu Plus“ erscheinen, biete das Tablet vielversprechende Möglichkeiten für Filme.
Musik: Gut bestückt
Der Musikstore sei einfach und bequem bedienbar, lobt „Mashable“. „Wired“ stimmt ein: Dank Amazons gut bestückter Musik-Bibliothek sei das Shoppen und Herunterladen von Musik sehr bequem. Aber: „Ist ein 7-Zoll-Tablet wirklich eine bequem zu tragender Musik-Player?“
Shopping: Angebote in einem Guss
Natürlich sei der Kunde nicht dazu verpflichtet, Inhalte von Amazon zu kaufen, schreibt das „PC Magazine“. Aber: „Es ist sehr, sehr einfach Inhalte zu kaufen“, da Amazon Buchhandlung, Musikshop, Schuhladen, Videostreaming-Service und Zeitungskiosk in einem Guss anbiete. Auch Wired lobt Amazons „teuflisch effektives“ Shoppingportal. Das „Fire“ stehe für den Konsum – und letztlich den Kauf – digitaler Medien.
Gesamteindruck
Wired: Die „Wired“-Tester raten entschieden gegen einen Kauf des Tablets: „Wenn Sie mehr als 200 Dollar für eine High-Tech-Hardware“ zur Verfügung haben und nicht bereit sind, einen Cent mehr auszugeben, warten Sie, bevor sie sich ein Tablet kaufen. Ziehen Sie ein iPad in Erwägung.“ Das „Fire“ sei definitiv kein „iPad-Killer“, insbesondere da die Hardware nicht über genügend Power verfüge sei, um bequem und flüssig in Internet zu surfen (zum vollständigen Test).
Gizmodo: Das Fire lasse sich sehr einfach und intuitiv bedienen. Lesen, Filme ansehen, im Internet surfen, und Musikhören machten „einfach Spaß“. Bei Erfolg werde sich für Amazon alles verändern. Und ebenso für Apple. „Apple: Be afraid.“ „Es klingt furchtbar kitschig, aber du wirst dich mit dem Fire mächtig fühlen. Das Angebot ist immens und so leicht greifbar.“ Zudem fühle es sich an „wie ein gutes Taschenbuch, gefüllt mit Internet-Magie und köstlichen Flüssigkristallen. Das Kindle Fire ist ein Hahn, und Prime schmeckt fantastisch“ (zum vollständigen Test).
Mashablezum vollständigen Test).
: Auch „Mashable“ bezweifelt, dass das „Fire“ den Tod für das iPad bedeutet, dennoch sei das Amazon-Tablet ein gutes Gerät zu einem angemessenen Preis und es könnte „ganz oben an der Spitze der Tablets“ oder zumindest kurz nach Apple stehen. Es handele sich um ein intelligentes Gerät mit einem vollkommen durchdachten Ökosystem, das eine Fülle an Inhalten bereithalte. Von allen Tablets komme das „Fire“ dem iPad noch am nächsten: „eine einheitliche, durchdachte Verbindung von Hardware und Angebot, die eine fast reibungsfreie Umgebung für den Kauf von Apps und Inhalten bietet.“ Die Verbindung von Hardware und Angebot habe schon das iPad zum Erfolg geführt, und werde auch das „Fire“ zum Gewinner machen (PC Magazinezum vollständigen Test).
: Das Fire sei „einzigartig”, lobt das „PC Magazine“: Es ist das erste erschwingliche, leicht zu bedienende Allzweck-Tablet. Diese „einfache Bedienung“ reiche aus, um Amazon zum Erfolg zu verhelfen, schließlich sei die einfache Bedienung bisher Apples Alleinstellungsmerkmal gewesen. Zwar fehlten Zusatzfunktionen wie Kamera, Bluetooth oder Mikrofon, doch Amazon habe die Funktionen identifiziert, die die meisten Leute benutzen und den Rest aus Kostengründen entfernt (Engadget: Das „Fire“ sei sehr nutzerfreundlich, fühle sich gut an und habe ein beachtliches Display, lobt „Engadget“. Power-User werden vielleicht enttäuscht sein, weil sie keinen Zugriff auf den Android-Market haben, doch dank der Cloud-basierten Apps sei alles, was der Nutzer brauche, ein guter Browser – und den könne Amazon bieten. Mit anderen populären Tablets könne das „Fire“ nicht mithalten, dafür sei die Leistung zu schlecht, die Funktionen zu eingeschränkt, das Interface hake zu sehr und der 7-Zoll-Bildschirm sei zu klein. Dafür habe Amazon digitale Inhalte und Hardware bestens aufeinander abgestimmt. Statt einer einzelnen Shopping-App habe Amazon mit dem „Fire“ einen einzigen Shop geschaffen – und enthülle damit einen vielversprechenden Einblick in die Zukunft des Einzelhandels (zum vollständigen Test).
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