Der Fachverlag UVK baut ein E-Book-Programm auf. Eine wichtige Rolle darin sollen angereicherte elektronische Bücher spielen. Im Interview mit buchreport erläutert Bernd Sonnek (Foto) von UVK, wo die Herausforderungen bei der E-Book-Konvertierung liegen.
Wie unterscheidet sich Ihre Entwicklungsarbeit an enhanced E-Books von der an angereicherten belletristischen Werken?
Das ist ein großer Unterschied. Ein Fachbuch mit Grafiken und Fußnoten überhaupt in ein elektronisches Format zu konvertieren, ist schon viel aufwendiger als einen Belletristiktitel, der in der Regel aus reinem Fließtext besteht. Inhaltlich steht bei einem Fachbuch weniger das spielerische Element, sondern die didaktische Struktur im Vordergrund.
Was bedeutet das konkret?
Die neuen technischen Möglichkeiten verändern nicht unsere Kernaufgabe als Fachverlag, den Lesern größtmöglichen Nutzwert zu bieten. Das entscheidende Kriterium für die Anreicherung eines Fachbuchs ist deshalb, ob ein Zusatzelement wirklich dem tieferen Verständnis dient. Das ist in der praktischen Umsetzung oft nicht einfach zu entscheiden, zumal wir ein neues Format entwickeln, für das es keine Vorbilder gibt und gleichzeitig grundlegende technische Probleme lösen müssen.
Zum Beispiel?
Bei unseren Fachbüchern in den Bereichen Journalismus und Filmwissenschaft zum Beispiel sind die interessantesten Zusatzelemente Videosequenzen mit Praxisbeispielen. Bei der Einbindung von Videos stoßen wir aber auch relativ schnell an die technischen Grenzen. Teilweise behelfen wir uns damit, dass wir die Filme online stellen und aus dem E-Book zu ihnen verlinken. Aber grundsätzlich bleibt unser Ziel, dass unsere enhanced E-Books auch offline gelesen werden können. Das bedeutet dann aber wiederum, dass wir unseren Autoren klarmachen müssen, dass angereicherte E-Books keine Abspielplattformen sind. Die Beschränkung auf das wirklich Wichtige ist ein Ringen.
Lohnt sich dieser Aufwand für jedes Fachbuch?
Nein, sicher nicht. Wir haben sehr schnell festgestellt, dass für viele Fachtitel das textorientierte Buch nach wie vor die beste Form ist. Wir treffen diese Entscheidung jeweils für jeden Titel und nicht dogmatisch. Wir glauben zum Beispiel, dass selbst die gute alte Lernkartei auch im digitalen Zeitalter noch ihre Existenzberechtigung hat.
Wie sieht Ihr Zeitplan für den Aufbau des E-Book-Programms aus?
Die Entwicklung ist mit sehr viel Arbeit verbunden, und als kleiner Verlag können wir nicht mal eben so ein paar neue Mitarbeiter einstellen. Aber wir haben technische und administrative Aufgaben ausgelagert und kommen gut voran. Die ersten drei Titel sind draußen und eine Reihe weiterer in der Pipeline. Bis zur Frankfurter Buchmesse wollen wir 50 Titel herausbringen.
Die Fragen stellte David Wengenroth
Bernd Sonneck
verantwortet beim Konstanzer Fachverlag UVK die Bereiche Kommunikation und Neue Medien. 1961 geboren, studierte er Politikwissenschaft, Germanistik, Geschichte und Geografie in Heidelberg und absolvierte eine Lehre als Sortimentsbuchhändler. Bei UVK arbeitet Sonneck seit 1991. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Aufbau des E-Book-Geschäfts.
Aus: buchreport.magazin Juli 2012 (hier zu bestellen)
Kommentar hinterlassen zu "Die Technik verändert nicht unsere Kernaufgabe"