Wie sich das Leben unterhaltungs- und haushaltselektronisch weiterentwickeln wird, zeigt ab dem 31. August (bis 5.9.) die Berliner Consumer Electronics Messe IFA. Im Mittelpunkt stehen die neuesten Geräte in der Unterhaltungselektronik. Auch E-Reading ist ein Thema. Ein Blick auf die aktuelle Marktlage.
© IFA
Wenn am Freitag die IFA ihre Tore öffnet, dürfte die Stimmung vor allem bei den Herstellern traditioneller Technik getrübt sein, zeigt ein Blick auf die Marktdaten der GfK-Forscher:
- Obwohl die Technikhersteller mit zahlreichen Neuerungen aufwarten wollen, scheint der traditionelle Markt zunächst gesättigt: Im ersten Halbjahr 2012 ist der Umsatz mit IT-Produkten in den sechs größten europäischen Ländern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Niederlande laut GfK um 7,3% zurückgegangen.
- Insbesondere die privaten Konsumenten sind mit Computern mittlerweile sehr gut ausgestattet. Gerade im IT-Bereich werden Geräte nur im Abstand von mehreren Jahren ersetzt werden. Darunter leiden die Verkäufe von Desk Computern und mobilen PCs am stärksten.
- Eine Entwicklung, die sich laut GfK weiter fortsetzen wird: Aufgrund der Eurokrise und der Verunsicherung vieler Konsumenten in Westeuropa, sei in der zweiten Jahreshälfte ein einstelliges Umsatzminus im IT-Markt zu erwarten.
Tablets bahnen sich den Weg in den Massenmarkt
Auf der Überholspur sind dagegen vor allem die Tablets – eine Entwicklung, von der auch die Buchbranche profitieren kann:
- Der Umsatz mit Tablets in Westeuropa hat nach Berechnungen der GfK im ersten Halbjahr um 142% zugelegt.
- Umsatzpotenzial winkt zunehmend im Business-Bereich: Zwar ist der Umsatz im Endkundenbereich laut GfK nach wie vor am größten, doch auch immer mehr Geschäftskunden greifen zum Tablet. Im Business-Bereich werden inzwischen immerhin rund 13% aller Umsätze mit Tablet-Verkäufen erzielt – was als Signal für Sach- und Fachbuchverlage gewertet werden kann, in Apps und E-Books zu investieren.
- Dass sich die Tablets ihren Weg in den Massenmarkt bahnen, zeigen auch die Daten der ARD/ZDF-Online-Studie: Demnach besitzen zwar erst 8% der deutschen Internetnutzer ein Tablet, gegenüber 2011 hat sich ihre Zahl aber bereits verdoppelt.
- Der Zuwachs ist steil: Allein im 1. Halbjahr 2012 wurden laut Consumer Electronics Marktindex (CEMIX) 1,1 Mio neue Tablets verkauft, rund 170% mehr als noch im Vorjahr.
- Von dem Tablet-Boom werde auch die Buchbranche profitieren, prophezeien die GfK-Konsumforscher: Gerade für illustrierte Sach- und Kinderbücher vergrößert sich die potenzielle Leserschaft von E-Books, die aufgrund der schwarz-weißen E-Ink-Technologie bei den E-Readern in der Regel außen vor blieben. Mit dem Preis sinke auch die Hemmschwelle, den Nachwuchs auf dem Tablet mitwischen zu lassen – oder ihnen gleich ein eigenes zu kaufen.
- Nicht nur die Tablets, auch die klassischen E-Reader verzeichnen Umsatzsprünge: Der Umsatz mit E-Book Readern stieg laut GfK in den ersten sechs Monaten des Jahres um 93,3%.
- Die Berliner Messe widmet dem Thema E-Reading mit der IFA eLibrary seit 2010 einen eigenen kleinen Bereich. Dort ist in diesem Jahr neben Hardwareherstellern wie Kobo, PocketBook und TrekStor (Liro Color) auch Libri mit seinem E-Book-Programm präsent.
Smartphones kurbeln den Mobilfunkmarkt an
Zu den großen Gewinnern auf der IFA zählen auch die Smartphone-Hersteller. Weltweit ist die Nachfrage nach Smartphones ungebrochen:
- In diesem Jahr dürften laut GfK über 650 Mio Smartphones verkauft werden – ein Plus von rund 50% im Vergleich zum vergangenen Jahr.
- Besonders in den Industrieländern werden immer mehr Smartphones nachgefragt, doch auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern wächst der Anteil der Smartphones.
- Mehr Wachstum versprechen den Konsumforschern zufolge die günstigeren Geräte, sofern es Herstellern und Händlern gelingt, die bisherigen Käufer einfacher Handys für die Vorteile eines Smartphones begeistern.
- Wer bereits ein Smartphone besitzt, lässt sich leichter überzeugen ein neues Gerät zu kaufen, wenn sich die Technik deutlich verbessert: Das kann beispielsweise ein schnellerer Prozessor, ein größeres Display mit einer höheren Auflösung oder ein Smartphone sein, das den neuen Mobilfunkstandard LTE nutzt.
Konsumenten investieren weniger Geld in Unterhaltungselektronik
Der Markt für Unterhaltungselektronik sendet dagegen Krisensignale:
- Hier liegen die Umsätze mit 18,3 Mrd Euro im ersten Halbjahr laut GfK 9,1% unter dem Vorjahreszeitraum.
- Der Bereich entwickelt sich den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich: In Deutschland erzielten Händler insgesamt 8,5% mehr Umsatz mit Fernsehern und anderen Unterhaltungsgeräten, auch in Portugal und Österreich entwickelte sich die Nachfrage gut, während Frankreich, Griechenland und Spanien einen zweistelligen Rückgang zeigen.
- Einzelne Produkte boomen dagegen laut GfK in in allen Ländern, beispielsweise internetfähige Fernseher, hochwertige Soundbars, Kopfhörer oder Kompaktsystemkameras.
- In anderen Bereichen dagegen verschärfe sich der Wettbewerb zwischen klassischer Unterhaltungselektronik auf der einen und Telekommunikation beziehungsweise IT auf der anderen Seite.
- Mit Problemen kämpft der Markt für tragbare Audiogeräte. Die starke Konkurrenz durch Handys, insbesondere Smartphones macht die MP3- und MP4-Player für viele Konsumenten überflüssig: Insgesamt wurden laut GfK 17% weniger Geräte verkauft, was zu einem Umsatzminus von 22% führt. Händler und Hersteller versuchen sich mit niedrigeren Preisen gegen die Entwicklung zu stemmen – der Durchschnittspreis geht laut GfK von 90 Euro (1. Halbjahr 2011) auf 84 Euro (1. Halbjahr 2012) zurück.
- Stark wachsend sind Dockinggeräte über die Musik von Smartphones, Tablets oder MP3/MP4-Playern abgespielt werden kann. Der Umsatz mit diesen Geräten mit Dockingmöglichkeit steigt insgesamt um 8%. Mit einem Umsatzplus von 24% ist Deutschland der am stärksten wachsende Markt.
- Auch den tragbaren Navigationsgeräten macht die Konkurrenz der Smartphones zu schaffen. Der Markt für Navigationsgeräte verzeichnet laut GfK einen Umsatzeinbruch von 20% im ersten Halbjahr – und das bei spürbar reduzierten Preisen.
Wachstumschancen sieht die GfK vor allem in der Nische:
- Zum Beispiel rückten intelligente Softwarelösungen für Smart-TV in den Fokus, die den Konsumenten auf Knopfdruck oder Klick zwischen Fernsehen, Internet surfen und Musik hören wechseln lassen.
- Ebenfalls eine große Rolle spielt die Verknüpfung von Smartphones, MP3/MP4-Playern und Tablets mit Lautsprechern oder Kopfhörern für ein Hörerlebnis zu Hause und unterwegs.
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