In diesen Wochen könnte sich entscheiden, ob der stationäre Buchhandel in Deutschland in diesem Jahr doch noch in die schwarzen Zahlen rutscht: Der neue Roman von Joanne K. Rowling startet am Donnerstag in Deutschland (zeitgleich mit Großbritannien und den US) mit hoher Auflage und den altbekannten Sicherheitsauflagen, die im Handel auf wenig Begeisterung stoßen.
1000 Euro Konventionalstrafe pro zu früh verkauftes Buch
- nicht die Verschweißung zu entfernen,
- das Buch nicht zu dekorieren,
- den Inhalt des Buches nicht zu lesen oder jemandem zum Lesen zugänglich zu machen,
- das Buch nicht an Kunden abzugeben oder anderweitig in Umlauf zu bringen.
Die Tragweite der Auflagen von Rowling hat Bücher Köndgen erst zu spät erkannt. Die Wuppertaler wollten ursprünglich den Kunden ab Mitternacht eine Lesung aus dem neuen Rowling anbieten und hatten bereits Plakate gedruckt. Die müssen jetzt überklebt werden. Neue Ansage: „Ab Mitternacht hören Sie bei uns alles außer Rowling.“ – die Kunden dürfen sich von Martin Hagemeyer eine Lesung aus Ihren Herbstromanen wünschen. Kommentar von Köndgen: „Ob Frau Rowling Angst hat, dass ihr Roman nicht mehr verkauft wird, wenn in Kiribati der erste Mensch reingeschaut hat, oder die weltweit unabhängig von Zeitzonen einheitliche Veröffentlichungsstunde nur kommerzielle Gründe hat, ob der Britin, die mit Potternächten groß gemacht wurde, jetzt die individuellen Aktivitäten ihrer Anhänger lästig sind, ob sie nur an den Schlaf der britischen Verkäufer denkt, dass diese nicht vor 8 Uhr morgens zu verkaufen brauchen, das weiß nur – Sie wissen schon wer…“
Rowling selbst äußert sich im aktuellen SPIEGEL zu ihren Auflagen: „Ich habe darüber mit Stephen King gesprochen, er ist wahrscheinlich der einzige Schriftsteller auf der Welt, der in einer ähnlichen Situation ist wie ich. Er hat es probiert mit den Leseexemplaren, sie wurden wenig später auf Ebay zum Ver- kauf angeboten. Wir leben in der Welt, in der wir leben, ein Manuskript kann in Sekunden zigfach kopiert werden. Das ist für Schriftsteller und für Verleger ein großes Problem.“
Carlsen und Ullstein nennen weitere Zahlen und mitunter kuriose Fakten rund um den neuen Roman:
- Ullstein-Verlegerin Siv Bublitz las das Manuskript erstmals im April, 700 unredigierte Seiten, in einem (so Ullstein/Carlsen) „engen fensterlosen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen“ im Londoner Verlag Little, Brown – um anschließend bis zur Veröffentlichung über den Inhalt zu schweigen.
- Die Übersetzung durch Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol durfte nicht bei Ullstein, sondern in den Verlagsräumen von Little, Brown stattfinden. Die Computer wurden zu diesem Zweck „hochgradig gesichert“.
- Alle Fahnen und Ausdrucke mussten später geschreddert werden.
- Die Produktion des Romans erfolgte in einem abgesperrten Bereich der Druckerei, Mitarbeiter durften keine Handys (mit Fotofunktion) mitbringen und wurden von eigens angestellten Wachmannschaften einer Taschenkontrolle unterzogen.
- Die Bücher werden mit verplombten LKW transportiert.
Kommentar hinterlassen zu "Teurer Vorverkauf"