Sechs Monate nach dem Begräbnis der gedruckten Großenzyklopädie „The Britannica“ folgt eine weitere Zäsur auf dem Markt für Nachschlagewerke. Macmillan will künftig die eigenen Wörterbücher nicht mehr im Print-Format herausbringen.
Im unternehmenseigenen Blog schreibt der Verlag unter der Überschrift „Stop the presses“, man werde sich von gedruckten Wörterbüchern verabschieden, um sich nur noch auf das wachsende Portfolio an digitalen Produkten (darunter die Online-Ausgabe von Macmillan Dictionary, die aktuell 10 Mio Besucher pro Monat verzeichnet) zu konzentrieren. „Der Abschied von Print ist ein befreiender Moment, weil unsere Wörterbücher ihr ideales Medium gefunden haben“, heißt es weiter.
Begründungen:
- Ein digitales Wörterbuch sei immer aktuell, während gedruckte Wörterbücher nur alle vier oder fünf Jahre ein Update erhalten hätten. Als Beispiel verweist der Verlag auf die rasante Veränderung des Wortschatzes durch die globale Finanzkrise oder die Revolution durch soziale Netzwerke, was in den aktuellen Macmillan-Wörterbüchern im Print-Format nicht berücksichtigt werde.
- In der digitalen Form seien außerdem Ergänzungen wie akustische Hinweise zur Aussprache oder interaktive Sprach-Spiele möglich. „Das Wörterbuch kann seine Flügel ausbreiten und sich von den räumlichen Beschränkungen durch das alte Buchformat befreien.“
- Die Print-Auflagen sind rückläufig: Gegenüber der „Chicago Tribune“ erklärte der Macmillan-Chefredakteur für Wörterbücher Michael Rundell, dass der Verlag beispielsweise 2002 noch 50.000 Exemplare in Korea verkauft habe, die Zahl aber bis dato eingebrochen sei, weil die Schüler und Studenten ihre Recherchen online erledigten.
Der Verlag flankiert den Print-Abschied u.a. mit einem Videoclip:
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