In der Statistik des buchreport-Umsatztrends gehören Kindermedien zu den Gewinnern. Im Oktober legten die Erlöse im Buchhandel mit Jugendbüchern fast 8% und Kinderbücher über 5% zu. Und auch auf Jahressicht liegen die Umsätze mit den Warengruppen im Plus.
Und doch herrscht nicht eitel Sonnenschein, wie Axel Dammler im Interview erläutert. Der Geschäftsführer von iconkids & youth, dem nach eigenen Angaben größten deutschen Spezialinstitut für Kinder- und Jugendforschung, vermisst sowohl im Print- als auch digitalen Bereich neue Themen. Und warnt davor, dass immer mehr branchenfremde Unternehmen in den Content-Markt drängen.
Dammler ist Moderator und Referent beim 3. Kindermedienkongress zum Thema „App und jetzt? Die Zukunft der Kindermedien zwischen Cash Cow Print und digitaler Innovation“. Die Veranstaltung der Akademie des deutschen Buchhandels findet am 26. November 2012 im Literaturhaus München statt (hier mehr Infos).
Welche Top-Trends beobachten Sie bei Kindermedien?
Eigentlich ist der Top-Trend leider, dass es etwas an Innovationen fehlt. Es kommt zwar viel Neues, aber ist dann doch oft nur „more of the same“ wie bei der Vampir- und Gruselschwemme, die wir gerade erleben. Dann gibt es Aktualisierungen von Klassikern, wie wir sie gerade im TV-Bereich z.B. mit dem „Kleinen Prinz“ oder „Dschungelbuch“ sehen, oder Themen wie „Fillys“ und „Mia and Me“, die zwar schön sind, aber doch irgendwie so wirken, als wären sie am Reißbrett zusammengestellt. Auffällig ist aber, dass immer mehr branchenfremde Unternehmen in den Content-Markt drängen und das auch recht erfolgreich tun, z.B. Mattel mit „Monster High“ oder Lego mit „Ninjago“. Das können aber nur die ganz Großen, und es zeigt auch, wie wichtig die Verwertung eines Themas über alle Plattformen heute ist.
Was bedeutet das für die Buch- und Zeitschriften-Verlage?
Ich bin zuversichtlich, dass das Buch-Geschäft erhalten bleibt, und auch bei den Zeitschriften bin ich optimistisch, was den Kindermarkt angeht. Es bewegt sich aber alles in Richtung starker Marken, die dann z.B. gleich mit ganzen Buchreihen in den Markt drängen. Selbst wenn der Markt als Ganzes sich also durchaus positiv entwickelt: Für neue, originelle Themen kleiner Anbieter wird es immer schwerer, im Markt gehört zu werden. Daran ist aber auch der Handel Schuld, der lieber auf Nummer sicher geht bzw. neuen Themen keine Chance zum Wachsen gibt. Das Problem der fehlenden Innovation kommt sicher auch daher.
Wie innovativ sind aktuell Kinder-Apps für Tablets und Smartphones?
Mir fehlen gerade in Deutschland noch die Anwendungen, die wirklich die Möglichkeiten ausreizen, die Apps bieten, sei es in Bezug auf den Sound oder die Animationen oder Videos. Da wird noch zu viel einfach billig hingeklatscht. Mir ist schon bewusst, wie aufwändig und teuer in der Produktion eine gute App ist – und das bei der noch geringen Verbreitung von Tablets oder dem Problem der verschiedenen Betriebssysteme. Aber trotzdem: Etwas mehr muss man schon bieten, wenn Smartphone und Tablet mehr sein sollen als Spielzeuge für die Wartezeit beim Kinderarzt. Es war schon immer so: Der Content treibt die Nutzung, und so lange der Content fehlt, wird sich am Nutzungsverhalten nicht viel ändern.
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