Von der Einbettung des eigenen Geschäfts in die regionale Handelslandschaft profitiert der Buchhändler nicht nur im stationären, sondern auch im Online-Geschäft. Steffen Hillebrecht von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt über Zukunftsperspektiven des Sortimentsbuchhandels.
buchreport hat bei Beratern nachgefragt: Welches Konzepte sind tragfähig? Nach
Arnd Roszinsky-Terjung (
hier mehr) skizziert Steffen Hillebrecht von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt die Situation:
Der Buchhandel verändert sich, darüber sind sich alle Beteiligten und Beobachter einig. Die Ursachen sind vielfältig, sie reichen – in bestimmten Fällen – von Managementfehlern über ungenügende Marktbeobachtung bis hin zu den strukturellen Umwälzungen, aufgrund veränderter Mediennutzung und auch aufgrund der Umschichtungen in den Haushaltsausgaben. Die großen Filialisten stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie die kleinen Einzelunternehmen. Innovative Unternehmen werden immer ihre Chance am Markt haben, und zwar mit der Kernkompetenz Buch im aktuellen Nutzungskontext.
Neue Konzepte müssen auf die Marktgegebenheiten vor Ort abgestimmt sein und von den Eigentümerbedingungen auch getragen werden, insbesondere der Ausstattung mit Eigenkapital, der fachlichen Qualifikation, dem Engagement und einer motivierenden Vision. In dem einen Fall wird eine „Kultur- und Genussbuchhandlung“ der sinnvolle Weg sein, eine Kombination aus klug gewähltem Buchsortiment und hochwertigen Lebensmitteln aus der Region sowie Kulturgütern. In dem anderen Fall reüssiert eine kuschelige Buchhandlung, die sich in der Atmosphäre auf die am Ort dominierenden Sinus-Milieus einstellt und dies mit einer fachkundigen Beratung sowie einem hohen Engagement in der Zielgruppe verbindet.
Des weiteren sind kleine und mittlere Buchhandelsunternehmen auf eine ausgewogene Einbettung in die regionale Handelslandschaft angewiesen. Der örtliche Möbelhändler, die örtliche Fahrradwerkstatt, der Bioladen, alle sind sie auf eine gewisse Art natürliche Partner, denn nur gemeinsam wird man der Online-Konkurrenz etwas Eigenes, Attraktives entgegen setzen können – statt „alle Bücher“ besser „das richtige Buch am Ort, für den umfassenden Lesegenuss“.
Auch eine gut durchdachte Online-Strategie wird allen Buchhändlern helfen. Die letzten zwei Jahre zeigten einen deutlichen Umschwung im Einkaufsverhalten, und wer Online keine sinnvolle Präsenz aufbaut, lässt diesen Umsatzanteil an sich vorbei ziehen. Dabei sollte man allerdings nicht den Fehler machen, den größten Online-Buchhändler zu kopieren. Zehn oder fünfzehn Jahre Markterfahrung lassen sich nicht einfach überholen. Aber auch hier bietet die lokale Einbindung etwas, was ein vor Ort verankerter Buchhändler als wertvolle Ressource nutzen kann – „buy local – click local“.
Alle Antworten der Berater sind im buchreport.magazin 11/2012 nachzulesen (hier zu bestellen).
Kontakt
Prof. Dr. Steffen Hillebrecht
Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Studiengang Medienmanagement
Münzstr. 12
97070 Würzburg
Tel.: 09 31/35 11-8824 oder -8954
Fax 09 31/35 11-9610
steffen.hillebrecht@fhws.de
Beratungsschwerpunkte
- Verlags- und Handelsstrategie
- Programmgestaltung
- Personalführung und –einsatz
- Marktforschung
- Medienprojekte
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