In den USA läutet das Wochenende, das dem Thanksgiving Day am vorletzten Donnerstag im November folgt, nicht nur traditionell das Weihnachtsgeschäft ein, sondern gilt auch als Gradmesser für dessen weiteren Verlauf. In diesem Jahr haben laut National Retail Federation 247 Mio Kunden von Donnerstag bis Sonntag ca. 59 Mrd Dollar ausgegeben, ein Plus von 12,5% (mehr zur Eröffnung des stationären Weihnachtsgeschäfts in den USA und GB im neuen buchreport.express 48/2012).
Auch Amazon zeigt sich nach dem Auftakt zum Weihnachtsgeschäft zufrieden: Das Unternehmen aus Seattle erklärte, dass am „Cyber Monday 2012“ (gemeint ist der vergangene Montag, 26.11.2012) so viele Kindle-Geräte wie noch nie zuvor verkauft wurden. Die eigenen E-Reader und Tablets blieben weltweit an der Spitze der meistverkauften Produkte. Über konkrete Absatzzahlen schwieg sich das Unternehmen einmal mehr aus.
- Demnach kommen 88% der Tablet-Besucher von Web-Shops über iPad-Geräte (Apple); 10% des gesamten Online-Shoppings (also auch inklusive Einkaufen am stationären PC oder per Smartphone) entfallen auf die Apple-Tablets.
- Das Amazon-Kindle-Tablet liegt mit einem Anteil von nur 2,4% sogar hinter dem Nook von Barnes and Noble (3,1%). Auf das Samsung Galaxy-Gerät entfallen 1,8%.
Wenn hier etwas schwächelt, dann die Logik dieses Beitrags. Die Studie sagt nämlich rein gar nichts über den Erfolg des Kindle Fire aus. Im Gegenteil: Was gemessen wurde, ist die Zahl der Zugriffe auf Shops, die das IBM Analytics Benchmark-Tool nutzen, nach verschiedenen Endgeräten. Der Kindle Fire ist so konzipiert, dass er Kunden zu Amazon holt, und Amazon nutzt IBMs Tool sicher nicht, dafür haben sie genug eigene. Es wäre für Amazon geradezu peinlich, wenn die Kindle Fire-Nutzer in hohem Maße in anderen Shops einkaufen würden. Das „schwache“ Ergebnis unterstreicht also eher den Erfolg von Amazons Strategie, die Kunden durch eigene Technik im eigenen Ökosystem zu halten.
Ich kann verstehen, dass viele Amazon den Erfolg nicht gönnen (um es euphemistisch auszudrücken). Aber sich in Illusionen vermeintlicher Schwäche zu ergehen, hilft niemandem. Amazon schwächelt kein bisschen – wie auch immer man dazu stehen mag.
Wenn Amazon das Benchmark-Tool nicht nutzten sollte, dürfte IBM den Kindle nicht in die Statistik aufnehmen – sonst wäre die Aussage tatsächlich verfälschend. Da sie das aber tun, gehe ich davon aus, dass Amazon mitmacht. Aber das weiß natürlich nur IBM.
Ihre Schlussfolgerung ist m.E. unzulässig. IBM wird auch dann Kindle Fire-Zugriffe in ihrem Tool verzeichnen, wenn Amazon nicht teilnimmt. Es wäre methodisch sogar falsch, diese herauszunehmen.
Allein die Tatsache, dass der Kindle-Anteil deutlich unter dem Kindle-Marktanteil liegt, zeigt m.E. klar, dass die Amazon-Shopper nicht berücksichtigt sind. Wer genau teilnimmt, geht aus der Studie nicht hervor. Amazon wird sich aber hüten, ein IBM-Analysetool einzusetzen, bei dem seine Nutzerdaten in einem (wenn auch anonymen) Pool landen. Warum sollten sie das auch tun? Die haben ihre eigenen Analysetools, die bekanntermaßen die besten im Markt sind.
Die IBM-Studie ist vermutlich im Großen und Ganzen sinnvoll und repräsentativ, nur eben nicht geeignet, um Aussagen über den Erfolg des Kindle Fire zu treffen.