Der kanadische E-Reading-Anbieter Kobo hat im vergangenen Jahr ein steiles Wachstum absolviert; in 12 Ländern ist Kobo weltweit mit lokalisierten Shops unterwegs, der globale Marktanteil wird auf 20% geschätzt. Das Geschäft in Europa soll künftig der neue europäische Geschäftsleiter Jean-Marc Dupuis (Foto, hier mehr zur Person) steuern. Im Interview mit buchreport.de skizziert der frühere Verkaufsleiter bei Apple die Strategie auf einem hart umkämpften Markt.
Was kann Kobo von Apple lernen?
Apple fokussiert die gesamte Energie auf ausgewählte Produkte, das ist unter Marketing-, Vertriebs- und Forschungs- und Entwicklungs-Gesichtspunkten ein großer Vorteil. Was Apple tut, das tun sie gut, da kann sich jedes Unternehmen etwas abschauen. Hinzu kommt, dass Steve Jobs als Unternehmer viel Courage bewiesen hat, um seine Ziele zu verfolgen – und seine Mitarbeiter animiert hat, ihm zu folgen, ohne Kompromisse einzugehen. Auf Kobo übertragen: Uns haben viele Leute gewarnt, in die USA zu gehen, weil der Markt dort so wettbewerbsintensiv ist. Wir bleiben aber bei unseren Plänen, und das wird sich früher oder später auszahlen. One more thing: Der Stellenwert von Innovationen ist nicht zu unterschätzen.
Anders als Apple wird dem ebenfalls innovativen Unternehmen Amazon oft vorgeworfen, disruptiv aufzutreten. Wo sehen Sie die Trennlinie zwischen Innovation und Disruption?
Disruption erscheint mir kurzfristiger Natur zu sein. Es ist vergleichsweise einfach, beispielsweise mit aggressiven Preisen auf einem Markt disruptive Impulse zu setzen. Entscheidend ist aber, dort mit Hilfe von Innovationen neue Werte zu schaffen.
Bis zur Erfindung des iPhones und iPads war Apple zumindest in Europa bei Kunden eher ein Geheimtipp, statt selbst die Märkte voranzutreiben. Sehen Sie da Parallelen zu Kobo?
Ich sehe eher Parallelen in der Geschichte des Macs. Bis zur Rückkehr von Steve Jobs zu Apple konnte sich der Mac auf dem Markt nicht durchsetzen. Innovationen beispielsweise im Design der Computer oder beim Betriebssystem OSX haben dem Mac zu einem Comeback verholfen. Daran sieht man, dass die Zukunft nicht in Stein gemeißelt ist und die Gewinner von heute nicht die von morgen sein müssen.
Kobo hat den Absatz von E-Readern 2012 weltweit verdoppelt. Andererseits graben Tablets dem Markt für elektronische Lesegeräte zunehmend das Wasser ab. Hören Sie die Totenglocke der E-Reader?
Nein, die IT-Branche wird oft viel zu sehr schwarz/weiß betrachtet. Ich habe früher in der MP3-Player-Branche gearbeitet. Es hat damals sehr lange gedauert, bis sich diese Geräte durchgesetzt haben. Bei den E-Readern wird es ähnlich sein. Ich gehe davon aus, dass es in den kommenden 12 bis 24 Monaten noch signifikante Preisunterschiede zwischen Tablets und E-Readern geben wird. Außerdem gibt es eine große Zielgruppe, für die E-Reader viele Vorteile besitzen, weil sie den Nutzer nicht durch Apps ablenken. Schließlich gibt es noch zahlreiche Länder, in denen E-Reading noch so klein ausfällt, dass wir fast bei Null anfangen. Gleichwohl kann auch ich nicht von der Hand weisen, dass der Tablet-Markt weltweit viel größer ist als der E-Reader-Markt. Und dass wir für Leser auch Tablets im Angebot haben müssen, damit das Wachstum unseres Geschäfts nicht deutlich abflacht.
Noch konzentriert sich Kobo inhaltlich auf E-Books. Wie wichtig werden andere Medien?
Grundsätzlich sind solche Inhalte wichtig, da die Tablets immer populärer werden. Aber wir müssen solche Inhalte nicht alle selbst anbieten, es gibt immerhin Firmen wie Spotify, die einen exzellenten Dienst machen.
In Deutschland wird viel über den Verleih von E-Books gesprochen. Ist das die Zukunft?
Das sind interessante Ansätze, aber heute haben die Verlage noch viel Angst vor Piraterie. Entscheidend ist zunächst einmal, dass die Nutzer eine Möglichkeit haben müssen, ihre Bücher auszugsweise mit anderen Lesern zu teilen, beispielsweise der eigenen Familie oder den Freunden in den Social Media. Wenn diese dann das Buch zu einem günstigeren Preis erwerben können, wäre dies eine gute Möglichkeit, um die Piraterie-Ängste der Verlage zu dämpfen.
Unternehmen wie Kobo oder Amazon liefern sich weltweit ein Duell, um im stationären Handel Partner zu gewinnen. Wie viel weiße Flecken sehen Sie noch auf der Retail-Landkarte?
Es gibt noch sehr viele. In Deutschland haben wir beispielsweise noch keinen Partner im Buchhandel gefunden. Wir stehen noch ganz am Anfang, um unsere Präsenz im Handel auszubauen.
Wie viele Firmen werden auf dem E-Book-Markt überleben?
Da muss man differenzieren: Auf der E-Reader-Seite werden sich die großen Firmen primär auf Tablets fokussieren, was Firmen wie uns Freiräume verschafft. Bei den Inhalten aber und erst recht bei den Tablets wird es in den kommenden zwölf Monaten zu einer massiv verschärften Konzentration kommen, da Apple den Vorsprung einbüßt.
Die Fragen stellte Daniel Lenz
die letzten Monate waren vielversprechend im Koboabsatz. Mal schauen, ob das nicht nur ein Strohfeuer war.
Aber eines ist klar: Kobo tritt in Deutschland noch viel zu leise, halbherzig und leider auch unprofessionell auf: E-Reader-Verkauf in der Reste-Rampe von Media-Markt, Software mit Fehlern, Website noch sehr ausbaufähig.
Man wird sehen.
Obwohl von Kobo- http://blog.kobobooks.com/app-… und Adobe http://blogs.adobe.com/digital… kommuniziert, funktioniert die Adobe-DRM-Unterstützung von in anderen Shops gekauften EPUBs nicht in der Kobo-iOS-APP.
Nachdem ein EPUB mit Adobe DRM versehen wird, funktionieren sämtliche Verlinkungen, das TOC, die Schrift- und Schriftgrößeneinstellungeb nicht mehr.
Das ist sehr schade, da die Kobo-iOS-App einige Alleinstellungsmerkmale (Anzeige „Kolumnentitel“, schnelles Blättern, kapitelweises Springen u.a.) besitzt. Selbst mit einem 2000 Seiten starken Fachbuch gibt es keine Geschwindigkeitsprobleme.
Dass Kobo in Deutschland noch keinen Partner im Buchhandel gefunden hat, verwundert mich persönlich nicht. Wir als Verlag versuchen schon seit 3 Wochen von Kobo Antwort auf ein Angebot von unserer Seite zu bekommen, aber außer Standardmails, dass die Mail eingegangen oder man sich doch bitte an eine andere Mail Adresse wenden solle, haben wir bisher nicht erhalten. Ich denke mal Herr Dupuis hat Deutschland noch nicht wirklich als Priorität gesetzt.