Jenseits des Atlantiks ist das digitale Hörbuch sehr verbreitet: US-Verleger berichten, dass der Download-Absatz bei Hörbüchern 2011 bereits bei 60% lag. Zwar wird noch immer 54% des Umsatzes über CDs erzielt, doch der Download-Bereich wächst sprunghaft. Ist diese Entwicklung auf den deutschen Markt übertragbar?
Ergebnisse aus einer US-Studie der Audio Publishers Association, für die Hörbuch-Verleger und Hörbuch-Nutzer befragt wurden:
- Die CD ist nach wie vor ein beliebtes Format: 46% der Hörbuch-Nutzer geben an, dass sie die CD gegenüber anderen Formaten bevorzugen.
- Nach Angaben der Verleger lag der Umsatzanteil der CDs 2011 bei 54%.
- Doch das Digitalformat holt auf: Der Download-Anteil am Gesamtumsatz liegt mittlerweile bei 42% – ein Plus von 24% gegenüber dem Vorjahr. (Auf 100% fehlende: MP3-CDs, Apps, Kassetten, Hörbuch-Buch-Bundles)
- Im Absatz haben Downloads die CDs bereits überholt: Während die Zahl der verkauften CDs 2011 bei 12 Mio Exemplaren stagniert ist (Marktanteil: 38%), liegt der Anteil der digitalen Downloads bereits bei 58%.
- Die Diskrepanz zwischen Umsatz und Absatz erklärt sich durch die höheren Preise der CDs gegenüber digitalen Hörbüchern.
Die Entwicklung in den USA ist nicht mit der in Deutschland zu vergleichen, betont Lübbe–Audio-Chef Marc Sieper im Gespräch mit buchreport. Zwar konnte Lübbe Audio den Umsatzanteil digitaler Hörbücher im vergangen Jahr noch einmal um 5 Prozentpunkte auf 35% steigern. „Doch insgesamt verändert sich der Markt hierzulande nicht so drastisch wie jenseits des Atlantiks“, berichtet Sieper. „Dies liegt u.a. daran, dass wir in Deutschland noch sehr viel Einzelhändler haben, die physische Tonträger anbieten, während man in den USA kaum noch Geschäfte findet, die CDs verkaufen.“
Die Hörbuch-Abteilung von Dussmann in Berlin © buchreport
Auch die Amazon-Tochter Audible verzeichnet in Deutschland „seit Jahren ein anhaltend starkes Wachstum“ im digitalen Marktsegment für Hörbücher. „Durch die ständig steigende Nutzung von Smartphones, Tablets und weiteren mobilen Geräten, entdecken immer mehr Menschen das Hörbuch “, erklärt Michael Treutler, Geschäftsführer von Audible.de, gegenüber buchreport.
Wachsende Nachfrage nach ungekürzten Hörbuch-Downloads
Lübbe Audio bietet inzwischen 10 bis 15% seines Hörbuch-Programms als originär digitale Fassung an – in Zusammenarbeit mit Audible, dem mit Abstand größten Anbieter für ungekürzte Hörbücher. Auch von Audible selbst ist zu hören, dass die Verlage immer mehr ungekürzte Hörbücher für den Download-Vertrieb produzieren, da die Nachfrage nach ungekürzten Hörbüchern im Download sehr hoch sei.
Dass die ungekürzten Hörbücher überwiegend in digitaler Form nachgefragt werden, während beim CD-Format gekürzte Fassungen beliebter sind, ist laut Sieper zum einen darauf zurückzuführen, dass bei ungekürzten Fassungen mehr CDs gepresst werden müssen – wodurch die Preise steigen. Zum anderen hat sich die MP3-CD (auf die wesentlich mehr Titel passen) in Deutschland bisher kaum durchgesetzt.
Ob sich die mp3-CD durchgesetzt hat oder nicht, hängt davon ab, wie man „durchgesetzt“ definiert.
Wenn „durchgesetzt“ bedeuten soll, dass sie eine führende Position gegenüber anderen Formaten eingenommen hat, dann eher nicht. Allerdings hat sich die mp3-CD als alternatives Format komplett etabliert. Hörbücher, die sowohl auf Audio-CDs als auch auf mp3-CDs erscheinen, verkaufen sich in der mp3-Fassung meistens besser. Die Zahl der reinen mp3-CD-Veröffentlichungen hat deutlich zugenommen. Und Ausnahmeerfolge wie etwa „Shades of Grey“ haben auch die zuvor noch skeptischen Teile des Handels überzeugt.
Wenn wir (Argon Verlag) heute einen Titel auf mp3-CD statt auf einer Audio-CD veröffentlichen, gibt es hierzu keinerlei Fragen, Kommentare oder Kritik mehr. Es ist eine nebensächliche Produkteigenschaft geworden. Viel mehr interessiert die Menschen der Inhalt, die Stimme und die Spieldauer.