Lange Zeit schien dies der nächste Schachzug von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe zu sein: der (Rück-)Kauf von Springer Science + Business Media. Doch nach wiederholten Interesse-Bekundungen macht Gütersloh jetzt einen Rückzieher.
Wie die britische „Financial Times“ berichtet, erklärte ein Bertelsmann-Sprecher, dass man nicht länger daran interessiert sei, ein Gebot für den Fachverlagskonzern abzugeben. Wirtschaftsfinformationen lägen grundsätzlich jedoch weiterhin im strategischen Fokus des Medienkonzerns. Nach Einschätzung der „FT“ hat Bertelsmann angesichts der großen Herausforderungen für Verlage wie Springer SBM den Rückzieher gemacht: Webbasiertes, Open-Access-Publishing setze die traditionellen Geschäftsmodelle der Verlage sowie deren Preissetzungs-Macht unter Druck.
Die Mutter von Springer SBM, Schwedens größte Private-Equity-Firma EQT, favorisiere weiterhin einen Börsengang des Verlagskonzerns, habe inzwischen jedoch auch Interesse-Bekundungen von Finazinvestoren wie Carlyle und Providence erhalten. Eine Übernahme des 4 Mrd Euro schweren Konzerns wäre der größte Private-Equity-Deal in Europa seit der Pleite von Lehman Brothers 2008.
Die Vorgeschichte: Springer SBM wurde 2003 unter der Regie des damaligen Bertelsmann-Chefs Gunter Thielen an die Private-Equity-Firmen Cinven und Candover veräußert, bevor die Finanzinvestoren EQT aus Schweden und der Staatsfonds GIC aus Singapur 2009 das Ruder übernahmen. Der Wert des Verlagskonzerns, der pro Jahr rund 1 Mrd Euro erwirtschaftet, wird auf bis zu 4 Mrd Euro taxiert.
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