Das Direktkundengeschäft gilt schon seit langem als problematisch. Fernando Carro glaubt aber nicht, zu spät bei Inmediaone die Reißleine gezogen zu haben. Im Kurz-Interview zeigt sich der CEO Club- und Direktmarketinggeschäfte bei Bertelsmann außerdem zuversichtlich, dass die Marke Brockhaus überlebt.
Das Direktkundengeschäft gilt schon seit Jahren als schwierig. Warum haben Sie sich so lange Zeit gelassen mit der Entscheidung?
Schwierigkeiten sind in diesem Geschäft erst seit wenigen Jahren zu sehen. Bei einer solchen Entscheidung muss man sich sehr sicher sein – das sind wir den Kolleginnen und Kollegen schuldig, die von der Entscheidung betroffen sind. Wir haben eine gründliche Analyse der Fakten vorgenommen und an einigen Stellen auch Neues versucht, um herauszufinden, ob Stabilität oder sogar Wachstum für Inmediaone erreicht werden kann. Es ist allerdings heute eindeutig zu erkennen, dass dies leider nicht möglich ist – es gibt keine wirtschaftliche Perspektive für Inmediaone. Wenn dies die Faktenlage ist, dann muss man eine solche Entscheidung treffen.
War der Zukauf der Brockhaus-Marke im Nachhinein ein Fehler?
Im Nachhinein Situationen in der Vergangenheit zu beurteilen, ist einfach und verlockend, bringt aber nichts. Was wir heute sehen, ist dass auch die Marke Brockhaus nichts an der grundsätzlichen Situation im Unternehmen geändert hat.
Sind Sie zuversichtlich, dass Sie die Marke Brockhaus lizenzieren können – sie also der Branche erhalten bleibt?
Wir würden uns sehr freuen. Es gibt viele gute Ideen und auch Chancen für die Marke Brockhaus. Aber das müssen wir in Ruhe sehen.
Was passiert mit den Wissenmedia-Substanzen?
Die werden weiterhin von bestehenden Kunden genutzt – im Wissensservice zum Beispiel, den wir weiter aktiv betreiben. Die Inhalte werden wir auch für Jahre weiter aktualisieren. Ob es andere Möglichkeiten der Nutzung gibt, werden wir sehen. Und das Brockhaus-Herbstprogramm ist weiterhin im Buchhandel zu finden, hier arbeiten wir selbstverständlich normal weiter.
Welche Perspektive ergibt sich für das Club-Geschäft, wo weiter zurückgebaut wird?
Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Entscheidung, Inmediaone schrittweise aufzulösen einerseits und der Entwicklung des Club Bertelsmann auf der anderen Seite.
Suchen Sie aktiv nach Käufern für den Club?
Nein.
Der Untergang des Direktvertriebes von Brockhausprodukten ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass der „Wasserkopf“ in den Führungsetagen immer mehr Umsatz wollten und damit die Vertriebler letztendlich dazu nötigten unserös zu verkaufen, um die gewünschten Ergebnisse einzufahren. Das hat sich nun gerecht, weil das auch dazu führte, dass Schulen und andere Bildungseinrichtungen keine zusammenarbeit mehr wünschten, also eine wichtige Adressgundlage wegbrach.
Die Herren Führungskräfte verdienten unmengen von Geld, weil sie an jedem Mitarbeiter, auch wenn dieser nur einen Vertrag im Monat fertig brachte, mitverdient haben und hatten somit großes Interesse ihre Vetternwirschaft aufrechtzuerhalten. Diese hatten es sich schön eingerichtet u. hatten gar kein Interesse die Gelddruckmachine umzuprogrammieren, viele grüße von einem dieser Vertriebler
Schon klar, hat natürlich nix damit zu tun, dass die Leute endlich angefangen haben, sich zu wehren und massenweise Klagen gegen inmediaOne einreichen. Der Laden geht pleite, weil sie ständig die ergaunerte Kohle zurückzahlen müssen.
Gibt auch nen ganz netten Blog zu dem Thema:
http://boese-geschaefte.com/
Bereits vor etwa einem Jahr wurde den Verlagspartnern durch den neu berufeben GF S.B. mitgeteilt, dass inmediaOne de facto pleite sei und nur durch einen gigantischen Geldbetrag der Muttergesellschaft am Leben bleibt um so einige Veränderungen zu wagen. Das konnte aber in fortgesetzter, alter Manier nicht fruchten.