Hilde Domin, die große deutsche Lyrikerin, hat Brigitte Riethmüller im Jahr 1970 als „exemplarische Buchhändlerin“ gewürdigt und damit ein Leben auf den Punkt gebracht. Denn eine Buchhändlerin war Brigitte Riethmüller vom 3. Lebensjahr an, als ihr Vater Richard Jordan von Karl Köhler, einem Enkel Christian Friedrich Osianders, die Osiandersche Buchhandlung kaufte. Brigitte Riethmüller absolvierte gleich nach dem Abitur eine Buchhandelslehre im elterlichen Betrieb, den sie zusammen mit ihrem Mann Konrad-Dietrich Riethmüller 1955 übernahm und zu einer der modernsten Buchhandlungen in Deutschland ausbaute. Bereits beim ersten Umbau der ehrwürdigen Buchhandlung im Jahr 1958 wurde das damals revolutionäre Prinzip der Selbstbedienung eingeführt, 1974 wurden drei neue Buchhandlungen gegründet, 1980 folgte die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung. Das 400-jährige Jubiläum 1996, den Neuanfang im Internet und den Ausbau von OSIANDER zum führenden Buchhandelsunternehmen im Südwesten verfolgte sie mit großem Interesse.
Auch außerhalb von OSIANDER übernahm Brigitte Riethmüller Verantwortung. Sie war Mitbegründerin der Tübinger Jugendbuchwochen, Mitglied im Stiftungsrat für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und engagierte sich in Tübingen als Stadträtin und im Tübinger Frauenhaus.
Brigitte Riethmüller hat trotz schwerer Schicksalsschläge ein erfülltes Leben geführt. Fünf Kinder, sechzehn Enkel und neun Urenkel haben sie in ihrem Lebensabend begleitet. Im Kreis der Familie und umgeben von ihren Büchern ist sie in der Nacht zum 25. Juni friedlich eingeschlafen.
Quelle: Osiander
Kommentar hinterlassen zu "Nachruf auf Brigitte Riethmüller"