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Karstadt-Sanierer tritt bei Weltbild an

Auf der Liste seiner Einsatzorte stehen schwere Fälle, Firmen, die am Rand der Pleite standen oder sogar über die Klippe gefallen sind. Jetzt tritt Josef Schultheis beim kriselnden Weltbild-Konzern an.
Am vergangenen Donnerstag, 24. Oktober 2013, haben die Gesellschafter der Verlagsgruppe Schultheis zum dritten Geschäftsführer bestellt, zuständig für die Restrukturierung des Konzerns. Schultheis soll ab November 2013 als Chief Restructuring Officer  in Zusammenarbeit mit den bisherigen Geschäftsführern Carel Halff und Martin Beer den Umbau von Weltbild zu einem auf den digitalen Handel fokussierten Verlags- und Buchhandelsunternehmen forcieren. Konkret soll er die „Interessen sämtlicher Gruppen, die in den Umbau involviert sind, wie beispielsweise der Arbeitnehmer sowie der finanzierenden Banken, bestmöglich im Sinne der strategischen Neuausrichtung koordinieren“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Ziel ist es, auf diesem Wege auch zukünftig den erfolgreichen Weg der Verlagsgruppe Weltbild GmbH fortzusetzen.“
Schultheis verfügt über viel Erfahrung mit Krisenkandidaten der Wirtschaft. Einige Stationen:
  • Bei Alpine, dem zweitgrößten Baukonzern Österreichs, schnürte Schultheis zuletzt ein Refinanzierungspakets mit mehr als 50 in- und ausländischen Banken und Versicherungsunternehmen. Er habe einen „hervorragenden Job gemacht“, verabschiedete Alpine-CEO Arnold Schiefer im April 2013 den Manager. Monate später wurde ein Konkursverfahren eingeleitet.
  • Im August 2011 war Schultheis als Mitglied des Vorstands der Praktiker AG angetreten, um die Restrukturierungsaufgaben zu schultern. Die Mission war offenbar zu schwierig, im Juli 2013 meldete die Baumarktkette Insolvenz an.
  • Vorher war Schultheis Geschäftsführer Finanzen der Karstadt Warenhaus GmbH, die er zuvor im Rahmen der Sanierung und Neuausrichtung zwei Jahre lang beraten und begleitet hatte.

Verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Bossmann wiederholt anlässlich der Ernennung von Schultheis, dass Betriebsrat und Belegschaft lediglich Maßnahmen mittrügen, die langfristig die Perspektive des Unternehmens sicherten. Man sei bereit, viele Hundert Ideen der Mitarbeiter in ein entsprechendes Konzept zu gießen, das Weltbild wieder erfolgreich mache. „Dazu zählen Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung genauso wie Ideen für neue Sortimente und frische Vermarktungsstrategien.“ Einer „Kahlschlag-Orgie, die sinnlos Arbeitsplätze kostet und einen einseitigen Beitrag der MitarbeiterInnen zur Sanierung fordert“, würden Beschäftigte und die Gewerkschaft „erbitterten Widerstand entgegensetzen“.

Mehr zum Thema im Dossier zum Thema Weltbild

Kommentare

3 Kommentare zu "Karstadt-Sanierer tritt bei Weltbild an"

  1. Ja, liebe Buch- und Verlagsbranche…

    Jetzt wo alle Großen Buchhhandelsketten außer Amazon ins straucheln geraten, geht es langsam aber sicher ans Eingemachte. HuDu und Thalia betreiben Rückbau, der Multichannel-Guru ist mit Multichannel gescheitert. Und auch die großen Verlage, denen es im Grunde ihres Herzens egal war, ob ihre Bücher durch Literaturenthusiasten oder Zentrallager verkauft wurden, müssen sich umsehen (bzw. vorausschauen). Denn Amazon strebt bekanntlich danach sich nun auch ihr Kerngeschäft einzuverleiben….

    Wo die Reise wohl hingehen wird?

  2. Der Begriff „Sanierer“ ist wohlgewählt, besteht doch letztlich seine einzige Aufgabe in Läden schließen und Mitarbeiter entlassen. Gerade die Beispiele „Alpine“ und „Praktiker“ zeigt es doch offensichtlich.

    Nur mal so zur Info: Wie viel verdient eigentlich so ein „Sanierer“?

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