Zum Jahreswechsel ist Jo Lendle als Hanser-Verleger in die Fußstapfen von Michael Krüger getreten. Im Interview mit der „FAZ“ erklärt er, an welchen Schrauben er drehen will, um den renommierten Verlag in die Zukunft zu führen:
- Mehr Balance: Frauen und junge Autoren sollen im Verlagsprogramm verstärkt zu Wort kommen.
- Schlankeres Programm: Lendle hat sich vorgenommen, das Programm insgesamt zu verkleinern. Wie sich die Verkleinerung mit dem Fortführen und Ergänzen verbinden lässt, sei ihm allerdings noch unklar.
- Nutzung digitaler Möglichkeiten: Den „neueren Phänomenen“ gegenüber soll sich der Verlag stärker öffnen. So denkt Lendle darüber nach, Rezensionsexemplare an Blogger zu verschicken oder neue Erzählformen und Aggregatzustände zu entwickeln – denkbar sei etwa ein digitaler Fortsetzungsroman.
- Abgrenzung der Verlage: Deuticke, Zsolnay, Nagel & Kimche und Hanser Berlin sollen weiterhin unabhängig denken, aber auch stärker voneinander abgegrenzt werden. Zudem will er die Kräfte im Sachbuch bündeln und über alle Verlage hinweg weniger Krimis machen.
Auch zur Definition des Buches im digitalen Zeitalter macht sich der neue Hanser-Verleger seine Gedanken: „Heute ist ‚Buch‘ ein Teekesselchen: ein Gegenstand und das, was er mit uns macht. So kostbar mir Ersteres ist, am Ende ist Letzteres der Grund, warum ich mein Leben mit Büchern verbringe. Der Gegenstandscharakter ist großartig, aber kein Selbstzweck. Wenn wir es auf seine Haptik reduzieren, wird das Buch irgendwann kleinlaut, wie Vinyl für Vinylfetischisten. Seine Stärke liegt in dem, was es auslöst. Ein Buch ist die Differenz zwischen meinem Leben vor der Lektüre und danach.“
Na, wenn das die Büchergrabscher hören …