Foto: Jason A. Howie, Flickr, CC BY 2.0
Auch wenn Facebook und Twitter hierzulande sehr beliebt sind: Im internationalen Vergleich sind die Deutschen vergleichsweise wenig in sozialen Netzwerken aktiv. Das zeigt eine Analyse der internationalen Digital-Agentur „We are Social“.
In der Studie „Social, Digital & Mobile in 2014“ hat die Agentur mit Hauptsitz in Singapur Zahlen zur Internet- und Social-Media-Nutzung in 24 ausgewählten Staaten zusammengetragen – darunter Deutschland, USA, Frankreich, Indien und China. Die via „Slideshare“ kostenlos zur Verfügung gestellten Folien zeigen, wie unterschiedlich Internet und soziale Medien in den vorgestellten Ländern genutzt werden. buchreport.de stellt die wichtigsten Ergebnisse für Deutschland vor.
Wie sich Verlage in den Social Media positionieren können, das erklären der AKEP-Sprecher Steffen Meier und Heiko Fischer vom Tübinger Silberburg-Verlag im buchreport-Webinar „Social Media Marketing in der Verlagspraxis“ am 29. Januar 2014. Es sind noch wenige Plätze frei, anmelden können Sie sich unter buchreport.de/webinar.
Bei der Internet-Durchdringung stehen die Deutschen noch in der ersten Reihe. Nach Großbritannien und Kanada ist Deutschland mit 85% ganz vorne mit dabei.
Im Schnitt verbringen die deutschen Internetnutzer 3 Stunden und 45 Minuten pro Tag mit dem Laptop oder PC im Internet. Wer über eine mobile Internetverbindung verfügt (62%), nutzt diese knapp eineinhalb Stunden pro Tag.
Ganz anders stellt sich die Lage dann aber bei der Social-Media-Verbreitung dar. Gemessen an der Zahl der aktiven Nutzer im jeweils größten aktiven sozialen Netzwerk des Landes rangiert Deutschland mit 28 Mio Facebook-Nutzern (35% der Bevölkerung) nur im hinteren Mittelfeld. Spitzenreiter sind die Vereinigten Arabischen Emirate mit 80%, gefolgt von Singapur (59%), Australien (57%) und Großbritannien (57%). Auch in den USA ist mehr als die Hälfte der Bürger bei Facebook aktiv (56%).
Werden hingegen nur die Internetnutzer betrachtet, so zeigt sich, dass 81% in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet sind, die meisten bei Facebook (72%) und Twitter (32%). Bei Facebook-Konkurrent Google+ ist hingegen nur jeder Fünfte angemeldet. Viele von ihnen nutzen ihren Account aber nicht mehr aktiv, nur knapp die Hälfte der Internetnutzer hat ihren Account im vergangenen Monat genutzt. Die deutschen Nutzer verbringen am Tag etwa eineinhalb Stunden in sozialen Netzwerken.
Ein (theoretischer) Versuch, wie mühsam und zeitaufwändig Social Media sein kann. Lt. vorstehender Übersicht gibt es
28.000.000 (28 Millionen) Facebook Nutzer in Deutschland.
Davon ist etwa die Hälfte aktiv, also 14.000.000 (14 Millionen).
Davon dürfte etwa 1 Prozent eine wie auch immer sich darstellende „Beziehung“ (ich nenne es mal „ich lese hin und wieder ein Buch“) zum Lesen (also ganz allgemein Literatur, oder Bücher haben). Das sind dann 140.000 Menschen, die sich unter vielen anderen Interessen auch für Bücher interessieren.
Von diesen 140.000 (hundertvierzigtausend) Menschen beschäftigen sich 1.400 (tausendvierhundert), also 1 Prozent, oder 1.400 Menschen intensiv mit Literatur, und sind damit als Multiplikatoren wichtig und interessant. Das sind die Blogger, die Community-Betreiber usw.
Vor Jahren habe ich in irgendeiner Fachzeitschrift zum Internet-Verhalten gelesen, dass eine Werbeaktion im Internet erfolgreich ist, wenn von 1.000 Klicks ein ernsthafter Interessent (also kein Käufer, nur ein Interessent) übrig bleibt. Das sind dann, um bei obiger Übersicht zu bleiben, vierzehntausend ernsthafte Interessenten.
Und nun stellt sich mir die Frage: „Was tun?“
Das ist eine unnötig pessimistische und sachlich falsche Sichtweise. Richtig ist: 75% der Leser von Büchern nutzen Social Media in irgendeiner Form. Also kann man diese 75% der Leser auch erreichen, wenn man es richtig macht. Und sogar noch mehr: 100% der Leser von Büchern sind für die gute alte „Mund-zu-Mund-Propaganda“ empfänglich. So kann man über Social Media indirekt auch diejenigen erreichen, die es selbst gar nicht nutzen – Hauptsache, man bringt ein Gespräch in Gang. Das ist die einzige Erklärung für spektakuläre Selfpublishing-Erfolge wie etwa Shades of Grey.
Ich selbst habe neben meinen Verlagsveröffentlichungen auch Selfpublishing-Experimente gemacht und dabei Erstaunliches erlebt und gelernt. Das Tolle daran ist, dass Social Media sogar dann funktionieren, wenn man selber überhaupt nichts dafür tut – solange das Produkt selbst für Gesprächsstoff sorgt. So geschehen bei meinem Minecraft-Fanfiction-Roman „Würfelwelt“, der zu meinem ungläubigen Erstaunen über Nacht von Platz 1400 auf Platz 2 der Amazon-Charts vorgerückt war. Und zwar, weil ein bekannter Youtube-Amateur das Buch – natürlich über Social Media – entdeckt und in einem seiner Videos darüber berichtet hatte, ohne dass ich das in irgendeiner Weise beeinflusst hätte.
Das soll nicht heißen, dass man die Social Media-Kanäle als Verlag oder Autor nicht aktiv nutzen sollte. Aber es zeigt, dass das wichtigste Instrument dafür eine Geschichte ist, die die Menschen anregt, darüber zu reden. Das ist doch eigentlich eine ziemlich gute Nachricht, finde ich.