Thomas Schierack (re.) führt Investoren und andere Interessenten durch den Lübbe-Keller, wo neben den Tonstudios und dem Verlagsarchiv auch schwere Motorräder zu sehen sind (Foto: O. Favre).
Am Montag hat Bastei Lübbe den versammelten Investoren in Köln neben der Bilanz der ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2013/14 auch ehrgeizige Ziele skizziert. Im Interview mit buchreport liefert der Vorstandsvorsitzende Thomas Schierack Details.
Ein zweiter Teil des Interviews und eine Analyse der Lübbe-Strategie ist im buchreport.express 8/2014 zu lesen (hier zu bestellen)
Ihr Vorstandskollege Klaus Kluge hat den Investoren erklärt, das Weihnachtsgeschäft habe 2013 den Buchhandel gerettet. Warum hat es Ihr Geschäft verhagelt?
Verhagelt hat es uns das Weihnachtsgeschäft keineswegs. Wir haben auch im dritten Quartal 2013 ein EBIT von 4,6 Mio. Euro erwirtschaftet. Dies liegt allerdings unterhalb des EBITs des Vorjahres. Wir hatten 2012 rund 450.000 Bücher von Ken Folletts „Winter der Welt“ plus 80.000 E-Books verkauft, daran konnten wir 2013 nicht anknüpfen. Das Fehlen solch eines Blockbusters schlägt sich unmittelbar in den Quartalszahlen nieder, die eben nicht immer vergleichbar sind.
Ist diese Bestseller-Volatilität an der Börse vermittelbar?
Ich glaube schon, das ist unsere Aufgabe. Ich habe schon erklärt, dass wir im ersten Quartal des nächsten Geschäftsjahres nicht mit dem 9-Mio-Euro-Umsatz mit Dan Brown 2013 werden mithalten können, dafür aber ein stärkeres 2. Halbjahr haben, als dieses Jahr.
Sie planen die Expansion in die USA und besonders nach China. Wie schätzen Sie den Wettbewerb dort ein?
In den USA können wir nur durch Verdrängung gewinnen, und das kann uns mit kurzen, interessanten und günstigen Inhalten auch gelingen. In China ist der Markt dagegen beinahe unbesetzt, ähnlich wie seinerzeit der deutsche Markt, als wir 2011 mit „Apocalypsis“ die erste digitale Serie angeboten haben. Dass wir im Digitalbereich heute so erfolgreich sind, ist dadurch zu erklären, dass wir frühzeitig Erfahrungen gesammelt haben. In China werden wir aber mit einem Partner wachsen, einer Vertriebs-Plattform, die zweistellige Milliardenumsätze erwirtschaftet.
Wie lauten Ihre internationalen Ziele?
Wir beabsichtigen in drei bis vier Jahren zwischen 30 und 35% im Ausland zu erwirtschaften.
Was ehrgeizig klingt.
Wir glauben fest an unsere Serien, die ideal für mobile Lesegeräte sind. Alleine in China gibt es 1 Mrd Mobilfunkanschlüsse. Wir hatten dort 2013 rund 1 Mio Downloads, dazu über 100.000 bezahlte. Zum Vergleich: Unsere gedruckten Romanhefte kosten 1,80 Euro, also etwas mehr als unsere Digitalserien, die bei 1 bis 1,50 Euro pro Folge liegen. Mit den Romanheften machen wir in Deutschland rund 10 Mio Euro Umsatz in Deutschland – insofern klingen 30 bis 40 Mio Euro als Ziel für den Auslandsumsatz gar nicht so weit entfernt.
In den USA scheint sich der E-Book-Markt bei 30% des Gesamtumsatzes einzupendeln. Wird das auch der deutsche Peak sein?
Solche Berechnungen fußen auf der Relation von gedruckten Büchern und ihren digitalen Ausgaben. Wenn sich daneben aber ein Markt von digitalen Inhalten entwickelt, den es im Print gar nicht gibt, dann werden 30% weder in den USA noch hierzulande das Ende sein.
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