Georg Dahm und Denis Dilba haben mit der traditionellen Verlagswelt eher missliche Erfahrungen gemacht: Im vergangenen Jahr wurde der „New Scientist“ eingestellt , wo beide in verantwortlicher Position tätig waren; Georg Dahm hatte im Jahr zuvor bereits dasselbe Desaster bei der „Financial Times Deutschland“ erlebt. „Zwei Pleiten in fünf Monaten, da kann das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit deutscher Verlage schon mal ein wenig bröckeln“, schreiben sie in der Projektpräsentation auf der Crowdfunding-Plattform Startnext. Die beiden zogen ihre Konsequenz aus dem Erlebten: Sie gründeten einen eigenen Verlag, Fail Better Media, noch im ersten Halbjahr soll das von ihnen entwickelte digitale Wissenschaftsmagazin Substanz das Spektrum der Qualitätsmedien bereichern.
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Herr Dahm, Herr Dilba, Ihre Crowdfunding-Kampagne auf Startnext läuft noch bis Sonntag, Sie liegen im Moment bei fast 29.000 Euro, 30.000 Euro sollen es werden. Alles im Plan?
Georg Dahm: Absolut. Die Kampagne ist bis jetzt toll gelaufen. Wir gehen stark davon aus, dass wir die 30.000-Euro-Marke Zielmarke knacken werden.
Denis Dilba: Das ist die erste große Hürde für das Projekt – wenn die Summe nicht erreicht wird, geht das Geld vom Treuhandkonto der Funding-Plattform zurück an die Unterstützer. Aber wie Georg schon gesagt hat: Damit rechnen wir nicht. Vielleicht schaffen wir sogar mehr als die 30.000, das wäre eine große Hilfe.
Sie zählen zu den Crowdfunding-Pionieren in Deutschland. Was würden Sie Medienschaffenden raten, die es Ihnen gleich tun wollen?
Dahm: Ich würde Crowdfunding auf jeden Fall nicht romantisieren. Es hat in den letzten Jahren viele sehr erfolgreiche Projekte gegeben, da ist so ein bisschen der Eindruck entstanden: Wenn du dein Projekt im Netz überzeugend darstellst und es schaffst, eine erste Welle loszutreten, dann entwickelt das eine Eigendynamik, und das restliche Geld kommt quasi von selbst. Dem ist nicht so. Eine solche Kampagne ist harte Arbeit vom ersten bis zum allerletzten Tag.
Dilba: Der Kommunikationsaufwand ist enorm hoch. Wir sind ständig am Telefonieren, Schreiben und müssen persönlich präsent sein. Das sollte man unbedingt einplanen. Es lohnt sich für uns aber, denn Crowdfunding ist viel mehr als nur ein Finanzierungsinstrument – mit so einer Kampagne schafft man für sein Projekt auch eine erste Öffentlichkeit. Diese Marketing- und PR-Wirkung wollten wir ganz gezielt nutzen. Genauso wichtig: Über die Kampagne bauen wir den ersten Kundenstamm auf. Wer aber ausschließlich Geld beschaffen will, dem würde ich von Crowdfunding abraten. Das geht anders in der Regel einfacher.
Mit welchem Vorlauf ist denn für eine solche Aktion zu rechnen?
Dahm: Die ersten Ideen hatten wir im April 2013, als der Spiegel-Verlag nach nur einem halben Jahr den deutschen New Scientist wieder eingestellt hat. Nach einer kurzen Wut- und Trauerphase hatten wir beide praktisch zeitgleich dieselbe Idee: Wenn die Verlage das nicht hinkriegen, müssen wir es eben selber machen.
Dilba: Dann haben wir die Idee reifen lassen, die Grundzüge eines digitalen Magazins entwickelt und viel mit Kollegen gesprochen. Im vergangenen September wurde die Sache dann konkret, als wir unsere GmbH gründeten.
Wie packt man ein solches Projekt an, was sind die ersten Schritte?
Dahm: Sie müssen sich überlegen: In welchem Stadium der Produktentwicklung starte ich meine Crowdfunding-Kampagne? Was kann ich da zeigen, was kann ich versprechen? Welches Publikum kann ich interessieren und überzeugen, was muss meine Botschaft sein, welche Gegenleistungen kann ich anbieten? Und mit welchem Ertrag kann ich rechnen? Erst dann können Sie an die eigentliche Arbeit gehen: Ihre Präsentation ausarbeiten und vor allem den Imagefilm drehen. Mit dem Film steht und fällt alles.
Dilba: Und dann kommt die Frage nach der richtigen Plattform.
Das komplette Interview ist auf pubiz.de zu lesen.
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