Der Streit um die E-Book-Konditionen zwischen Amazon und Hachette spitzt sich zu: Der Onliner hat jetzt offenbar die Vorbestell-Funktion für viele Titel der Verlagsgruppe gekappt.
Angekündigte Top-Titel, darunter J.K. Rowlings „The Silkworm“ (unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlicht), können von den Kunden derzeit nicht vorbestellt werden.
„Wir tun alles in unser Macht stehende, um eine Lösung für diese schwierige Situation zu finden“, erklärt die Verlagsgruppe in einer Mitteilung. Amazon selbst will sich nicht dazu äußern.
Wie berichtet, ist neben der US-Verlagsgruppe auch Bonnier betroffen: Nach einem Bericht der „FAZ“ (Ausgabe vom 16. Mai 2014) fordert Amazon von dem schwedischen Verlagskonzern (hierzulande u.a. mit Piper, Ullstein und Carlsen unterwegs) einen höheren Anteil beim Verkauf von E-Books. Statt der üblichen 30% wolle Amazon 40 bis 50%. Analog zum Beispiel von Hachette in den USA werden seit Anfang Mai zahlreiche Bonnier-Titel mit langen Lieferfristen verkauft, obwohl die jeweiligen Titel vorrätig sind.
Was in der Debatte, die weltweit zu Schlagzeilen führte, zu kurz kommt: Nicht die Höhe der Forderungen an sich – die bei Pubbles/Tolino, Google und Co. ähnlich hoch sind und auch bei Amazon nicht neu sind –, sondern Amazons Sanktionen gegenüber den Verlagen geben der Debatte eine neue Dimension. Ungewöhnlich ist auch, dass der Streit öffentlich ausgetragen wird.
Mehr dazu in einer ausführlichen Analyse zum Thema im buchreport.express 21/2014 (hier zu bestellen).
Ich verstehe das nicht. Kann mir mal jemand auf die Sprünge helfen?
Eigentlich schadet Amazon sich doch damit selbst. Kunden weichen auf Buchhandlungen aus, greifen zu anderen Büchern, oder verzichten ganz. Oder setzt man bei Amazon darauf, dass man damit dem gesamten Verlag die Luft abdrückt? Ist die Marktmacht schon so gross?
Bei Amazon.com geht es ca. 1% der Titel, wie sie selbst mitteilen.
Für Hachette geht es vielleicht um 20 oder 30% seines Umsatzes…
Solange die Sache nicht öffentlich wird, müßte Amazon vor diesem Hintergrund am längeren Hebel sitzen.
Jetzt, mit der Öffentlichkeit im Nacken, könnte es für Amazon etwas ungemütlicher werden; immerhin erklären sie sich bereits öffentlich; das machen sie ja nicht freiwillig.
Allerdings ist es für Hachette auch schwierig: Sie wollen schließlich neue Autorenverträge unterschreiben; und das macht sich schlecht, wenn man bei Amazon quasi ausgelistet ist.