Mit einem erfrischenden Aufruf sind die mit der AKEP-Tagung zusammengewachsen Buchtage 2014 in Berlin gestartet: Statt den Verlagen von oben herab zu erklären, was sie mit Blick auf die Digitalisierung alles falsch machen, hat sich Gerrit Pohl, Senior Evangelist bei Microsoft, auf Augenhöhe zu den Buchverlagen gestellt. Sein Credo: „Hardware ist ohne Content wertlos, deshalb sollten Technologie-Anbieter und Verlage enger zusammenarbeiten.“
Pohl, der die Sicht der Inhalte-Anbieter bei seiner zwölf-jährigen Tätigkeit in der Verlagsbranche (zehn Jahre bei Axel Springer und zwei bei Gruner+Jahr) verinnerlicht hat, ist seit Juli 2013 als Senior Evangelist bei Microsoft Deutschland insbesondere für Kooperationen in der Publishing- und Entertainment-Industrie verantwortlich. Kernfrage seiner Tätigkeiten sei immer die Frage gewesen, wie man als Unternehmen am besten mit dem schnellen technologischen Wandel mithalten kann, erklärte er in seiner Keynote in Berlin.
Von der Musikbranche könne man lernen, dass die Transformation eines Kerngeschäft normalerweise von externen Kräften vorangetrieben werde: Die technologisch starken Firmen definierten die Ökosysteme, während sich die Content-Lieferanten laufend wandeln müssten, um mithalten zu können. Aktuell müssten sich die Verlage auf „smarte“ Technologien einstellen: Bereits entwickelte Fitness Tracker, Smart Watches und Smart Glasses (wie die von Google) seien erst der Anfang, künftig würden ganze Häuser, Büros, Universitäten und Städte mit dem Internet verbunden, um den Menschen das Leben zu vereinfachen (Stichwort: „Internet of Things“).
All diese Technologien seien auf gute Inhalte angewiesen, um dem Nutzer ein tolles Erlebnis zu bieten – und hier kommen die Verlage ins Spiel: So könne beispielsweise ein Supermarkt, seinen Kunden Zugriff auf ein eigenes Rezepte-Archiv bieten, das mit dem Supermarkt verbunden ist. Wählt der Kunde ein bestimmtes Rezept aus, werden die dafür notwendigen Zutaten automatisch an einen „smarten“ Einkaufswagen übermittelt, der den Kunden anschließend im Supermarkt zu den entsprechenden Regalen navigiert. Oder „smarte“ Fahrräder zeigen ihren Nutzer die richtige Route oder sehenswerte Orte, indem sie auf eine Datenbank zurückgreifen.
Für derartige Lösungen seien die Technologie-Anbieter dringend auf die Verlage angewiesen, die die entsprechenden Inhalte liefern. Bedingung: Die Inhalte müssen medienneutral aufbereitet und mit entsprechenden Metadaten angereichert sein. Um auf diesen Wandel vorbereitet zu sein, statt von ihm überrollt zu werden, sollten sich die Technologie-Anbieter und die Verlage enger vernetzen.
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