Byliner: US-Abodienst für kürzere E-Books ohne Geld und Führung
Bye bye Byliner?
Viele Verlage experimentieren erfolgreich mit kürzeren E-Book-Formaten, die besonders bei jungen Lesern und mobiler Lektüre als attraktiv gelten (hier ein Webinar von buchreport zum Thema). Vor diesem Hintergrund überrascht die Krise bei Byliner, einem auf dieses Format spezialisierten US-Portal, bei dem sich Teile der Führungsmannschaft verabschiedet haben.
Wenige Wochen, nachdem Byliner in einer Mail an Autoren einräumte, dass es nicht gelungen sei, die eigenen Wachstumsziele zu erreichen, und dass man auf der Suche nach einem Investor sei, verlässt Mitgründer John Tayman das Unternehmen. Vor Taymans Abschied hatten bereits sein Gründer-Kollege Mark Bryant und die Cheflektorin Laura Hohnhold Adieu gesagt.
Was macht Richard Nash (Mitte)? Der frühere Vice President von Small Demons, einem Discoverability-Portal für Bücher, war, im Zuge der Pleite von Small Demons erst im Januar zu Byliner gewechselt, verantwortlich für Kooperationen mit Verlagen. Auf derBookExpo saß er mit Mark Coker (Smashwords, li.) und Don Mackinnon (Milq, re.) auf dem Podium.
Tayman hatte Byliner mit einer großen Erfahrung als Medienmacher gegründet, in seinem Lebenslauf stehen Stationen bei „Men’s Health“, „The New York Times Magazine“, „GQ“, „Life“ und „Time“. Auch als Buchautor war Tayman erfolgreich, sein Sachbuch „The Colony“ war ein Bestseller und Finalist beim Los Angeles Times Book Prize.
Das vor drei Jahren gegründete und in San Francisco ansässige Unternehmen ist auf digitale (Mini-)Originalausgaben (u.a. von hochkarätigen Autoren wie Margaret Atwood oder Jon Krakauer) spezialisiert. Nutzer zahlen 5,99 Dollar im Monat für den Zugriff auf den rund 30.000 Titel umfassenden Katalog. Zu den Investoren gehören Avalon Ventures, Freestyle Capital und Random House.
Was die Gründe für die Byliner-Krise sind, ist unklar. Womöglich hat die massive Konkurrenz im Bereich der Buch-Abo-Anbieter – rund ein Dutzend neue Firmen seit vergangenem Jahr – Byliner getroffen. Bei Scribd und Oyster erhalten die Nutzer für unter 10 Dollar Zugriff auf einen weitaus größeren Katalog (wenn auch kaum E-Originalausgaben).
US-Berater Peter Hildick-Smith (Codex Group) berichtete kürzlich im Interview mit buchreport, dass er, obwohl inzwischen auch große Verlage bei den Abodiensten mitmachen, nicht einen Durchbruch der Abo-Modelle in diesem Jahr erwarte: „Nach unseren Zahlen gab es im Zuge der vielen Medienreflexe im 4. Quartal 2013 zwar viele neue Kunden für die Subskriptions-Anbieter, diese Welle flachte aber schon ab November wieder etwas ab, und zwar sowohl bei der Anzahl der neuen Abos als auch dem Grad der Aktivität der Kunden. Bei unserer Erhebung vom März 2014 haben wir beispielsweise festgestellt, dass ein Viertel der Buchkäufer die Kindle Lending Library genutzt hat, aber davon nur die Hälfte diese regelmäßig als Quelle für neue Lektüren verwendet. Bei Oyster liegt der Anteil der regelmäßigen Nutzer nur bei einem Drittel. Eine weitere Statistik: 13% der Buchkäufer haben sich schon wieder bei der Kindle-Bücherei verabschiedet, bei Oyster waren es sogar 77%.“
Mehr zum Thema Buch-Abos im buchreport.express 24/2014 (hier zu bestellen); eine größere Analyse folgt im buchreport.magazin 7/2014.
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